Ultraagiles Handling, garstiger Dreizylinder, gewohnte Japan-Qualität: Die MT-09 stach schon bei Kiellegung 2013. Und sticht immer noch. Weswegen es die vierte Generation in gut zehn Jahren gibt. Vielleicht, weil nicht immer alles an der Erfolgs-Yamaha für ungeteilte Begeisterung sorgte. Hier wurde gezielt angefasst.
Die neue Optik der MT-09 2024
Hohe Grinsemaske, bauchige Tanklinie, eine Spur von Heck: Fans der traditionell schrullig designten Yamaha MT-09 verlangte das letzte Modell viel ab. Also neue und viel tiefere Lampenmaske mit Zornesblick, abgeflachter Tank, ein knackiges, muskulöses Heck und schon ist die Gesamtlinie viel harmonischer und gedrungener.
Neue Ergonomie der MT-09 2024
Lenker sehr hoch, Rasten sehr tief. Das war saumäßig bequem, und sorgte zusammen mit dem geringen Gewicht und der handlingfördernden Geometrie für höchste Agilität der Yamaha MT-09. Präzision und Feedback waren allerdings immer nur so lala. Zudem sorgte die harsch ansprechende und weiche Gabel für eine gewisse Grundnervösität, und das ambitioniert verbindlich justierte Federbein für eine gewisse Grundbockigkeit. Also: Lenker runter (34,4 Millimeter), Rasten höher (9,5 Millimeter) und weiter nach hinten (30,6 Millimeter). Ergebnis: Erstmals das Gefühl, auf einem ganz normalen Naked Bike zu sitzen. Dazu eine höhere Federrate und mehr Dämpfung an der Front, hinten hingegen derer etwas weniger. Und da in der Vergangenheit die Stopper der MT mitunter als defensiv bis stumpf betitelt wurden, verbaut Yamaha ab 2024 eine neue Radialbremspumpe von Bremse. Die Richtung stimmt.
Neues Cockpit und Schalter der MT-09
Mickriges 3,5-Zoll-Cockpit, ein mit Handschuhen kaum präzise zu benutzendes Drehrad, kleine Schriften und Zeichen, durchnummerierte Fahrmodi: Intuitiv war die MT-09 bisher nicht. Deshalb gibt es ab sofort immerhin 5 Zoll (12,7 cm), deutlich bessere Ablesbarkeit, ein zeitgemäßes Steuerkreuz und sprechend benannte Fahrmodi: Sport, Street, Rain und zwei statt eines Freestyle-Modus. Achso, mit Konnektivität zum Smartphone samt (kostenloser) Navi-App von Garmin ist die MT-09 in der Gegenwart angekommen, und das bereits im Jahre 2024.
Bekannt und starker Motor der MT-09
Und der Motor? Keinerlei Handlungsbedarf, der 890er-Triple charmiert der Yamaha MT-09, drückt, reißt und wolllüstert ja seit jeher auf Spitzenniveau. Spoilerwarnung: Daran hat sich absolut gar nichts geändert. Nette Geste dennoch, dass auf dem neuen Tank zwei Gitter fürs direkte Abgreifen des Ansauggeräuschs in der Airbox integriert sind.
So fährt die Yamaha MT-09 2024
Tatsächlich machen all die kleinen Stellschrauben ein fast neues Motorrad aus der Yamaha MT-09. Ohne dass ihr rau-wilder Grundcharakter verloren geht, denn sie sieht nicht nur aus und bettet wie ein Naked Bike, sie fährt – endlich – wie ein Naked Bike. Und zwar wie ein verdammt gutes. Hinweggewischt ist die schludrige Arbeit und Rückmeldung der Gabel, und das mitunter unelegante Wirken des Federbeins hat eine folgenreiche Benimmschule hinter sich gebracht.
Mehr Gefühl fürs Vorderrad
Endlich kommt das lang vermisste Gewicht auf die Front der MT-09 und beruhigt diese spürbar, endlich wird man verlässlicher darüber informiert, was da vorn so vor sich geht, endlich knallt es deutlich weniger mitteilsam in die Rückenkette. Und die straffere Abstimmung der Gabel ist nur zu begrüßen und leistet spürbare Akuthilfe bezüglich Kurvenstabilität. Vielleicht nicht schienengleich, der Unterschied zu bisher ist allerdings frappant. Klar, von der fast schon telepathischen Agilität beim Einlenken ist ein wenig was verloren gegangen, Hüftsteifigkeit kann man der MT-09 nach wie vor nicht attestieren. Knackige Geometriewerte und geringes Gewicht tun nämlich nach wie vor einiges an Zauberei bezüglich Agilität.
Bremse soft, Motor top
Für die soft gelifteten Bremsen der Yamaha MT-09 gilt das hingegen keineswegs. Aggressive "stopping power" gibt es hier weiterhin nicht, aber die neue Brembopumpe fügt einiges an Dosierbarkeit und Gefühl hinzu. Es reicht jedenfalls für den seit zehn Jahren breitbelobten Kraft-Dreier. Der beim Abtouren sogar dezente, dafür unterhaltsame "Pops & Bangs" bietet. Und wem das nicht genug Alarm ist, der kann sogar per Quickshifter beim vollen Durchladen herunterschalten. Some may call it überambitioniert.
Neue Schalter, neues Glück
Apropos Schalten: hier ein Extralob für das neue Bedienkonzept der neuen MT-09. Steuerkreuz schlägt Drehrad, das gilt hier wieder mal. Es fällt deutlich leichter, sich durch die gar nicht so banale Welt der Fahrmodi und all ihrer Parameter zu bewegen. Selbst die erwähnte, viel intuitivere Nomenklatur dieser und das größere Display tun sich dabei positiv hervor. Die drei fixen Modi sind während der Fahrt mit nur einem Klick wechselbar und für das schnelle Anpassen von Traktionskontrolle und Co. in den zwei Freestyle-Fahrmodi muss keineswegs extra angehalten werden. Das passt.
Fahrmodi per App
Wer die MYRide-App von Yamaha gratis auf sein Smartphone lädt, kann seine Wunschsettings sogar aus der Ferne ans Motorrad schicken, worauf sie prompt bei Fahrtantritt bereitstehen. Spielerei, fürwahr. Richtig gut funktioniert allerdings die dann ebenso inkludierte Navi-Lösung von Garmin, die laut Yamaha keine weiteren (Abo-)kosten verursacht. Das gilt völlig überraschenderweise nicht für den Kauf des Motorrads: Wer 10.799 Euro zum Händler des Vertrauens trägt, kann diese ab März gegen eine MT-09 eintauschen.