Es ist keine leichte Aufgabe, der sich Honda verschrieben hat. Mit der Honda CB 1000 GT greifen sie in der Klasse der Crossover mit 1000 Kubik an – ein Segment mit zahlreichen starken Vertretern. Die Konkurrenz ist groß und gut etabliert. Da braucht es starke Argumente, um die Käuferschaft zu überzeugen. Zum Glück hat Honda einige davon in der GT parat.
Klasse Motor mit leichten Schwächen
Die neue Honda CB 1000 GT basiert auf der 1000er Hornet und wird ebenso wie das sportliche Naked Bike vom alten Fireblade-Motor aus der SC77 befeuert. Der leistet in der GT minimal weniger als in der Hornet. 150 PS bei 11.000/min und 102 Nm bei 8.750/min sind ordentlich Schmalz für ein Bike dieser Klasse. Eine andere Abstimmung als bei der Hornet soll für mehr Drehmoment und Antritt in niedrigen Drehzahlen sorgen. Trotz dieser Bemühung bleibt genau das der größte Kritikpunkt am Antrieb der GT. Erst ab etwa 6000/min erwacht der Motor so richtig zum Leben. Darunter wäre etwas mehr Elan wünschenswert.
Sportler-Gene
Die Honda CB 1000 GT verlangt also etwas Schaltarbeit, um den Motor bei Laune zu halten. Zum Glück hilft serienmäßig ein Quickshifter beim Hoch- und Runterschalten. Zudem erfreut die leichtgängige Slipper-Kupplung beim Gangwechsel. Das lässt darüber hinwegsehen, dass nur der Bremshebel einstellbar ist, der Kupplungshebel hingegen nicht. Die Veranlagung des Motors verleiht der GT einen sehr sportlichen Charakter. Es dürstet den Antrieb nach Drehzahl, und der Fahrer ist gerne bereit, dieses Verlangen zu stillen.
Doch die GT kann entspannt sein. Der Reihenvierzylinder hat kein Problem damit, im sechsten Gang ganz gemütlich durch die Landschaft zu touren. Egal in welcher Gangart, er verarbeitet Gasbefehle äußerst geschmeidig und feinfühlig. Selbst im Sport-Modus geht die GT nicht zu harsch ans Gas. Ein Wermutstropfen bleibt: Bei der Geräuschentwicklung ist die CB 1000 GT nicht so entspannt. 97 dB(A) Standgeräusch disqualifizieren den Crossover für so manchen Alpenpass.
Umfangreiches Elektronik-Paket
Fünf Fahrmodi stehen dem Fahrer der Honda CB 1000 GT zur Verfügung. Vier davon sind vorkonfiguriert: Standard, Rain, Tour und Sport. Der zusätzliche User-Modus überlässt die Feinabstimmung der einzelnen Parameter wie Ansprechverhalten, Motorbremse und Traktionskontrolle dem Fahrer. Dank Sechs-Achsen-IMU arbeiten die Assistenzsysteme schräglagenabhängig. Die Fahrmodi regeln zudem die Abstimmung des elektronischen und semi-aktiven Fahrwerks.
Honda verbaut erstmals EERA-Fahrwerkskomponenten (Electronically Equipped Ride Adjustment) von Showa in einem Bike dieser Leistungsklasse. Die Dämpfung passt die Elektronik an die jeweilige Fahrsituation und die Fahrmodi an. Oder individuell nach Vorliebe. Elektronisch einstellbar ist die Vorspannung des Monofederbeins in vier Voreinstellungen oder individuell in 24 Stufen. Die Vorspannungseinstellung der Gabel erfolgt mechanisch.
Agiler Kurvenswing
Der Rahmen der Honda CB 1000 GT stammt ebenfalls aus der Hornet, allerdings mit einem etwas längeren Heckrahmen, der genau wie beim Schwestermodell an den Hauptrahmen angeschweißt ist. Schwinge und Radstand sind etwas länger als bei der Hornet, was die Stabilität verbessern soll.
Die GT fährt herrlich agil und handlich. Die semi-aktiven Fahrwerkskomponenten geben feines Feedback und führen die 17-Zoll-Räder – mit 120er-Vorderreifen und 180er-Hinterreifen – stabil über die Straße. Besonders gut funktioniert das im Sport-Modus mit straffer Abstimmung, die trotzdem genug Komfort bietet. Noch mehr davon hält der Tour-Modus parat, der dafür etwas an Sensibilität und Stabilität einbüßt.
Bequem und noch bequemer
Komfortabel fällt die Sitzposition auf der Honda CB 1000 GT aus. In 825 mm nimmt der Fahrer auf einer weich gepolsterten und gut dimensionierten Sitzbank Platz. Die ist breit genug für angenehmes Sitzen auf langen Touren und gleichzeitig schmal genug, um problemlos einen sicheren Stand zu erreichen (unser Tester ist 1,78 m groß).
Die Haltung auf der GT ist klassentypisch aufrecht und entspannt. Der breite Lenker gibt viel Kontrolle über das Vorderrad und erleichtert das Handling. Der Kniewinkel ist tourentauglich und der Knieschluss zwar breit, doch noch in Ordnung. Die als Zubehör erhältliche Komfortsitzbank ist nicht nur noch weicher gepolstert, sondern bietet mit ihrem anderen Bezug mehr Halt im Sattel. Sehr positiv: Die Sitzhöhe beeinflusst sie dabei nicht.
Stabile Stopper
229 kg bringt die Honda CB 1000 GT auf die Waage – mit vollem 21-Liter-Tank. Ein solider Wert bei Blick auf die Konkurrenz (255 kg bei der Kawasaki Versys 1100, 232 kg bei der Suzuki GSX-S 1000 GX und 227 kg bei der BMW S 1000 XR). 199 kg Zuladung lassen ausreichend Spielraum für Mitfahrer und Gepäck. Die Bremswirkung der Nissin-Anlage fällt kräftig aus, die Dosierung feinfühlig. Das Kurven-ABS arbeitet unauffällig und setzt weder zu früh noch zu spät ein.
Üppige Serienausstattung
Bei der Ausstattung der Honda CB 1000 GT haben sich die Japaner nicht lumpen lassen. Neben dem bereits erwähnten semi-aktiven Fahrwerk und dem Quickshifter gehören noch weitere interessante und nützliche Features zur Grundausstattung: Tempomat (einstellbar zwischen 50 und 160 km/h), Hauptständer, Heizgriffe (in vier Stufen einstellbar), Seitenkoffer, Keyless-Go, ein fünfstufig verstellbarer Windschild, Handprotektoren. Die Seitenkoffer bieten insgesamt 65 Liter Stauraum und kommen mit herausnehmbaren Innentaschen.
Links passt ein Integralhelm rein, rechts ist der Platz dafür zu klein. Das fünf Zoll große TFT-Display stellt alle Infos Honda-typisch übersichtlich dar. Connectivity gibt es serienmäßig über die Honda Road Sync App. Leider fehlt eine Außentemperaturanzeige. An einem solchen Motorrad ist das ein Muss. Besonders gefällt der Mechanismus zur Verstellung des Windschilds. Dieser funktioniert einhändig und spielerisch selbst während der Fahrt. Der Windschutz fällt gut aus und erzeugte bei unserem Tester (Körpergröße 1,78 m) keine unangenehmen Verwirbelungen am Helm.
Reichlich Zubehör
Wer etwas größer ist, greift am besten im Zubehörkatalog der Honda CB 1000 GT zur höheren Komfort-Scheibe. Die ist ebenfalls fünfstufig verstellbar und bietet deutlich mehr Ruhe vor Wind und Wetter. Für noch mehr Windschutz gibt es optional Deflektoren an der Verkleidung. Weiteres Zubehör umfasst unter anderem ein 50-Liter-Topcase, Nebelscheinwerfer, Sturz- und Tankpads sowie die bereits erwähnte Komfortsitzbank. Honda bietet die GT in drei Farbvarianten an: Schwarz, Grau und Rot.
Preis-Leistungs-Kracher
So viel Serienausstattung verdächtigt die Honda CB 1000 GT reiße ein ordentliches Loch in den Geldbeutel. Doch mit 14.429 Euro inkl. Nebenkosten fällt der – im Vergleich zur Konkurrenz – erfreulich gering aus. Ja, die Kawasaki Versys 1100 ist mit 14.220 Euro einen Tick günstiger, hat allerdings deutlich weniger Leistung (135 PS), deutlich mehr Gewicht (255 kg) und kein elektronisches Fahrwerk. Die Suzuki GSX-S 1000 GT bringt letzteres zwar mit, kostet allerdings 17.600 Euro. Und für die leistungsstarke (170 PS) und ebenfalls üppig ausgestattete BMW S 1000 XR werden gar stolze 19.480 Euro fällig.












