Sie stellen die Spitze des Serienmotorrads dar: Die neue Ducati Panigale V4 R und die BMW M 1000 RR . Mehr kann ein Supersportler auf der Straße nicht werden, denn sie stellen die Basis für die Motorräder der WM in der World Superbike. Entsprechend gibt es in diesem kleinen Universum nichts Stärkeres, Schnelleres oder Leichteres.
Ducati Panigale V4 R – die neue Königin
Die neue Ducati Panigale V4 R ist nicht nur die V4 S mit weniger Hubraum. Das Basis-Bike für die WSBK 2026 ist in allen Bereichen neu oder umfassend weiterentwickelt. Zwar bleiben die Eckdaten des V4 mit 998 Kubik und 218 PS bei 15.750/min nahezu unverändert, doch den Weg zur Spitzenleistung nimmt der neue Motor mit mehr Kraft.
Ab 6.000/min steht im Schnitt 7 Prozent mehr Drehmoment zur Verfügung, und in der Spitze steigt die Kraft von 112 Nm auf 114,5 Nm bei 12.000 Touren. Ohne weiteres mechanisches Tuning sind mit Racing-Abgasanlage, Rennöl und neuer Software angeblich 239 PS möglich.
Interessant: Ducati baut selbst bei der straßenzugelassenen Version ein Renngetriebe ein. Dabei ist der 1. Gang, der über dem Leerlauf liegt, sehr lang als Fahrstufe ausgelegt. Bei umgedrehtem Schaltschema liegt der 1. Gang über dem Leerlauf, sprich: Die 6 Gänge sind nicht von "N" unterbrochen. So kann Ducati eine mechanische Sperre einbauen, die verhindert, ungewollt in den Leerlauf zu schalten.
Topspeed im Serienzustand ist laut Ducati 318 km/h, das Trockengewicht liegt bei 186,5 Kilogramm und der Verbrauch bei 7,2 Liter je 100 Kilometer.
BMW M 1000 RR – Kopfarbeit aus München
Dickstes Plus der BMW M 1000 RR ist ihr Kopf. Der Zylinderkopf hat das Shift-Cam-System, das 2 unterschiedliche Profile der Einlassnockenwelle bietet. Also nicht einfach nur das Verschieben von Steuerzeiten oder Überschneidung, sondern im Grunde 2 Nockenwellen für die Einlassventile, was das Drehmoment bei mittleren Drehzahlen erhöht, ohne auf scharfe Steuerzeiten bei hohen Drehzahlen zu verzichten.
Das beeinflusst die nackten Papierzahlen weniger als die erlebte Fahrleistung. Doch wenn die BMW aus 999 Kubik 113 Nm bei schon 11.100/min erzeugt, in der Spitze 218 PS bei 14.500 Touren leistet und dafür mit 6,5 Liter sogar weniger verbraucht, spricht das für den Sinn des Systems.
Und einen technischen Nachteil des V4 der Ducati gegenüber dem Reihenvierer der BMW zeigt das Gewicht der BMW: Sie wiegt trocken mit 183 Kilo in dieser Leistungsklasse deutlich weniger als die Panigale V4 R.
Den technischen Vorteil des V4, der schmaler baut und damit weniger Luftwiderstand des Motorrads selbst mit sich bringt, zeigt die Höchstgeschwindigkeit der BMW. Sie ist mit 314 km/h im Serientrimm langsamer als die Ducati, die mit Desmodromik und über 16.000/min deutlich höher drehen kann. Die BMW hat in Serie ihr Limit bei 15.100/min.
Das sind die Unterschiede zwischen der Panigale V4 R und der M 1000 RR
Neben den Motoren der neuen Ducati Panigale V4 R und der BMW M 1000 RR zeigen insbesondere die Geometrie des Chassis und das Auslegen des Fahrwerks deutliche Unterschiede.
- Gabel:
- Ducati mit Öhlins und 43-mm-Standrohren, mechanisch voll einstellbar und 125 mm Federweg
- BMW mit 45-mm-Standrohren, mechanisch voll einstellbar und 120 Millimeter Federweg
- Federbein:
- Ducati mit Öhlins TTX-36-Federbein, mechanisch voll einstellbar und 130 mm Federweg
- BMW mit mechanisch voll einstellbarem Federbein und 118 Millimeter Federweg
- Reifendimensionen in Serie
- Ducati: 120/70 ZR 17 vorn auf 3,5-Zoll-Felge, 200/60 ZR 17 hinten auf 6-Zoll-Felge, jeweils aus geschmiedetem Alu
- BMW: 120/70 ZR 17 vorn auf 3,5-Zoll-Felge, 200/55 ZR 17 hinten auf 6-Zoll-Felge, jeweils aus Carbon
- Fahrwerksgeometrie in Serie
- Ducati: Radstand 1.477 mm, Lenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 98 mm, Sitzhöhe 855 mm, Schwingendrehpunkt und Fahrhöhe einstellbar
- BMW: Radstand 1.458 mm, Lenkkopfwinkel 66,3 Grad, Nachlauf 100,8 mm, Sitzhöhe 865 mm, Schwingendrehpunkt und Fahrhöhe einstellbar
Alles eine Preisfrage
Der deutlichste Unterschied zwischen der neuen Ducati Panigale V4 R und der BMW M 1000 RR liegt in den Preisen der Serienversionen. Als Homologations-Modelle für die World Superbike ist der Preis limitiert. Ducati nutzt die Höchstmarke von 40.000 Euro plus nationale Steuern in Deutschland fast aus und verlangt brutto 43.990 Euro. Die BMW M 1000 RR kostet in der Basis bereits mit Carbon-Felgen hingegen "nur" 36.300 Euro.