Seit 2018 spielt Honda das Thema Retro auf die eigene Art. Unter dem Label Neo Sports Café stehen oder standen von 125 bis 1.000 Kubik 4 Modelle zur Wahl, wenn es darum ging auf der Retro-Welle zu surfen. Doch das "Neo" war optisch wohl zu stark und gerade die CB 1000 R SC80 war eher progressives Naked Bike als Hommage an die eigene Geschichte.
Philosophie der Retro-Bikes
Den Neo Sports-Modellen gegenüber stand Kawasaki mit der Z 900 RS, Triumph mit der Classic-Linie oder BMW mit der R12-Reihe a.k.a nineT. Yamaha hatte bereits einige Jahre vorher mit den Faster Sons eine Mischung aus Klassik und Moderne unter dem Label XSR gezeigt. Suzuki selbst kam erst 2025 mit den GSX-8T und TT in die Retro-Klasse.
Das Comeback der Halbschale
Doch selbst den Herstellern mit etablierter Retro-Serie war das nicht genug. Immer wieder gab es Modelljahre oder Zubehör-Pakete, die eine Halbschale an der Gabel hatten und so optisch noch etwas weiter weg vom "normalen" Naked Bike gingen. Und selbst hier ist Honda mit der neuen CB 1000 F SE dabei, und MOTORRAD zeigt die übrigen halb verkleideten Retro-Bikes – und jene, die es leider nicht mehr gibt.
Retro-Bikes mit kleiner Verkleidung
Honda CB 1000 F SE
Auf Basis der CB 1000 Hornet zeigte Honda 2025 zunächst das Retro-Bike CB 1000 F und im Sommer die halb verschalte SE. Motor und Chassis stammen in beiden Fällen von der Hornet, also Stahlrahmen und Reihen-Vierer mit 999 Kubik.
Ob der in der F und der SE allerdings 152 PS leisten darf, ist ungewiss. In Japan gehen Insider von um die 120 PS aus. Passend zu den Mitfahrern von Kawasaki, BMW, Yamaha und Triumph. Spätestens Anfang 2026 steht die genaue Leistung – und der Preis – wohl fest.
BMW R 12 S
BMW spielt das Thema Retro seit 2014 sehr konsequent und ausdauernd. Zunächst mit der R nineT und einer großen Modellvielfalt, seit 2024 mit dem Nachfolger R 12.
Und mit der R 12 S mit Halbschale und natürlich Rundscheinwerfer. Im Grunde zwar "nur" eine R 12 nineT, mit ohnehin erhältlichem Zubehör, dafür mit schicker Lackierung im Stile der R 90 S. Leistung wie gehabt 109 PS und 115 Nm aus 1.170 Kubik, natürlich aus einem Boxer. Der Preis ist allerdings ein hoher: 22.000 Euro kostet die R 12 S.
Honda Hawk 11
Dem eingangs erwähnten ersten Versuch, mit der SE ein echtes Retro-Bike zu bauen, widerspricht die Hawk 11. Bereits seit 2022 auf dem Markt, mit schicker Halbschale. Allerdings: Die Honda Hawk gibt es nur in Japan. Und selbst dort dürfte deren Verbleiben nach der CB 1000 F SE mit einem Fragezeichen ergänzt sein. Die basiert auf der NT 1100 mit der 1.084er-Twin und 102 PS aus der Africa Twin. Und natürlich mit dem optionalen DCT zu haben. Mit umgerechnet nur 8.400 Euro überraschend günstig. Zum Vergleich: Eine NT 1100 kostet umgerechnet fast 3.000 Euro mehr.
Suzuki Katana
Schon die Ur-Katana war 1981 optisch eine gänzlich andere Zeitrechnung. Und das aktuelle Retro-Bike, mit dem alten, großen Namen, steht dem in nichts nach. Mehr Kante in einem halb verschalten Retro-Bike geht derzeit nicht. Technisch ist die aktuelle Katana hingegen das mittlerweile älteste Konzept. Der Reihen-Vierer mit 999 Kubik, 152 PS und 106 Nm stammt aus den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, dito das Chassis, dessen Ursprünge ebenfalls im Supersport der 2000er liegen. Beides zusammen ist heute eine fein gereifte Kombination. Mit 14.400 Euro und teilweise Elektronik aus der gleichen Ärä etwas für Liebhaber.
Suzuki GSX-8TT
Zitiert Suzuki mit der aktuellen Katana sich selbst und polarisiert wie einst, stehen die neuen und wohl wirklich ersten Retro-Modelle von Suzuki Massen-kompatibel im Showroom. Auf Basis der neuen Twin-Plattform GSX-8S kommen die GSX-8T und TT. Zwar schwingt im Marketing und im Design etwas Heritage mit, in Summe sind die Modelle eigenständig. Und mit der TT ist sogar direkt eine Version mit sehr knapper Halbschale zu haben. Motorisch mit 776 Kubik, 83 PS und 78 Nm souverän, kombiniert mit einem einfachen, aber toll abgestimmten Fahrwerk. Mit 11.590 Euro ist die TT indes sehr hoch bepreist.
Kawasaki Z 900 RS Café
Sie war im Grunde das erste halb verschalte Retro-Bike. 2018 kam die Kawasaki Z 900 RS Café. Auf Basis der damals schon erfolgreichen Z 900 RS und zunächst als Sondermodell. Lange blieb sie nicht in der EU, ist dafür heute noch in den USA zu haben und bekommt jährlich neue Farben und technische Updates. Aus 948 Kubik entstehen 111 PS und 98,5 Nm, das gleiche Tune wie bei der RS. 2019 kostete die Café knapp über 12.000 Euro. Ob die Honda CB 1000 F SE ein Comeback der Kawasaki Z 900 RS Café in der EU inspiriert, bleibt offen und zu hoffen.
Yamaha XSR 900 GP
Mit der XSR 900 GP bietet Yamaha ebenfalls ein halb verkleidetes Retro-Modell. Allerdings orientiert sich die Schale nicht an den Verkleidungen der 1970er, sondern ahmt die Rennverkleidungen der großen Superbikes der 1980er nach und garniert das Ganze mit Stummellenkern. Technisch ist die XSR 900 GP das sportlichste, was heute Retro heißt. Wem das zu viel Sport ist und wer trotzdem nicht auf den Triple mit 890 Kubik und 119 PS verzichten mag, dem bietet Yamaha für die XSR 900 eine schicke Verkleidung aus dem Werkskatalog. Mit 14.149 Euro ist die GP ein schick geschnürtes Paket, die XSR 900 mit der optionalen Halbschale kostet knapp 12.249 Euro plus 599 Euro für die Verkleidung – wohl plus Anbau.