Wer vom Land in die Stadt pendelt und dabei ein Motorrad nutzt, denkt sicher oft: Die 50 Kilometer gingen elektrisch besser von der Hand. Gerade im Sommer können kühl laufende Stromer für Komfort sorgen, wo ein vergleichbarer Verbrenner ordentlich nachheizt.
Doch bisher standen im Grunde nur die Bikes von Zero für die nötige Mischung aus ausgewachsenem Motorrad und nennenswerter Reichweite sowie Leistung. Allerdings waren und sind bei Zero Ladeleistung und Preis wenig attraktiv. Die neue Honda WN7 zeigt – zumindest anhand ihrer technischen Daten – einen anderen Weg.
Honda WN7 vs. Zero S: Der Motor
Erster Hinweis auf die Honda WN7 als Neuentwicklung ist ihr Motor. Der wassergekühlte Synchronmotor erzeugt 100 Nm Drehmoment und 68 PS in der Spitze. Homologiert ist die WN7 allerdings als A2-Krad mit einer Dauerleistung von 24,5 PS. Optional ist die WN7 als A1-Version zu haben.
In die 125er-Kategorie fällt die Zero S immer – und das trotz 132 Nm und 60 PS Leistung in der Spitze. Der Motor ist wie gehabt luftgekühlt und baut auf den ersten Blick etwas größer als der Antrieb der Honda. Und bei beiden Modellen wichtig wie richtig: Endantrieb per Zahnriemen mit co-axialer Lage schont Schwingenlager und Motorwelle, was keine Längenänderung des Zahnriemens beim Einfedern verlangt.
Das klingt zwar klar nach einem Etappensieg für die Zero, allerdings kann das nur ein direkter Fahrvergleich erschließen. Maximal dreht der Honda Motor 4.500/min, der Motor der Zero wohl bis 5.300/min in der S-Konfiguration.
Unterm Strich: Der Motor der Honda ist durch die Wasserkühlung thermisch einfacher zu regeln und kann daher bei hohen Lasten womöglich effizienter laufen, während der Zero-Antrieb mit einem Plus von 32 Nm hausieren gehen kann und als äußerst robust gilt.
Honda WN7 vs. Zero S: Der Akku
Bis zuletzt hielt Honda die Kapazität des Akkus unter Verschluss. Erst zur EICMA wurden die 9,3 kWh bekannt und fügten sich passend in das vernünftige Bild der WN7 ein. Hier schiebt die Zero S ihre serienmäßigen 15,6 kWh auf die Bühne und übertrifft die von Honda genannten 140 Kilometer Normreichweite locker um weitere 122 Kilometer.
Doch ein Ass hat die Honda noch im Ärmel. Ihr Akku entspricht dem neuesten Standard aus dem Hause Honda und hat 394 Volt Spannung, was aktueller Pkw-Technik der gehobenen Mittelklasse entspricht. Hier muss die Zero mit unzeitgemäßen 102 Volt einen ziemlichen Dämpfer hinnehmen. Über die Batteriespannung leitet sich die mögliche Ladeleistung ab, die wiederum mögliche Kapazitätsunterschiede anders beleuchtet.
Unterm Strich: Zero protzt mit Kapazität. Honda mit hoher Spannung, die direkt auf eine hohe mögliche Ladeleistung hinweist, und die das Minus in der Kapazität durch kürzere Ladezeiten im Pendelbetrieb ausgleichen könnte.
Honda WN7 vs. Zero S: Die Ladeleistung
Wie schon die Kapazität der Batterie hielt Honda die Ladeleistung der WN7 zurück. Und selbst final nennt Honda keine konkreten Kilowatt für die Ladeleistung. Durch die Angabe per CCS-Stecker in 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent zu laden, erlaubt Honda, folgenden Schluss: Angenommen, von den 9,3 kWh brutto gibt Honda 8,5 zum Verbrauch frei. 60 Prozent davon sind 5,1 kWh in 30 Minuten, ergibt 10,2 kW Ladeleistung je Stunde, was in der Praxis wohl 11 Kilowatt entspricht, je nach Netto-Kapazität. Und das ab Werk.
Und hier kommen wir zurück zur niedrigen Spannung der Zero S. Ab Werk zwar per Typ-2-Stecker ladbar, jedoch nur mit maximal 3,3 Kilowatt. Optional ersetzt Zero in der S das praktische Staufach "im Tank" gegen ein größeres Ladegerät mit weiteren 6 kW, sowie Softwarepakete, die die Ladeleistung weiter erhöhen. Allerdings gegen teils heftige Aufpreise, was zu den Preisen grundsätzlich führt.
Unterm Strich: Honda nutzt die hohe Spannung der Batterie der WN7 aus und liefert ab Werk eine Ladeleistung, die es bei Zero nicht gibt und nur annähernd, durch hohen Aufpreis erreicht, werden kann.
Honda WN7 vs. Zero S: Die Preise
Elektrisch fahren ist im Vergleich zu Verbrennern weiterhin mit spürbar höheren Anschaffungspreisen verbunden. Der Preis für die Honda WN7 liegt in Deutschland bei 15.409 Euro, inklusive Überführung.
Die Zero S startet laut Liste bei 17.900 Euro. Und um nur annähernd die Ladeleistung der Honda zu erreichen, müssen mindestens weitere 3.499 Euro für das größere Ladegerät gezahlt werden.
Unterm Strich: Honda platziert die WN7 sehr sensibel im kleinen Markt der Elektromotorräder. Die Zero S kostet deutlich mehr und kann noch teurer werden, wenn Ladeleistung oder weitere Kapazität hinzugebucht werden wollen.
Interessant wird: Wie reagiert Zero auf den Preis der WN7 mit eigenen Aktionen im Handel?
















