240-PS-Geheimnis fast gelüftet: neue Details zum Fünfzylinder von MV Agusta

Motor-Sensation MV Agusta Cinque Cilindri
Mehr Details zum neuen 5-Zylinder von MV Agusta

ArtikeldatumVeröffentlicht am 14.11.2025
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MV Agusta zeigt einige konkrete Details zum neuen 5-Zylinder-Konzept – und wirft neue Fragen auf. Wurde der Motor auf der EICMA zwar bereits als Square-Motor bezeichnet, was auf 2 Kurbelwellen hinweist, wurde die konkrete Nachfrage auf die Zahl mit "eins" beantwortet. Damit wäre der neue Motor technisch der VR-Bauweise näher als der Square-Bauweise. Doch mittlerweile gibt MV Agusta selbst an, zwei Kurbelwellen einzubauen. MOTORRAD schaut sich das genauer an.

Wie viele Kurbelwellen hat der neue 5-Zylinder von MV Agusta?

Das Konzept von MV Agusta ist ein Fünfzylinder-Motor, der keiner klassischen Bauform entspricht. Er ist kein eindeutiger Reihen- und kein echter V-Motor. Drei Zylinder sind in einer vorderen Reihe angeordnet, zwei weitere leicht versetzt dahinter. Dieses Layout erinnert konzeptionell an die VR-Motoren von Volkswagen, wie den bekannten VR6 oder VR5 – oder an den VR6 von Horex, bei denen die Zylinderbänke eng zueinanderstehen und mit einer gemeinsamen Kurbelwelle kombiniert sind.

MV Agusta sprach auf der EICMA zunächst selbst von einer "Square"-Bauweise, um den besonderen, kompakten Aufbau zu betonen, allerdings im Gegensatz zu früheren "Square"-Konstruktionen – wie dem legendären Suzuki-RG 500-Motor mit zwei Kurbelwellen – konkretisierte MV Agusta zunächst, eine einzige Kurbelwelle einzubauen.

Mitte November 2025 teilte MV Agusta weitere Details mit, wobei die Angabe von zwei Kurbelwellen auffällt und irritiert. Im neuen 5-Zylinder wäre demnach eine Kurbelwelle für die drei vorderen Pleuel eingebaut und eine Kurbelwelle für die beiden hinteren. Allerdings mit dem Zusatz, die Zweite wäre in einer U-Form angeordnet. Was das bedeutet oder wie das aussieht, bleibt bis auf Weiteres ein Geheimnis.

Übrigens Die VR-Bauweise ist bereits seit 1915 bekannt und unregelmäßig im Einsatz. Zuletzt von 1991 bis 2024 in Großserie bei Volkswagen. Der Vorteil ist klar: Die schmale Bauweise eines V-Motors kombiniert mit der einfachen Konstruktion des Reihenmotors, da die in V-Bauweise angeordneten Zylinder mit einem sehr spitzen Winkel erlauben, nur einen Zylinderkopf zu verwenden. Nachteil auch in den Versionen von Horex im Motorrad: Die bisherige Serienbauweise mit Einlass und Auslass auf je einer Seite des Zylinderkopfs bedingt ungleich lange Ansaug- und Abgaswege je Zylindereihe. Letzteres mit dem Nachteil, dass der heiße Auslass der hinteren Zylinder am kühlen Einlass der vorderen Brennräume vorbeiströmt und die Kühlung herausfordert. Im Gegensatz dazu steht der echte Square-Motor mit zwei Kurbelwellen, dessen Zylinderbänke räumlich getrennt sind und im Grunde zwei Motoren in einem Gehäuse darstellen. Hier überwiegen die Nachteile durch das zusätzliche Gewicht und die Reibung des zusätzlichen Kurbeltriebs.

MV Agusta löst die Probleme der VR-Motoren

Technisch auffällig am 5-Zylinder von MV Agusta ist der Ventiltrieb mit drei Nockenwellen. Diese Zahl ist zwar nicht neu und bei 4 Ventilen je Brennraum nötig, allerdings löst MV Agusta mit einer neuen Architektur des Zylinderkopfs die Probleme der ungleich langen Gaswege des VR-Motors. Wie bei einem V-Motor saugt der 5-Zylinder im gedachten V an und stößt jeweils auf der Außenseite aus. So bleiben die Gaswege gleich lang, und das heiße Abgas muss nicht unnötig lang durch den Zylinderkopf strömen.

Ein weiterer Entwicklungsschritt: Nebenaggregate wie Wasserpumpe oder Ölpumpe sollen künftig elektrisch angetrieben werden. Das reduziert die innere Reibung und erhöht die Effizienz – ein Ansatz, den bisher kaum ein Motorradhersteller in dieser Konsequenz umgesetzt hat, während das bei Pkw-Motoren mitunter Standard ist.

Über 240 PS und 16.000 Touren möglich

Ob nun VR oder Square, eine Kurbelwelle oder zwei: Der neue 5-Zylinder soll die Plattform für zukünftige MV Agusta-Modelle sein und nicht Ersatz für die bestehenden Reihendreizylinder oder Vierzylinder. Der Hubraum soll zwischen 800 und 1.150 cm³ variieren können, was eine breite Einsatzpalette ermöglicht – von sportlichen Naked Bikes hin zu Supersportlern.

In der größten Ausbaustufe stehen über 240 PS Leistung bei 16.000/min und 135 Nm bei 8.500/min im Raum. Werte, die den MV-Agusta-Motor direkt in die Top-Liga der Ducati Panigale V4 oder BMW S 1000 RR heben würden. Damit könnte MV Agusta sich technisch auf Augenhöhe mit den führenden Superbikes bringen, jedoch mit einer gänzlich eigenständigen Motorkonfiguration.

Technische Daten des VR5-Motors Cinque Cilindri von MV Agusta (soweit bisher bekannt)

  • Zylinderzahl: 5
  • Bauart: "Square"-Motor, versetzte Zylinderanordnung nach VR-Prinzip
  • Kurbelwelle: bisher widersprüchliche Angaben, eine oder zwei
  • Nockenwellen: 3
  • Ventile: 4 je Zylinder
  • Hubraum: 800–1150 cm³ (skalierbar)
  • Leistung: bis über 240 PS bei 16.000/min
  • Drehmoment: bis 135 Nm bei 8.500/min
  • Antrieb Nebenaggregate: elektrisch (z. B. Wasserpumpe, Ölpumpe)

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