BMW R 1250 R Umbau
BMW-Landspeeder der Extraklasse mit Boxer

Das jüngste Werk des Renard Speed Shop aus Estland ist eine umgebaute R 1250 R von BMW. Ein Landspeeder mit Aluhaut.

BMW R 1250 R Custom Renard Speedshop
Foto: Renard Speedshop
In diesem Artikel:
  • Aluhaut auf Stahlrohr
  • Metallkunst trifft 3D-Druck
  • Klassik trifft Moderne
  • BMW Bobber mit 136 PS
  • Fazit

Obwohl BMW die R NineT als die Mutter aller Custombikes mit Boxer verstanden wissen will, birgt die Technik der wassergekühlten 1250er-Motoren in GS, R und RT sehr interessante Formen. Das liegende Y aus Ansaugrohr, Krümmer und Kardantunnel der R 1250 R soll das Vorbild sein. Der Renard Speed Shop stellt das durch die umgebenden, organischen Formen der Alu-Verkleidung superb heraus: Ein Landspeeder der Extraklasse. Diese Bauform mit vollumhüllten Motor und später windschlüpfriger Front war in den 1930er Garant für neue Geschwindigkeitsrekorde. Seine Renaissance beim Motorrad erfuhr der Landspeeder ab 2016, unter anderem durch den deutschen Custom-Künstler Dirk Oehlerking mit seinen Phantom-Modellen.

Unsere Highlights

Aluhaut auf Stahlrohr

Es mag unglaublich erscheinen, aber unter der eleganten Haut aus Alu befindet sich die BMW sehr nahe des Serienzustand. Der Hauptrahmen aus Stahl und der mittragende Antrieb, sind unberührt. Das kupierte Heck mit der aparten Beleuchtung ist dank des verschraubten Heckrahmens der Serie kein großer Schnitt. Die Front mit der gereckten Gabel resultiert aus deutlich mehr Arbeit: Der Lenkkopf bleibt Serie, mittels neuer Gabelbrücken mit sattem Offset wird die Gabel einige Grad flacher gestellt. Das 19-Zoll-Speichenrad von Jonich bringt das Chassis wieder in die Waagrechte, aus gleicher Hand kommt das Hinterrad in gleichem Stil. Getoppt wird das durch die riesige Verkleidung der gesamten Motor- und Getriebeeinheit aus Alublech. Handgetrieben, an eigenen Haltern hängend, lässt sie nur Blicke auf die Zylinderköpfe des Shift-Cam-Boxers zu. Vorn eröffnet ein gefräster Kühlerring aus Aluminium. Nach hinten schließt die doppelläufige Auspuffanlage von Akrapovic, die eigentlich einer Ducati Panigale Superleggera gehört. Dazwischen fallen noch die verkleideten und nach vorne gelegten Fußrasten, sowie der unsichtbare Seitenständer auf.

Metallkunst trifft 3D-Druck

Moderne Custombikes kommen an Teilen aus dem 3D-Drucker nicht mehr vorbei. Ob Kunststoff oder im Laserschichtverfahren für Metalle: Die neue Technik ergänzt die Handarbeit an Custombikes in hohem Maße. Auch der Renard Speed Shop nutzt diese moderne Methode: Der Kühler ist ebenso per 3D hergestellt wie die Gabelcover, die die kaskadierten Rundscheinwerfer rahmen.

Klassik trifft Moderne

Ab den 1930ern waren Landspeeder mit ihren aerodynamischen Verkleidungen Garant für immer höhere Geschwindigkeitsrekorde. Im Custombau wird der Stil wegen seiner schlichten Eleganz und dem hohen handwerklichen Anspruch gerne genutzt. Bei einem hochmodernen Motorrad wie der BMW R 1250 R kommt dieser Stil fast an seine Grenzen. Die üppige Bordelektrik und das System sind empfindlich was Ausbau und Lageänderung einzelner Komponenten angeht. Die Esten merken das insbesondere beim Aufbau des neuen Tanks, der die exakte Einbaulage der Benzinpumpe mit allen Sensoren erfordert. Ebenso braucht es am Umbau einen neuen Platz für das serienmäßige Cockpit. Aus zwei Gründen: Zum einen wollen die Komfortfunktionen der BMW erhalten bleiben. Zum anderen läuft die R ohne den Computer schlicht und ergreifend nicht. Das dürfte auch die Verwendung des serienmäßigen Tankdeckels und halb-mechanischem Zündschloss erklären.

BMW Bobber mit 136 PS

Fassen wir Formen und Gestaltung zusammen hat der Renard Speed Shop nichts anderes als einen eleganten Bobber gebaut, der mit 136 PS aus dem Shift-Cam-Boxer einen dicken Strich unter das Wort Sport zieht. Mit Farbe und Designs spielt die BMW wenig. Es dominiert der weiße Metallic-Lack, dem die schwarzen Elemente an der Front und dem Heck einen feinen, aber deutlichen Rahmen geben. Und trotz aller Änderungen ist immer klar, welches Motorrad hier zu einem Custombike der Oberklasse umgebaut wurde.

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Fazit

Sobald das Thema Landspeeder im Custombike aufkommt, schwingt die Gefahr des Schwülstigen, des Barocken immer mit. Der Renard Speed Shop umgeht diese Fallgrube mit der Wahl einer hochmodernen BMW R 1250 R als Basis. Allein deren technokrater Motor unterbindet das Drohende im Ansatz – unterstützt von einer Formenwahl, die Retro, Vintage und Hochmoderne trefflich vereint. Die komplette Karosse ist klassisch in das Alu getrieben, vom 3D-Druck ergänzt und mit dem technologischen Overkill der Serien-BMW in Harmonie gebracht: Krasse Kiste.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023