19.866 neue Vespas in Deutschland. Das ist die Summe an Vespa-Rollern, die bis September im Jahr 2025 ihre Erstzulassung bekamen. Krass! Kein Wunder, dass seit Jahren Rollerhersteller aus aller Herren Länder mit Retro-Rollern versuchen, ein Stückchen vom Erfolg der Vespa abzuhobeln. Bisher allerdings recht erfolglos.
Vespa mit bestehendem Designschutz
Das liegt zum einen an der unglaublich starken Marke Vespa selbst und zum anderen am bestehenden Designschutz, den Konzernmutter Piaggio auf die Vespa hat. Was also aussieht wie eine Vespa, aber keine ist, wird verklagt. Meist mit Erfolg.
Entsprechend überrascht es nicht, dass neue Marken ihre Retro-Roller nicht mehr strikt von der Vespa ableiten, sondern den einstigen Erzrivalen Lambretta als Vorlage nehmen. Oder die Designelemente werden gemischt.
Mit den neuen Modellen von Royal Alloy und der durch chinesische Eigner wiederbelebten Marke Lambretta stehen abseits der Vespa interessante Roller zur Wahl. Und: die 300er und 350er-Modelle sind durchweg deutlich stärker als die aktuelle Vespa, für weniger Geld.
Vespa, Vespa und Vespa
Die Vespa ist in Deutschland allgegenwärtig. Ob als 125er oder 300 oder 310er, ob als Primavera, GTS Super, GTS oder GTV – Vespa geht immer. Und das, obwohl sie in keiner Variante einen Superlativ bietet. Die Motoren sind in ihrer Klasse nie unter den stärksten und fahrdynamisch sind die kleinen 12-Zoll-Räder – ein anderes Merkmal der Vespa – schon lange nicht mehr die beste Wahl.
Vespa GTS 310 – endlich mehr Leistung
Zumindest das Thema der Leistung ging Piaggio für 2025 an. Aus der GTS 300 wurde die 310. In der Modellbezeichung nur ein kleiner Unterschied, technisch hingegen ein großer Schritt. Denn der Motor wuchs von 278 Kubik um 11 Prozent auf echte 310 Kubik. Zwar erhöhte Piaggio so die Spitzenleistung nur um knapp 1,2 PS, doch erreicht der Einzylinder der 310er-Vespa seine 25 PS schon bei 6.500 Touren statt zuvor bei 8.250/min. Das Drehmoment steigt ebenfalls, und zwar exakt im Verhältnis zum Hubraum, um 11 Prozent von 26 auf 28,9 Nm 5.250/min.
Zu haben ist die Vespa GTS 310 im Modelljahr 2025 ab 7.199 Euro.
Royal Alloy JPS 350 – stärker und günstiger
Eine Mischung aus einer Prise Vespa mit viel Lambretta will der Royal Alloy JPS 350 auf Kundenfang gehen. Wobei die 350 Kubik den Hubraum nur vorgaukeln. Tatsächlich misst der Einzylinder nur 309 Kubik, leistet allerdings 27 PS bei 8.000/min und erzeugt 27,5 Nm bei 6.000 Touren. Trotz höherer Drehzahlen sind die 2 PS nicht übersehbar.
Technisch ist der Royal Alloy wie die Vespa klar auf alt getrimmt. Gezogene Kurzschwinge vorn mit 2 Federbeinen, ABS und ebenfalls mit 12-Zoll-Rädern. Allerdings sind die Reifen der JPS in 110/70 vorn und 12/70 hinten jeweils um 10 Millimeter schmaler.
Interessant: Trotz Karosse aus Blech wiegt der Retro-Roller Royal Alloy JPS 350 angeblich nur 145 Kilo mit 10,5 Liter Benzin im Tank. Das sind 18 Kilo weniger als die Vespa. Ebenfalls geringer ist der Preis. Royal Alloy möchte in Deutschland für den JPS 350 ab 6.500 Euro haben.
Lambretta G-Special 350 – großer Motor, kleiner Preis
Sie sieht aus wie das Original und heißt so. Doch die Lambretta G-Special 350 ist neu. Die Firma ist mittlerweile in China heimisch und baut dort Roller nach altem Vorbild. Und ähnlicher Machart: mit Blechkarosse, gezogener Kurzschwinge vorn und 12-Zoll-Rädern.
Im Unterschied zum Royal Alloy täuscht sie die 350 Kubik nicht so stark vor, sondern liefert mit 330 Kubik tatsächlich nennenswert mehr Hubraum. Den kann der Einzylinder allerdings nicht völlig in Kraft und Leistung wandeln, wobei der mit 26 PS bei 7.500 Touren trotzdem etwas stärker als die Vespa ist, beim Drehmoment mit 25,5 Nm deutlich hinter ihr bleibt und sie beim Gewicht mit 173 Kilo sogar überflügelt.
Einzig beim Preis punktet die Lambretta, die Ende 2025 in Deutschland ab 6.559 Euro zu haben ist.