Neuer V4 von Yamaha bereits im Test: Neuer Motor für die MotoGP oder auch für die R1?

Neuer V4 von Yamaha im Test
Nur MotoGP oder doch noch R1?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 12.09.2025
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Lange galt Yamaha als letzter Verfechter des Crossplane-Reihenvierers in der MotoGP mit schwindendem Erfolg. Endlich ziehen die Japaner die Reißleine: Der neue V4 von Yamaha feiert in Misano seine erste große Bühne. Testfahrer Augusto Fernández nimmt mit einer Wild Card am San-Marino-GP teil – ein historischer Moment, denn erstmals rollt eine Yamaha mit V-Motor an einen GP-Start.

Für die Stammfahrer Fabio Quartararo und Álex Rins bleibt es im Rennen noch beim alten Motor. Ihre Zeit mit dem neuen V4 von Yamaha kommt bei den offiziellen Testtagen danach, wobei bei geheimen Tests die ersten Runden schon gefahren wurden. Mit diesem Projekt stellt Yamaha zudem zum ersten Mal seit dem Start der MotoGP 2002 ein völlig neues Basis-Motorrad vor – ein radikaler Schritt, der die Entwicklungsphilosophie des Teams neu definiert.

Neue Aerodynamik fürs neue Triebwerk

Der Wechsel auf den neuen V4 von Yamaha bedeutet weit mehr als nur einen anderen Zylinderwinkel – er erfordert ein komplett neu gedachtes Gesamtpaket. Mit der schmaleren Bauweise des Motors konnten die Verkleidungen ebenfalls schlanker ausfallen, was aerodynamische Vorteile bringt. Gleichzeitig musste die Kühlluftführung angepasst werden: Die Öffnungen wandern weiter nach hinten, um die hintere Zylinderbank zuverlässig mit Frischluft zu versorgen.

Auch die Abgasführung stellt höhere Anforderungen: Zwei Schalldämpfer, einer unter dem Heck und einer seitlich neben der Schwinge, sind die direkte Folge des V-Motorlayouts. Damit prägt der neue V4 von Yamaha nicht nur die Technik, sondern verleiht auch der gesamten Maschine ein eigenständiges Erscheinungsbild.

Yamaha M1 V4-Motor
Yamaha

Vorteile des V-Layouts

Technisch bringt der neue V4 von Yamaha gleich mehrere Pluspunkte. Er ist deutlich schmaler als ein vergleichbarer Reihenmotor, was den Ingenieuren erlaubt, die Aerodynamik enger zu zeichnen. Die kürzere Kurbelwelle reduziert die gyroskopischen Kräfte in Schräglage, wodurch sich das Handling direkter anfühlt. Zudem lässt sich das Gewicht flexibler im Chassis verteilen, weil die schweren Komponenten nicht alle auf einer Linie liegen. Das sind genau die Argumente, warum Ducati, Honda, KTM und Aprilia seit Jahren erfolgreich auf V4 setzen – und warum Yamaha den Umstieg wagt.

Übrigens Wie gravierend der V4 das Motorrad verändert, zeigt der neue Rahmen, der auf den Bildern deutlich länger baut als bisher. Mit der alten M1 hat die V4-Version nichts mehr gemeinsam.

Herausforderung Kühlung und Packaging

Doch wo Licht ist, ist Schatten: Der neue V4 von Yamaha muss zeigen, wie gut sich die typischen Probleme des Layouts in den Griff bekommen lassen. Die hintere Zylinderbank liegt im Windschatten und verlangt eine ausgefeilte Kühlluftführung. Auch die aufwendige Krümmerführung macht das Packaging anspruchsvoller, da Abgaswärme direkt unter Tank und Sitz entsteht. Für die Ingenieure bedeutet das, jede Leitung und jeden Kühler exakt zu positionieren, um Performance und Haltbarkeit sicherzustellen. Der neue V4 von Yamaha ist also Chance und Herausforderung zugleich.

Yamaha M1 V4-Motor
Yamaha
Yamaha M1 V4-Motor
Yamaha

Blick auf die Zukunft: R1 mit V4?

Schon 2026 plant Yamaha, den neuen V4 in der MotoGP einzusetzen. Die Entscheidung steht zwar noch aus, doch die Entwicklung des aktuellen Reihenmotors sei bereits eingestellt. Spätestens 2027 wird der V4 kommen, denn ab dann gilt ein neues Hubraumlimit von 850 Kubik in der MotoGP. Sprich: 2026 wäre das vorerst einzige Jahr mit rund 1.000 Kubik.

Und diese Zahl lässt träumen: Bringt Yamaha den V4 in die World Superbike und damit in eine neue R1? Wohl kaum, denn die GP-Motoren haben rein gar nichts mit den Serienmotoren der Superbikes zu tun und in dieser Klasse fährt derzeit nur Ducati mit einem V4 – zwar erfolgreich, aber technisch als Einzelkämpfer.

Allerdings: Wenn Yamaha schon dabei ist, spricht rein nichts gegen einen V4 in einer neuen R1. Durch die Crossplane-Kurbelwelle klingt die R1 bereits heute schon so.