Honda CB 400 Four im Fokus

Honda CB 400 Four im Fokus Hommage an die legendäre 750er

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Zum 50. Gründungsjubiläum beschenkte Honda 1998 den japanischen Markt mit einer Honda CB 400 Four im klassischen Stil der legendären 750er. Die Hommage an das große Vorbild geriet so stimmig, dass die hierzulande sehr seltene 400er längst zu einem gesuchten Youngtimer avancierte.

Hommage an die legendäre 750er www.bilski-fotografie.de
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Vier Zylinder, vier Arbeitstakte und vier Auspufftöpfe – wie die Neuinterpretation einer klassischen Honda auszusehen hat, lag auf der Hand, als Honda Mitte 1997 die Honda CB 400 Four mit dem Modell-Code NC36 der Öffentlichkeit präsentierte. Zu etwas Besonderem machten die kleine Honda jedoch nicht alleine die traditionellen Zutaten, mit denen die Vierhunderter so harmonisch und gekonnt ihrem legendären Vorbild von 1969 huldigte, sondern eine herausragende Verarbeitungsqualität bis ins kleinste Detail. Schade nur, dass sich hierzulande kaum jemand daran ergötzen konnte. Die nur 1997 und 1998 angebotene NC36 sollte nämlich dem japanischen Heimatmarkt vorbehalten bleiben, wo sich die 400er-Klasse aufgrund der besonderen Führerscheinregularien bis heute einer großen Popularität erfreut.

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Linienführung ist absolut zeitlos

Glücklicherweise erkannten damals jedoch einige freie Importeure das Potenzial der Honda CB 400 Four und holten die kleine Schönheit auch nach Deutschland. Bei Preisen um 11.500 Mark schlugen jedoch nur echte Liebhaber zu, sodass hierzulande kaum mehr als ein, zwei Handvoll von der NC36 verkauft wurden. Weshalb man heute verdammt viel Glück braucht, um überhaupt ein Exemplar zu finden. Adrian Stemmler war Fortuna im vergangenen Jahr hold. Hondas CB-Baureihe hatte es dem 48-jährigen Hessen schon lange angetan. „Für mich muss ein Motorrad einfach so aussehen, wie ein klassisches Motorrad eben aussieht“, sagt er. Und meint natürlich die CB 750 Four. „Deren Linienführung ist absolut zeitlos, sie hat mir schon immer gefallen.“

Honda CB 400 Four wahrlich eine Augenweide

So musste der Raumausstatter nicht lange überlegen, als er das Angebot zum Kauf der neuwertigen roten CB bekam. „Das war purer Zufall. Eine gezielte Suche nach einer NC36 macht wenig Sinn, weil es zu wenige davon gibt und die meisten in Liebhaber-Händen sind.“ Die erste Chance hatte Adrian vertran, weil er zu lange zögerte. „Das war eine blaue CB. Doch der Verkäufer hatte noch eine weitere, eben diese rote, in der Garage stehen. Also habe ich alle meine Kontaktdaten hinterlassen, ohne allzu große Hoffnung allerdings. Doch nach einem halben Jahr meldete sich der Herr tatsächlich. Und da habe ich natürlich sofort zugeschlagen!“ Ohne zu verhandeln, versteht sich, dafür gab es angesichts des hervorragenden Zustands auch keinen Grund. „Für mich ist diese Honda CB 400 Four die Erfüllung eines Traums. Hier passt einfach alles zusammen, die harmonischen Proportionen, der klassische Stil und die tolle Verarbeitung.“ Dem kann ich vor Ort nur zustimmen. Die 400er ist wahrlich eine Augenweide. Sieht so aus, wie sich Eigner einer aktuellen CB 1100 ihr Krad wünschen würden. Mit der NC36 könnte man tatsächlich Stunden in der Garage verbringen, ohne sich sattzusehen.

Rauf auf die kommod gepolsterte Sitzbank

Noch schöner wirkt Adrians Schmuckstück jedoch in der Sonne, wo das polierte Alu der Felgen und Naben sowie der Motordeckel mit dem Chrom von Schutzblechen, Auspuff und den Instrumenten um die Wette strahlt. Die Finger streichen über gebürstete Oberflächen und satten Lackauftrag – selbst an den Schweißnähten des Rahmens –, alles wirkt gediegen. Und so stimmig, dass mir nicht einmal die Wasserkühlung des Vierventil-Vierers störend auffällt. Was auch daran liegt, dass sich die Schläuche größtenteils unter dem linken Motordeckel verstecken. Genug der Bewunderung, rauf auf die kommod gepolsterte Sitzbank. Zu meiner Überraschung bietet mir die kleine Honda CB 400 Four genügend Platz, nirgendwo zwickt es. Wie von selbst finden die Füße ihre Rasten, die so angebracht sind, dass man sich prima gegen den Winddruck abstützen kann. Passend dazu würde ich mir allerdings einen flacheren Lenker wünschen, der serienmäßige zwingt mich in eine ziemlich aufrechte Haltung.

Die 400er rollt ohne Murren los

Spontan startet der Kurzhuber auf Knopfdruck, brummelt dezent bei leicht erhöhtem Standgas. Die leichtgängige Kupplung ziehen, linke Fußspitze nach unten steppen, Kupplung bei 2.000 Touren kommen lassen – und die 400er rollt ohne Murren los. Mit ihrem bassigen Timbre im Drehzahlkeller und dem sonoren Brabbeln im Schiebebetrieb suggeriert mir die Honda CB 400 Four zunächst mehr Hubraum und Tatendrang, als sie wirklich hat. Selbst im fünften Gang zieht sie aus dem Standgas heraus problemlos und mit sauberer Gasannahme voran – Alltagstest bestanden. Richtig Leben in die Vierzylinder-Bude kommt natürlich erst bei hohen Drehzahlen, wie der Blick auf den roten Bereich bei Elffünf schon vermuten lässt.

So ab 7.000/min beginnt der Spaß, wechselt der Vortrieb von gemächlich in nachdrücklich, ab der 9.000er-Marke geht es dann ener­gischer zur Sache. Klar, der Vierzylinder braucht Drehzahlen und dreht auch willig. Nur wirkt er dabei nie so richtig befreit. Im Vergleich zur Honda CB 400 Four aus den 70ern vermisse ich beim äußerst kultivierten und mit besten Manieren gesegneten Triebwerk der NC36 bei allem Elan so etwas wie sportlichen Biss, der dem Piloten beim Ausquetschen so eines kleinen Vierzylinders erst den richtigen Kick beschert. Der schwächere Zweiventil-Oldie hat diesen Elan, wirkt deshalb gefühlsmäßig sogar spritziger als der ziemlich gleichförmig Richtung Redline kurbelnde Vierventiler der viel jüngeren CB 400.

Vielleicht auch nur Gewohnheitssache?

Mag sein, dass der NC36 bei der Einbürgerung vor knapp 20 Jahren die eine oder andere der in Japan angegebenen 53 Pferdestärken abhanden gekommen ist, um sie hiesigen Abgasbestimmungen anzupassen. Im Test in MOTORRAD 18/1998 attestierte ihr der Prüfstand jedenfalls nur 48 PS. Genügend, um die immerhin 213 Kilogramm schwere Maschine samt Fahrer in weniger als sechs Sekunden aus dem Stand bis zum Landstraßenlimit zu beschleunigen. Kraft für genüssliches Kurvensurfen ist also genügend vorhanden, nur dürfte sie für meinen Geschmack etwas explosiver rüberkommen. Viel mehr als den Kick bei hohen Touren vermisse ich allerdings einen sechsten Gang, um das hohe Drehzahlniveau zu reduzieren. Bei Tempo 100 rotiert die Kurbelwelle der Honda CB 400 Four im fünften nämlich schon 6.000-mal pro Minute, bei 130 km/h sind es fast 9.000 Touren. Das bringt – trotz hervorragender Laufkultur – unnötig Hektik ins Geschehen, weil man beim genussvollen Ausreiten mit einem klassischen Naked Bike eigentlich nicht ständig so hochtourig unterwegs sein möchte. Vielleicht ist das ja auch nur Gewohnheitssache.

Draufsetzen und wohlfühlen lautet das Motto

Keine Eingewöhnung verlangt dagegen das stets berechenbare Fahrverhalten. Draufsetzen und wohlfühlen lautet das Motto, typisch Honda halt. Die Honda CB 400 Four braucht zwar einen bewussten Lenkimpuls, klappt dann aber willig in Schräglage, flitzt neutral durch Kurven und zeigt selbst auf welligem Asphalt keinerlei Anzeichen von Nervosität. Sogar das Feedback ist ganz okay, obwohl es der nicht einstellbaren Gabel und den beiden Federbeinen etwas an Dämpfung mangelt. Dafür geht es komfortabel über Flickenteppiche. Und wenn es mal eng wird, sind die gut dosierbaren und – bei entschlossenem Zugriff – kräftig zupackenden Scheibenbremsen verlässliche Stopper.

Nachdem alle Fakten gedanklich abgespeichert sind, lasse ich mich auf der Rückfahrt ein wenig treiben. Nehme ganz bewusst ein paar Umwege, vermeide das letzte Drehzahldrittel, erfreue mich am dezenten Summen, dem Blick in die Landschaft und auf die klassischen Runduhren. Gut so. Jetzt, im entspannten Genießermodus, entfaltet die hübsche Honda CB 400 Four nämlich ihren ganzen Charme. Zeigt mir, weshalb sie heute so begehrt ist. Denn auch die kleine NC36 hat alles, was Honda einst groß gemacht hat. Vor allem natürlich vier Zylinder, vier Arbeitstakte und – ganz wichtig – vier Auspufftöpfe!

Meinung des Besitzers Adrian Stemmler

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Adrian Stemmler: Besitzer der Honda CB 400 Four.

Die Honda-Vierzylinder der CB-Baureihe haben mich schon immer fasziniert. Vor allem natürlich die CB 750 Four mit ihrer zeitlos-klassischen Linienführung. So müssen Motorräder für mich aussehen! Deshalb habe ich neben meiner CB 1100 auch noch eine NC36 gesucht, die dem großen Vorbild stilistisch so nahe kommt wie keine andere Maschine zuvor und danach. Meine rote Honda CB 400 Four aus Hondas Jubiläums-Jahrgang 1998 war ein glücklicher Zufallstreffer – für mich ging damit ein Traum in Erfüllung!

Technische Daten Honda CB 400 Four

Honda CB 400 Four (NC36, 1997–1998)

Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, über Tassenstößel betätigt, Bohrung x Hub 55 x 42 mm, Hubraum 399 cm³, Verdichtung 11,3:1 Leistung 53 PS bei 10.000/min, max. Drehmoment 40 Nm.

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kettenantrieb.

Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel, Ø 41 mm, Zweiarmschwinge aus Stahlprofilen mit zwei Federbeinen, Drahtspeichenräder mit Alufelgen, Reifen 110/80 H 17 vorn und 140/70 H 17 hinten, Doppelscheibenbremse vorn (Ø 295 mm), Scheibenbremse hinten.

Maße und Gewicht: Radstand 1.455 mm, Gewicht vollgetankt 213 kg, Tankinhalt 15 l.

Höchstgeschwindigkeit: 158 km/h (Messwert aus MOTORRAD 18/1998).

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