Wie Cruiser aussehen müssen, leben Marken wie Indian und Harley-Davidson schon lange vor. Jetzt zieht BMW nach. Nach mehreren Studien folgt nun endlich das erste Serienmodell der R 18. 16 Liter fassender Tropfentank, fallende Seitenlinie und ein guter Schuss BMW-Nostalgie in Form der R5 von 1936 definieren den Bayern-Cruiser-Stil. Dazu gibt es ein Trumm von Motor, der seinen Teil zu einem DIN-Leergewicht von 345 Kilogramm beiträgt.
Größter BMW-Boxer aller Zeiten
Der neue 1.800er Boxer ist der hubraumstärkste Twin, den die Bayern je gebaut haben. In der neuen R 18 Cruiser leistet der Big Boxer 91 PS und stellt ein maximales Drehmoment von 158 Nm bereit. Geschaltet wird per Sechsgang-Getriebe. Optional gibt es einen Rückwärtsgang, der über den Anlasser betrieben wird. Die Einscheiben-Anti-Hopping-Trockenkupplung arbeitet mit Servounterstützung.
Ans Hinterrad weitergereicht wird das Antriebsmoment per offen laufender Kardanwelle. Stilecht sitzt der in einem stählernen Doppelschleifenrahmen. Die Hinterradschwinge mimt zusammen mit einem direkt angelenkten, nur in der Vorspannung einstellbaren Federbein einen Starrrahmen. Vorne setzt die R 18 auf eine konventionelle, nicht einstellbare Telegabel mit mächtigen 49er Standrohren. Damit diese noch wuchtiger wirkt, ist sie mit Gabelhülsen verkleidet. Die Federwege liegen bei 90 mm hinten und 120 mm vorne.

Die serienmäßig 19 und 16 Zoll großen Drahtspeichenräder kombinieren die Bayern mit einer 300er-Doppelscheibenbremsanlage vorn und einer Einscheibenbremse hinten in Verbindung mit Vierkolben-Festsätteln sowie natürlich Integral-ABS. Die Reifendimensionen messen 120/70 vorn und 180/65 hinten.
Retro-Optik und Up-to-Date-Elektronik
Ganz Cruiser-mäßig kommt die R 18 mit einer Sitzhöhe von nur 690 mm daher. Eine lässige Cruiser-Haltung mit weit vorgestreckten Beinen kann die R18 allerdings nicht bieten. Hier sind die Zylinder im Weg. BMW kommuniziert die Zwangspositionierung der Füße hinter den Zylindern mit lässiger "Mid mounted footpeg"-Position.

Verschiedene Zubehörsitzbänke und -lenker sollen aber Varianz in die Sitzposition bringen. Absolut reduziert zeigt sich die Instrumentierung. Ein einziges Rundinstrument muss reichen. Der Tacho zeigt analog an. Die Informationen des Bordcomputers werden digital an den Fahrer übermittelt. Schlüssellos erfolgt der Start des Boxers, für den Tankdeckel muss der Schlüssel allerdings weiter herhalten.
Trotz des klassischen Auftritts gibt sich die R 18 in Sachen Elektronik modern. Mit an Bord sind eine Motorschleppmomentregelung, drei Fahrmodi und eine Stabilitätskontrolle. Gegen Aufpreis gibt es eine Berganfahrhilfe sowie eine Griffheizung.
Zum Marktstart legt BMW die R 18 auch als First Edition auf, die dann unter anderem mehr Lackteile, eine Doppellinierung und viel mehr Chrom tragen darf.
Vorbereitet für Werks-Customizing
Und weil BMW nun einmal BMW ist, gibt es bereits zum Marktstart jede Menge Custom-Parts, mit denen sich die R 18 weiter individualisieren lässt. Welche Bandbreite möglich ist, haben die Studien zur R 18 ja bereits gezeigt. Im zweiten Cruiser-Anlauf wollen die Bayern offensichtlich nichts dem Zufall überlassen. Schon gar nicht den Erfolg. Wer dazu beitragen möchte, kann sich seine persönliche R18 auf der BMW-Website in einem Online-Konfigurator zusammenstellen. Dabei sind allerdings nicht alle Optionen für alle Märkte verfügbar.

Ach ja, falls es wirklich R 18-Kunden interessiert: Der Standardsprint soll in 4,8 Sekunden möglich sein. Maximal sind über 180 km/h drin.
Zu haben sein soll die R 18 ab Herbst 2020. Als Grundpreis nennt BMW 22.800 Euro. Später werden rund um den neuen Boxer noch weitere Modellvarianten folgen.