Comeback von Buell Motorcycle in Europa angekündigt

Buell Motorcycle plant wieder EU-Export
Buell kündigt Comeback in Europa an

Veröffentlicht am 06.06.2024

Überraschend kündigte die Firma Buell Motorcycle Ende Mai 2024 an, nach 10 Jahren "USA only" kurz- und mittelfristig wieder in andere Länder exportieren zu wollen. Auch nach Europa. Wie ernst diese Pläne zu nehmen und welche Hürden dafür zu überwinden sind, das schauen wir uns genau an.

Buell Motorcycle will wieder nach Kanada, Japan, Brasilien und Europa exportieren

Buell Motorcycle, inzwischen mit Unternehmenssitz in Grand Rapids, Michigan (USA), plant nach eigenen Angaben die Rückkehr nach Kanada, Japan, Brasilien und Europa – "in den nächsten Jahren". Anfragen von potenziellen Importeuren, Partnern und Händlern in den betreffenden Ländern werden bereits entgegengenommen. Ebenso internationale Vorbestellungen von Endkunden, verbunden mit 25 US-Dollar Anzahlung, angeblich rückerstattbar. Unterstützen lässt Buell Motorcycle sich bei den neuen, ambitionierten Plänen für Export und Expansion von der US-Behörde für mittelständische Unternehmen und vom Verband für Wirtschaftsförderung im US-Bundesstaat Michigan.

Buell Hammerhead 1190 und 1190 SX, Supertouring, Super Cruiser und Dune Racer

Beginnen will Buell Motorcycle mit seiner neuen Wachstumsinitiative im direkt benachbarten Kanada, ab Sommer 2024. Aktuell fertigt Buell Motorcycle nur zwei eng verwandte Modelle: die supersportliche Buell Hammerhead 1190 und, ohne Verkleidung, das Naked Bike Buell 1190 SX. Angekündigt sind, teils schon jahrelang, diverse Modell-Varianten: Buell Supertouring, Buell Super Cruiser und sogar das extreme Konzept Buell Baja 1190 Dune Racer.

V2-Motor "made in America" mit bis zu 185 PS

Alle Modelle von Buell Motorcycle, sowohl die aktuellen als auch die geplanten, haben den gleichen Antrieb: einen wassergekühlten V2-Motor. Als 1125er wurde dieses modern konstruierte Hochleistungstriebwerk ursprünglich von Rotax in Österreich für Buell gefertigt, als 1190er mit bis zu 185 PS ist er inzwischen "made in America".

Euro 5+ und ABS für Buell?

Vor dem geplanten Comeback in Europa müsste Buell Motorcycle allerdings zunächst ordentlich investieren, damit die betreffenden Modelle überhaupt eine EU-Zulassung bekommen. Was dafür bisher fehlt, ist nicht nur die aktuelle, Euro-5+-konforme Homologation des Antriebs mitsamt Abgasanlage, 2 Lambdasonden und On-board-Diagnose-System (OBD), sondern auch ein Antiblockiersystem (ABS) für die Bremsanlagen.

Erik Buell gründete die Motorrad-Marke Buell

Erik Buell ist der Gründer und Namensgeber der Motorrad-Marke Buell, die Anfang der 1980er-Jahre aus Rennsport-Aktivitäten heraus entstand und ab den 1990er-Jahren unter dem Dach von Harley-Davidson zuhause war. Lange konstruierte Rennfahrer und Tüftler Erik Buell seine Motorräder um luftgekühlte, langhubige, aber leistungsgesteigerte V2-Motoren von Harley-Davidson herum. Dabei setzte er einige Akzente mit unkonventionellen Detaillösungen wie etwa der großen, einseitigen Felgenring-Scheibenbremse am Vorderrad (Zero Torsional Load, ZTL) oder Benzin im Rahmen und Öl in der Schwinge. Allerdings: Nichts davon hat sich markenübergreifend durchgesetzt.

Von Buell über EBR bis Fuell

Nachdem Harley-Davidson die Motorradproduktion des sportlichen Ablegers Buell im Jahr 2009 vor dem Hintergrund der Weltfinanzkrise abrupt beendet hatte, machte Gründer und Namensgeber Erik Buell fast nahtlos weiter mit EBR (Erik Buell Racing). Inzwischen ist aus EBR wieder die Marke Buell und die neu gegründete Firma Buell Motorcycle geworden, geleitet von Bill Melvin (CEO). Seit 2021 werden Motorräder der Marke Buell in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan produziert – also nicht mehr wie früher in East Troy, Wisconsin. Erik Buell ist nicht mehr an Bord, der widmet sich mittlerweile mit seiner neuen Firma namens Fuell kleineren Zweiradfahrzeugen mit elektrischen Antrieben.