Grundlagen: Chemische Helfer

Grundlagen: Chemische Helfer
Chemie aus der Dose oder Tube

Veröffentlicht am 19.12.2007
Chemie aus der Dose oder Tube
Foto: Foto: fact

Das Ölkännchen genügte unseren schraubenden Vorfahren noch in fast allen Lebenslagen. Hätten sie allerdings schon unseren modernen Chemie-Baukasten zur Verfügung gehabt, wäre es mit der Schmiermittel-Monokultur schnell vorbei gewesen. Eine Auswahl:

Kriechöl:
Die Allzweckwaffe, wenn es um das Schmieren kleiner Lagerstellen oder Konservieren geht. Wird fälschlicherweise auch als „Kontaktspray” bezeichnet, weil es Wasser verdrängt. Die Reinigung elektrischer Kontakte schaffen diese Sprays aber nicht. Trotzdem: Ein Leben ohne die den Chemie-Nobelpreis verdienenden Allzweck-Wunderwaffen wie “WD-40” oder das legendäre Waffenöl „Ballistol” ist heuzutage vielleicht denkbar, aber wenig sinnvoll. Bequemer lassen sich Hand- und Fußhebel, Züge und Schlösser nicht gangbar machen/halten. Hilft auch, wenn Kettenspray das Hinterrad verdreckt hat.

Bremsenreiniger:
Fett und Öl haben auf Bremsenbauteilen nichts zu suchen. Mit Bremsenreiniger werden Scheiben, Trommeln und Sättel wieder klinisch rein. Das die Haut strapazierende Mittel (entfettende Wirkung!) arbeitet völlig rückstandsfrei.

Dichtpaste:
Wird überall dort gebraucht, wo an abzudichtenden Stellen keine Papier- oder Korkdichtungen Verwendung finden. Kommt bereits bei der Montage zum Einsatz, kann aber auch später als Notbehelf gegen Leckagen genutzt werden. Gibt’s in vielen verschiedenen “Rezepten” für unterschiedlichste Einsätze. Daher beim Kauf unbedingt auf die ggf. benötigte Hitze- und Benzinbeständigkeit achten. Bekannte Markennamen sind „Dirko” , “Curil” und „Hylomar”.

Schraubensicherung:
Wenn keine Federringe, Sicherungsscheiben, selbstsichernde Muttern oder Splinte dafür sorgen, dass Bauteile an ihrem Platz bleiben, kommt häufig flüssige Schraubensicherung zum Einsatz. Mit Ausnahme der Bremsscheiben, für die “hochfeste” Schraubensicherung (z. B. „Loctite 2701”) benötigt wird, ist dann fast immer “mittelfeste” Qualität (z. B. „Loctite 243”) gefragt. Wer meint, mit “hochfest” besser zu fahren, auch wenn nur „mittelfest” benötigt wird, macht einen kapitalen Fehler, den er beim Aufschrauben (bzw. dem Versuch) erkennen wird.

Weitere Hilfsmittel

Vergaserreiniger:
Reinigt Düsen, Mischrohre und löst Ablagerungen (z. B. in der abgebauten Schwimmerkammer). Pflegt auch die Kunststoffteile im Vergaser. Hinterlässt in der Regel einen leichten Ölfilm und ist daher als Bremsenreiniger-Ersatz denkbar ungeeignet.

Silikonspray/ -Schmiermittel:
Ein Wasser abweisendes, fettfreies Schmiermittel zur Pflege von Gummi- und Kunststoffteilen sowie Schlössern und Scharnieren (z. B. Koffer). Leistet hervorragende Dienste an Seitendeckel-Nasen und den dazugehörigen Gummistopfen. Gehört wie Kriechöl unbedingt in jeden Schrauberhaushalt. Taugt fast immer auch als No-name-Produkt oder Hausmarke.

Kupferpaste:
Nahezu unverzichtbar, wenn Schraubverbindungen sehr stark korrosionsgefährdet und/oder extremer Hitze ausgesetzt sind. Eine Tube hält meist ewig, da nur kleinste Mengen benötigt werden, um Gewinde dauerhaft gangbar zu halten.

Pannenspray:
Die letzte Rettung bei einem Plattfuß fernab der Zivilisation. Ein Reparaturset für schlauchlose Reifen ist dem Pannenspray aber vorzuziehen – wenn man die Wahl und die Schrauberkenntnisse hat. Die Ausfallquote bei der Nutzung von Pannenspray liegt bei geschätzten 50 Prozent (auch wegen Bedienungsfehlern), die Ärger-Quote beim Reifenwechsel geht gegen 100, denn das Zeug sorgt für eine Riesen-Sauerei, die sich nur schwer entfernen lässt. Trotzdem: Besser als gar nichts ist’s allemal.

Kettenspray:
Lieber regelmäßig und sparsam als selten und zu heftig – so lautet das Motto der Profi-Kettensprayer. Dass die Innenseite der Kette wichtiger als die Außenseite ist und dass nicht direkt vor der Fahrt, sondern lieber ein paar Stunden zuvor gesprüht werden sollte (damit sich Treib- und Lösemittel verflüchtigen können), sind weitere Tipps.

Universalfett:
Gehört überall dort hin, wo sich nichts schnell dreht und Fett sinnvoller (weil dauerhafter) als Öl ist. Zum Beispiel an die Ständer-Mechanik und an die Schwinge.