Honda VFR 750 F (Typ RC 24) im Test
Die beste VFR?

Die erste Variante (Typ RC 24) des legendären V4-Sporttourers Honda VFR 750 F gilt bei manchen Fans als die beste. Zu Recht?

Die beste VFR?
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Die fantastischen Vier sind nicht nur eine erfolgreiche Hip-Hop-Band, der Begriff könnte auch für den legendären V4-Motor der VFR 750 F stehen. Mit kultiviertem Lauf und toller Durchzugsstärke hat er von Anfang an begeistert, seine enorme Langlebigkeit konnte er inzwischen tausendfach unter Beweis stellen. Von knapp über Standgas bis über 11000/min liefert der V4 gleichmäßig zulegend satten Schub und betört mit dezentem, aber unverwechselbarem Sound. Die gemäßigt tourensportliche Sitzhaltung passt für flottes Landstraßen-Heizen wie auch für ausgedehnte Touren, sogar Gepäck und Beifahrer sind willkommen. Das Fahrwerk der 222 Kilogramm leichten Honda macht ebenfalls alles mit und glänzt selbst bei sportlicher Fahrweise auf welliger Piste mit stoischer Stabilität. Die Ende der 1980er noch üblichen schmalen Reifen sehen zwar wenig eindrucksvoll aus, ermöglichen aber die tolle Handlichkeit der schlanken Japanerin. Aufstellen beim Bremsen in Schräglage? Kein Thema. Bei so viel Perfektion verwundert es kaum, dass die Stopper der VFR zur bissigen und standfesten Sorte gehören und nebenbei noch bestens zu dosieren sind. Die Zweitauflage der RC 24 ab 1988 glänzt nicht nur mit harmonischerer 17-Zoll-Bereifung (statt 16-/18-Zoll), sondern auch mit gut schützender, höhenverstellbarer Scheibe und noch üppiger bestücktem Cockpit. Gute Ausstattung und feine Verarbeitung sind für die VFR sowieso Ehrensache. Wenn man ihr überhaupt etwas vorwerfen kann, dann höchstens die zu kurzen Spiegelarme. Die legendäre V4-Honda gewinnt vielleicht keinen Vergleichstest mehr gegen aktuelle 750er, die Sympathien des Fahrers im Sattel aber jederzeit.

Unsere Highlights

Kurzurteil:
positiv
● Sehr durchzugsstark
● Stabiles Fahrwerk
● Sehr langlebiger V4-Motor
● Leicht, ziemlich handlich
● Tolle Ausstattung und hochwertige Verarbeitung
● Sehr wirksame Bremsen

negativ
● Uncool wirkender
  schmaler Hinterreifen
● Mäßige Sicht in den Spiegeln

Die VFR-Familie

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Baujahr 1986

Die erste VFR 750 F von 1986 setzte Maßstäbe, hatte aber bis zum Facelift 1988 noch ungleiche Radgrößen (16 Zoll vorn, 18 Zoll hinten). Die seltene Renn-Replika VFR 750 R (RC 30) von 1988 glänzte mit Edel-Teilen wie Einarmschwinge, Vier-in-eins-Auspuff u.v.m.. Die RC 36 (ab 1990) erhielt ebenfalls eine Einarmschwinge und breitere Räder als die RC 24, war aber auch deutlich schwerer.

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Baujahr 1988
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Baujahr 1990

Die Konkurrenz

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Kawasaki GPX 750 R, Suzuki GSX 750 F und Yamaha FZ 750.

Kawasaki GPX 750 R
Die kantige Kawa ist sehr handlich, ihr Fahrwerk leidet aber unter mäßigen Federelementen und ist nicht sonderlich stabil.
Preis: 6568 Euro (1989)

Suzuki GSX 750 F
Etwas bieder und unscheinbar: Die GSX mit dem luft-/ölgekühlten Vierzylinder taugt zu fast allem, neigt aber zum Suff.
Preis: 6279 Euro (1989)

Yamaha FZ 750
Ihre Stärke ist der kräftige 20-Ventil-Motor. Bremsen und Komfort sind o.k., Handling und Federung könnten besser sein.
Preis: 6946 Euro (1989)

Abschluss-Zeugnis Honda VFR 750 F

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Die schlanke Silhouette der windschlüpfrigen Verkleidung sieht nicht nur gut aus, sie ermöglicht auch die stolze Spitze von über 230 km/h.

Motor
Der durchzugsstarke V4 ist ein Gedicht: hohe Laufkultur, Kraft bei jeder Drehzahl, maßvolle Trinksitten und dazu noch herrlicher Sound.
4 von 5 Punkten

Fahrwerk
An der Handlichkeit und Stabilität der Honda gibt es wenig auszusetzen. Die Federelemente sind vielfältig einstellbar, von soft bis sportlich.
4 von 5 Punkten

Bremsen
Bissig, standfest und sehr gut dosierbar – Honda zeigt mit den Vierkolbensattel-Stoppern der VFR, was schon Ende der 1980er-Jahre machbar war.
4 von 5 Punkten

Ausstattung
Von der verstellbaren Scheibe über einstellbare Kupplungs- und Brems-hebel bis zum Hauptständer – der top verarbeiteten VFR fehlt‘s an nichts.
5 von 5 Punkten

Komfort
Fahrer und Beifahrer finden ent-spannte Sitzplätze vor, genießen ordentlichen Windschutz und sauber arbeitende Federelemente.
4 von 5 Punkten

Einsteigertauglichkeit

Die VFR ist relativ leicht, handlich und gut zu beherrschen. Der V4 gibt seine Leistung gut kontrollierbar ab. Damit kommen auch Anfänger zurecht.
4 von 5 Punkten

In der Stadt

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Das Handrad für die Einstellung des hinteren Federbeins auf unterschiedliche Beladung ist gut zugänglich und erlaubt eine praxisgerechte Justierung.

Der geschmeidig laufende V4 erlaubt Anfahren mit Standgas, zusammen mit der leichtgängigen Kupplung bleibt Stop-and-go-Verkehr so stressfrei. Die entspannte Sitzhaltung und das relativ geringe Gewicht erleichtern den Alltag im Stadtverkehr ebenfalls. Die Sicht in den Spiegeln ist jedoch eingeschränkt.

Auf der Landstraße:

Hier machen sich die heute uncool wirkenden, schmalen Reifen (110er vorn, 140er hinten) bezahlt. Die leichte VFR glänzt mit toller Handlichkeit, lässt sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen und sorgt mit bissigen, standfesten Bremsen für mächtig Fahrspaß. Dazu ein bullig anschiebender V4 – was will man mehr?

Auf der Autobahn:

Mit gut schützender Verkleidung und einer Spitze von über 230 km/h ist die VFR für die Autobahn gut gerüstet. Der 20-Liter-Tank sorgt für ordentliche Reichweite, wenn man mit der durchaus reisetauglichen Honda auf Tour geht. Auch ein Beifahrer genießt auf der großzügig gestalteten Bank guten Komfort.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023