Neue Suzuki DR-Z4S im Enduro-Test: Hebt sie richtig ab?

Suzuki DR-Z4S im Enduro-Test
Hebt die neue Suzuki DR-Z4S richtig ab?

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Veröffentlicht am 16.05.2025

Genau 20 Jahre sind vergangen, seit Suzuki die Allround-Enduro DR-Z 400 S in Deutschland aus dem Programm nahm. Anderswo wurde sie im Grunde unverändert bis heute  angeboten. Entsprechend sehnlich haben Fans auf der ganzen Welt auch den Neuanfang als DR-Z4S mit Benzineinspritzung, Ride-by-wire, ABS und Traktionskontrolle erwartet. Einerseits ein vollwertiges, legales Straßenmotorrad, andererseits eine passable Freizeit-Enduro. Hat die neue DR-Z4S das Zeug, um ihre zum Kultobjekt avancierte Vorgängerin zu beerben?

Neue Suzuki DR-Z4S: 38 PS und 150 Kilo für die A2-Klasse

38 PS Spitzenleistung und circa 150 Kilogramm fahrfertiges Gewicht, das sind die Werksangaben zur neuen Suzuki DR-Z4S und in der heutigen Zeit keine aufsehenerregenden Werte. Straßenfahrer rümpfen angesichts überschaubarer Leistung die Nase, Sport-Enduristen angesichts des hohen Gewichts. Zu allem Überfluss, dabei völlig zu recht, merken stolze Besitzer der Vorgängerin an, dass selbst die alte DR-Z 400 S etwas bessere Eckdaten vorweisen kann. Die Erbsenzählerei stimmt irgendwo, verfehlt aber den Punkt. Mit der neuen DR-Z4S gelingt es Suzuki nämlich, die besonderen konzeptionellen Stärken dieses Motorrads, wenn man so will den "Dual-Sport-Spirit", in die Neuzeit zu transportieren – und das unter Euro 5+.

Nah an der alten DR-Z 400 S

Zwar sind die konstruktiven Eckdaten der neuen Suzuki DR-Z4S (Bohrung/Hub, Abmessung Motorgehäuse, Chassis-Geometrie) im Grunde identisch mit denen der alten DR-Z 400 S, doch Suzuki betont, welche weitreichenden technischen Änderungen allein die Verwendung der Benzineinspritzung bedeutet, und wie viele Teile neu sind oder abgeändert wurden. Allen voran: Rahmen (jetzt geteilte Oberzüge) und Heck, Zylinderkopf, Schwinge sowie praktisch alle Anbauteile inklusive des neuen Cockpits.

Updates für den Einzylinder-Motor

Bei allem Aufwand fühlt sich der Einzylinder-Motor der neuen Suzuki DR-Z4S mechanisch immer noch so an wie früher – und das ist ausdrücklich als Kompliment gemeint. Schwungmassig-satt, aber keinesfalls träge agiert der dohc-Single. Seine Gasannahme ist dabei schon ab Kaltstart besser, als es die der alten Vergaser-Ausführung je war. Man hat dank E-Gas nun die Wahl zwischen 3 Mappings, die über scharf (wie mit Flachschieber), normal und behäbig (wie mit Unterdruckvergaser) reichen. Kein "Gamechanger", aber da zur Zielgruppe auch (Wieder-) Einsteiger gehören, ein nettes "Feature".

Einspritzung und Abstimmung überzeugen

Unerwartet kraftvoll drückt der Motor der Suzuki DR-Z4S dann aus tiefem Drehzahlkeller voran. Von hier bis zur oberen Mitte erstreckt sich sein Wonnebereich, in dem sich Druck und Laufkultur die Waage halten. Als Besitzer einer auch nach 25 Jahren prächtig im Futter stehenden Sport-Version der alten DR-Z (die in offener Serienform aus sämtlichen Löchern brüllend laute Y, um genau zu sein, also Euro 0) war ich offen gesagt sicher, motorisch enttäuscht zu werden. Doch der neue Einspritzer liefert voll ab. Wir fuhren übrigens die US-Version, die europäische soll fast identisch gehen.

Flüsterleises Enduro-Fahren bis 120 km/h

Die druckvollen 38 PS Spitzenleistung der – flüsterleisen – Suzuki DR-Z4S genügen auf Schotterstraßen völlig, auf Singletrails sowieso. Auf der Landstraße? 65 mph, also gut 100 km/h, sind da noch Wohlfühltempo, 75 mph, so 120 km/h, sind aufgrund des hohen Drehzahlniveaus dann schon eher die Spitze der Reisetempo-Fahnenstange. Gepflegte DR-Z-Motoren gehen vom Drehen nicht kaputt, es wirkt halt nur angestrengt.

Getriebe nach wie vor mit nur 5 Gängen

Das Getriebe der Suzuki DR-Z4S hat nach wie vor 5 Gänge, und die sind unverändert eng gestuft. Suzuki kaschiert das etwas mit einer recht langen Sekundärübersetzung. Es ist, was es ist: Eine DR-Z war noch nie ein Motorrad zum Strecke machen, wäre aber auch mit 6 Gängen, oder einer weiter gespreizten 5-Gang-Box keines. Dass man in diese Richtung nichts unternommen hat – als Argument wird der Erhalt des schmalen Motorgehäuses genannt – bleibt aber auch: eine verpasste Chance.

Singletrails in Oregon für den Offroad-Test

Stattdessen suchen wir mit der Suzuki DR-Z4S also lieber den nächsten, im schönen Oregon legal befahrbaren Waldweg auf. Oder besser gleich in einen der unzähligen Singletrails eintauchen (auch die sind hier freundlich beschildert), wo Ergonomie (hoch, schlank, endlich g’scheite Fußrasten und Lenker ab Werk) sowie Fahrwerk dem Enduro-Wanderer zu gefallen wissen. Letzteres wurde, verglichen mit der alten S, durch eine stämmige KYB-USD-Gabel merklich aufgewertet.

Voll einstellbares Fahrwerk

Das neue Fahrwerk der Suzuki DR-Z4S, voll einstellbar, ist auf eine angenehme Art und Weise weich: schluckfreudig, von hoher Dämpfungsqualität, sehr sensibel ansprechend. Dadurch ist nicht nur der Fahrkomfort top, sondern auch das Offroad-Handling ausgesprochen gutmütig, verzeihend. Unter mir, 75-Kilo-Fahrer mit Spaß an der Sache, war dennoch ausreichend Endprogression und Durchschlagreserve vorhanden. Selbst ein übermotivierter Helden-Sprung für die Kamera mit gekonnt versemmelter Landung fand zwar den maximalen Federweg, nicht aber einen harten Endanschlag des Fahrwerks. Fein!

Leichtes Handling auf der Straße und im Gelände

Wie es für schwerere Fahrer oder Ausfahrten mit viel Camping-Ausrüstung aussieht? Das kann hier nicht beantwortet werden, doch das Fahrwerk hat bei der Fahrpräsentation, die bald auch in einen flotten Galopp überging, einhelliges Lob erhalten. Wie auch das Handling der neuen DR-Z4S: Auf der Straße sind ihre 150 Kilo ja "nichts", im engen Kurvengewusel, wo ihre knapp 40 PS reichen, bereitet sie reichlich Fahrvergnügen. Und im moderaten Gelände fühlt sich das Motorrad leicht an. Viel leichter als jeder noch so leichte Zweizylinder sowieso, aber auch leichter, handlicher als 700er-Singles ähnlicher Gewichtsklasse. Rotierende Kurbelwelle und so. Für angehende "Downsizer", die auf dem TET gemerkt haben, dass der Kauf eines 250-Kilo-Adventure-Brockens aus ihnen nicht Toni Bou macht, könnte die neue DR-Z4S jedenfalls das perfekte Motorrad sein.

Keine extreme Sport-Enduro

Die Masse der Suzuki DR-Z4S ist gut zentralisiert, die leichte Kopflastigkeit der Vorgängerin wurde eher reduziert. Man darf natürlich keine 350er-Sport-Enduro erwarten. Wir empfinden das Fahrverhalten als behände, aber vertrauenerweckend. Gelegenheits- und Genuss-Geländefahrern bietet so eine DR-Z4S einiges an Potenzial zum Austoben. Wer Richtung "Carls Diner" und anderer weltmeisterlicher Absurditäten unterwegs ist, wer beim rumänischen Grabenkampf mit den Kumpels regelmäßig in einer Stunde 3 Kilometer zurücklegt, der wird hier nicht glücklich.

Abschaltbares ABS

So eine DR-Z muss rollen, und das gilt auch für die neue Suzuki DR-Z4S. Verglichen mit einem harten Sportgerät wird das Gewicht vor allem dann richtig spürbar, wenn du sie aufheben musst – hat man uns erzählt. Wer andererseits das Aufheben von GS und Co. gewohnt ist? Wird sich wohl freuen. Eine fein dosierbare Bremse und die Möglichkeit, das ABS entweder am Hinterrad oder ganz (Enduro-Ausnahmeregelung!) abzuschalten, runden die guten Offroad-Qualitäten ab. Die neue Traktionskontrolle? Auf trockener Straße entbehrlich, wenn man sich seiner Fähigkeiten nicht ganz so sicher ist aber "nice to have".

Überzeugender G-Modus fürs Fahren auf Schotter

Richtig überzeugt hat uns der von Suzuki freudig angepriesene G-Modus fürs Fahren auf Schotter (gravel). Er funktioniert – im markanten Gegensatz zu manch anderer japanischer Offroad-Traktionskontrolle – prächtig und stellt auch für fortgeschrittenere Geländefahrer am Ende langer Fahrtage eine Bereicherung dar. Das Regelverhalten insgesamt ist, wie auch jenes des ABS, echt klasse. Da die neue, etwas größere Bremse auf der Straße im Gegensatz zur alten brauchbare Verzögerung entwickelt und man dabei ja gerne auf Pneus mit weniger Grip unterwegs ist, ist auch das ABS gern genommen – für Straßenfahrer ja sowieso.

Die richtigen Reifen für die DR-Z4S

Stichwort Reifen: Der IRC Trailwinner als Erstbereifung der Suzuki DR-Z4S und als "50/50"-Pneu (70% Straße, 30% Gelände – meiner Erfahrung nach) kann trockenen Asphalt und Schotter. Für alle darüber hinaus gehenden Offroad-Ambitionen raten wir, vor allem mangels Führung am Vorderrad, zu gröberem Profil. Dann würden aber die guten Asphalt-Fahreigenschaften der DR-Z4S leiden.

Dual-Sport bedeutet Kompromisse

Die Feststellung dieser ewigen Kompromisshaftigkeit des Dual-Sport-Themas bringt uns zurück zum eigentlichen Punkt: Man wird bessere Straßenmotorräder finden als die Suzuki DR-Z4S und auch härtere Sport-Enduros. Wobei die nicht legal fahrbar sind, alle paar Betriebsstunden frisches Öl oder gleich frische Kolben wollen. Fabrikneue Motorräder, die beides auf ansprechendem Niveau können, gibt es daher nur wenige, und die sind entweder motorisch blutleer (wir denken hier an die legalen 250er/300er vom Schlage einer Honda CRF-L) oder verlangen eine kundigere Hand, sei es vom Fahrer oder vom Schrauber.

Suzuki DR-Z4S kommt erst im Oktober – für 9.699 Euro

Und genau das ist auch 20 Jahre später wieder die einzigartige Nische dieses Motorrads. Willkommen zurück, werte Suzuki DR-Z4S. Zwei Wermutstropfen: Die Neue kostet überaus stolze 9.699 Euro und kommt wohl erst im Oktober 2025 nach Deutschland.