Autobahn A7: Kein separates Tempolimit mehr für Motorräder

80 km/h-Tempolimit auf A7 aufgehoben
Kein separates Tempolimit mehr für Motorräder

Veröffentlicht am 23.09.2024
Tempolimit 80 für Motorräder auf der A7
Foto: privat

Weil der Fahrbahnbelag erhebliche Schäden aufweist, galt seit Mitte August 2024 auf der A7 zwischen Feuchtwangen-West in Bayern und Aalen/Oberkochen in Baden-Württemberg ein Tempolimit. So weit, so normal. Doch während Autos auf der rund 40 Kilometer langen Strecke 120 km/h fahren durften, war die Geschwindigkeit für Motorräder auf nur 80 km/h beschränkt. Am 18. September wurde das Tempolimit wieder aufgehoben. Das heißt aber nicht, dass es im Sommer 2025 nicht erneut gelten könnte. Auch eine Sperrung der linken Spur für Motorräder ist für 2025 im Gespräch, mehr dazu im MOTORRAD-Interview mit der Autobahn GmbH.

Tempolimit 80 für Motorräder auf der A7
privat

Tempolimit nach Medienberichten aufgehoben

Die Schilder sind weg! Das war die überraschende Erkenntnis einer MOTORRAD-Fahrt über die A7. Das umstrittene Motorrad-Tempolimit von 80 km/h bei erlaubten 120 km/h für Autos zwischen Feuchtwangen-West und Aalen/Oberkochen (zwischen Würzburg und Ulm) wurde am Mittwoch, 18. September, sang- und klanglos wieder aufgehoben, bestätigte eine Sprecherin der verantwortlichen Autobahn GmbH Südbayern auf Nachfrage. Es galt seit Mitte August auf rund 40 Kilometern Länge und wurde mit dem schlechten Zustand der Beton-Fahrbahn begründet. Der schlechte Zustand stelle eine Gefahr für schneller fahrende Motorräder dar. Dabei verwies ein Sprecher der Autobahn GmbH auf einen tödlichen Motorradunfall aus der Vergangenheit. Gemeint war offenbar das Hitze-Blow-up auf der A 93, das 2013 einem Harley-Fahrer das Leben kostete.

Dazu hieß es im September 2024, dass aufgrund der tieferen Temperaturen diese Gefahr nicht mehr bestehe. Ob das umstrittene Motorrad-Tempolimit im Sommer 2025 wieder verhängt werden soll, sei noch offen. Auf die gefährliche Unsinnigkeit, Motorräder ausgerechnet auf die besonders schadhafte rechte Spur zwischen die Lkw zu verbannen, hatte MOTORRAD hingewiesen. Zu diesem Thema interviewte SWR3 die MOTORRAD-Redakteurin Eva Breutel. Den Beitrag könnt ihr hier nachhören.

Tempolimit 80 km/h galt nur für Motorräder

Mit Bekanntwerden des Tempolimits aus 80 km/h im August 2024, hieß es auf MOTORRAD-Nachfrage bei der zuständigen Autobahndirektion, das habe man beschlossen, "um Stürze und Personenschäden durch eventuell vom Lenkenden zu spät erkannte Schadstellen zu vermeiden" und so "die sichere Befahrbarkeit" für alle Verkehrsteilnehmer sicherzustellen.

Autos durften 120 km/h fahren

Aber ist das wirklich sicher? Im Grunde hatte die Autobahndirektion – zuständig ist übrigens die Niederlassung Südbayern in München – zwar eine Gefahr gebannt, aber eine neue geschaffen. Denn Motorräder sollten dort nun ganze 40 km/h langsamer fahren als Pkw und wurden so auf die von Lkw schwer verschlissene und dadurch besonders holprige rechte Spur verbannt. Zwischen den schweren Lastwagen eingeklemmt, sollten Motorradfahrer ausharren – und das auf langen 40 Kilometern.

In der Praxis gefährlicher statt sicherer

Dadurch waren gefährliche Situationen quasi vorprogrammiert, wie auch durch drängelnde Autofahrer, wenn sich die Biker doch auf die linke Spur wagten. Auf den entsprechenden Einwand von MOTORRAD, dass unterschiedliche Tempolimits für Auto- und Motorradfahrer das Unfallrisiko für letztere erhöhten und nur eine einheitliche Geschwindigkeitsbeschränkung sicher sei, ging die Autobahndirektion nicht ein.

Autobahn A7 soll baldmöglichst saniert werden

Obendrein stand zu Beginn noch nicht fest, wie lange dieses ungleiche Tempolimit gelten sollte. Generell, so hieß es aus München, "hat die alte Betonfahrbahn zwischen Feuchtwangen-West und Aalen/Oberkochen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und ist nicht mehr leistungsfähig." Mittelfristig müsse die Fahrbahn grundlegend saniert werden, kurzfristig wolle man die besonders geschädigten Bereiche streifenweise erneuern. Wann das sein wird, konnte man auf MOTORRAD-Nachfrage allerdings nicht sagen. Immerhin heißt es abschließend: "Wir setzen jedoch alles daran, die streifenweise Erneuerung baldmöglichst umzusetzen".

Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) aktiv

MOTORRAD informierte derweil den Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), der hier auf seiner Homepage ein aktuelles Verzeichnis von Strecken mit unterschiedlichen Tempolimits für Motorräder und Pkw anlegen möchte. Der schaltete einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Anwalt ein. Dieser forderte die zuständige Betreibergesellschaft Autobahn GmbH Südbayern Mitte September 2024 auf, das Tempolimit für alle Fahrzeugklassen zu vereinheitlichen und begründete es damit, dass das aktuelle 80-km/h-Limit nur für Motorradfahrer diese massiv gefährde. Dieser Aufforderung folgte die Betreibergesellschaft wohl am 18. September, denn die Konsequenz wäre eine Klage gewesen.

Klage als nächster Schritt

"Wenn das Tempolimit für alle gleich ist, dann können wir gut damit leben", sagte der BVDM-Beauftragte für Streckensperrungen, Michael Wilczynski. Sollte die Autobahn-Behörde der Aufforderung seitens des Rechtsanwalts nicht folgen, wäre eine Klage gegen das ungleiche Limit der logische nächste Schritt.