Motorrad-Tourenreifen 2024 im Reifentest

Alltags-, Nässe- und Verschleißtest auf 2.000 km
Aktuelle Motorrad-Tourenreifen 2024 im Test

Veröffentlicht am 18.03.2024

Die 6 Paar Motorrad-Tourenreifen durchlaufen zunächst einen Verschleißtest über 2.000 Kilometer, bevor sie den Funktionstests im Trockenen und im Nassen unterzogen werden. Und warum? Weil wir aus unserer Erfahrung heraus wissen, dass die Fahreigenschaften von Premium-Neureifen sehr eng beieinander liegen. Das Herausfahren von Unterschieden gestaltet sich als sehr schwierig. Aber bereits 2.000 Kilometer später verändert sich der Charakter eines Reifens teilweise dramatisch. Ein Fakt, der großen Einfluss auf das Fahrverhalten des Motorrads und das Fahrgefühl des Piloten hat. Wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern werden, wer wie viel Gummi auf der Strecke lässt, wie sich die Fahreigenschaften entwickeln und mit welchem Reifen man am längsten Fahrspaß hat, erfahrt ihr hier im Test.

Motorrad-Tourenreifen-Test Landstraße/Alltag

Als Sparringspartner stehen den Reifen identische BMW R 1250 RS zur Seite, die Pneus selbst wurden – sofern für die BMW freigegeben – in den "GT"-Versionen für schwerere Motorräder bestellt. Derart ausgerüstet spulten wir in 5 Tagen 2.000 Kilometer ab, bevor wir zur harten Eigenschaftsprüfung das Test- und Entwicklungsgelände von Goodyear/Dunlop bei Mireval nahe Montpellier besuchten.

Doch davor ging es StVZO-konform auf kleinsten, möglichst kurvigen Landstraßen durchs südwestliche Frankreich und die dortigen Pyrenäen. Bereits am ersten Tag wurde klar, dass das Testfeld 2024 von einer besonderen Güte ist. Vom Stand weg funktionierten die Reifen hervorragend, hoben sich nur in Details voneinander ab, die sich als Charakter bezeichnen lassen. Während Dunlop, Michelin und Pirelli das Handling der BMW unterstützen, punkten Bridgestone und Metzeler mit hoher Neutralität. Einzig der Conti präsentierte sich steif und ein wenig lenkunwillig im Neuzustand.

Mit zunehmender Laufleistung allerdings veränderten sich die Fahreigenschaften der Reifen. Der Continental zum Beispiel wurde zunehmend "weicher", wodurch er sich gefühlsmäßig an den Metzeler annäherte, was von den Verschleißfahrern als durchweg positiv empfunden wurde. Bridgestones T 32 allerdings ließ gehörig Federn. Er verlor nicht nur heftig an Gummi (insgesamt 1,4 Kilogramm an Vorder- und Hinterreifen; zum Vergleich der Michelin: 780 Gramm), sondern büßte auch stark von seinen im Neuzustand guten Fahreigenschaften ein (Details dazu in den Bewertungskästen). Dies ging schlussendlich so weit, dass es trotz moderatem Landstraßentempo bisweilen zu erhöhtem Puls in Schräglage kam, da der T 32 dort kein vertrauensförderndes Fahrgefühl mehr vermittelte. Ganz anders agierten dagegen Dunlop, Michelin und Pirelli, denen die 2.000 Kilometer kreuz und quer durchs Winkelwerk der spanisch-französischen Prärie kaum anzumerken waren.

Motorrad-Tourenreifen-Test Nässe

Bei Nässe sollen Motorradreifen Vertrauen durch Haftung schaffen und das Selbstvertrauen steigern durch eine klare Rückmeldung vom breiten Grenzbereich, sodass man locker auf dem Motorrad sitzt und die Fahrt auch bei Nässe genießen kann. Um zu testen, welche Motorrad-Tourenreifen bei Regen genau das bieten, gehen wir mit ihnen auf eine permanent bewässerte Teststrecke: die Nassteststrecke von Goodyear/Dunlop nahe Montpellier (Frankreich).

Die Erkenntnisse von der Nassstrecke lassen sich eins zu eins auf die Landstraße übertragen: Wie hoch oder niedrig ist das Gripniveau? Wie fühlt sich der Grenzbereich an? Kündigt sich die Haftgrenze sanft an, oder wird der Pilot von hartem Haftungsabriss überrascht?

Motorrad-Tourenreifen Verschleiß

Der von uns dabei ermittelte Verschleiß ist beispielhaft für den Test zu sehen und kann durch Einflussgrößen wie Fahrstil, Strecke und Außentemperatur deutlich anders ausfallen. Dennoch generieren wir durch die Vergleichsfahrt eine belastbare Basis für Aussagen zur Haltbarkeit der Reifen. Das Rezept: 6 identische Motorräder, 6 Fahrer von ähnlichem Fahrtalent, keine Autobahn, nur kleine Landstraßen mit sehr vielen Kurven, um den Reifen richtig was zu tun zu geben. Diese extreme Belastung hebt sich sicherlich von der Nutzung der Reifen im normalen Alltag ab und dient uns als Zeitraffer, um die Haltbarkeit der Reifen im beanspruchten Schulterbereich vergleichend beurteilen zu können.

Um den Einfluss des individuellen Fahrstils zu egalisieren, tauschen die Piloten alle 60 Kilometer die Fahrzeuge. So kam jeder Fahrer jeden Tag in den Genuss aller Reifen. Für eine konstante Pace sorgte der Road Captain, der stets vorne fuhr. Unter gleichen Bedingungen beginnen die Tourenreifen mit ihrer Metamorphose vom Neu- zum Altgummi. Maximale 143 Newtonmeter und permanent mindestens 330 Kilogramm (Motorrad, Fahrer und Gepäck) malträtieren die Pneus, die – so weit freigegeben – in ihren etwas stabileren GT-Versionen zum Test antraten.