So fährt die neue Ducati Hypermotard 698 (2024)

Einrad mit Einzylinder zum Quertreiben
So fährt die Ducati Hypermotard 698

Veröffentlicht am 21.02.2024

Ende des vergangenen Jahres präsentierte Ducati eine aggressiv gezeichnete Supermoto mit dem ersten neuzeitlichen Einzylinder aus Bologna. Einer, der mit seinen Eckdaten – 77,5 PS bei 9750/min, 63 Nm bei 8000/min – den LC4-Motor von KTM im Visier hat. Alle technischen Details gibt es hier. Heute geht’s um den ersten Fahreindruck, denn Ducati lädt zum ersten Fahrtermin auf die Kartstrecke "Lucas Guerrero" bei Valencia. Hier soll die Hypermotard 698 Mono ihrer Kampfansage Taten folgen lassen.

Ergonomie

Erste Sitzprobe auf der neuen Ducati Hypermotard 698: In 905 Millimetern Höhe thront man supermoto-typisch aggressiv auf der knackig gepolsterten einteiligen Sitzbank. Sie bietet viel Platz nach vorn und hinten, wodurch der Fahrer oder die Fahrerin gut mit der Schwerpunktverlagerung spielen kann. Die Rasten sind zwar angemessen sportlich positioniert, der Kniewinkel bleibt aber sehr offen und die Knie selbst finden an der schmalen Tankverkleidung angenehme Kontaktpunkte vor. Und weil der hohe und breite Lenker weit vorn angebracht ist, gibt’s viel Vorderradbezug.

Motorcharakteristik und Sound

Per Knopfdruck erwacht der 659-Kubik-Eintopf der Hypermotard 698 zum Leben. Bei Standgas pöttelt er angenehm dezent aus dem Doppelrohr-Auspuff. Die hydraulische Anti-Hopping-Kupplung rückt mit wenig Handkraft ein und die Mono verlässt die Boxengasse. Der Desmo-Einzylinder freut sich über immer höhere Drehzahlen und dankt sie mit feurigem Schub, bleibt klanglich aber stets sozialverträglich. Aus der unteren Mitte geht er spritzig und ohne Lastwechselschlag ans Gas, tritt dann zunächst moderat und im oberen Drittel beherzt an. Dabei zeigt das mit zwei Ausgleichswellen bestückte Triebwerk für einen Einzylinder dieser Hubraumklasse sehr viel Laufkultur und vibriert nicht unangenehm. Auch schön: Beim vom Quickshifter unterstützten Durchsteppen der Gänge im knackigen Getriebe passen die Anschlüsse wunderbar, wenngleich man auf der kompakten Strecke nur die Gänge eins bis vier bemühen muss.

Handling und Bremsverhalten

Einlenken, Gas anlegen, aufziehen – die ersten Kurvenkombinationen und Runden verfliegen auf der Ducati Hypermotard 698 im lockeren Flow rasch. Man ist sofort eins mit dem Motorrad. Handlichkeit und Kurvenstabilität finden im Chassis der Hypermotard Mono wie selbstverständlich zueinander. Egal ob man sie in die engen Kurven drückt oder sich in weiteren Bögen daneben hängt, die Ducati gehorcht allen Befehlen und folgt der gewünschten Linie auf den für den Track aufgezogenen Pirelli Diablo Superbike-Slicks wie von selbst. Serienmäßig sind straßenzugelassene Pirelli Diablo Rosso IV montiert.

Linientreue und Präzision behält die Hyper auch dann, wenn nach einigen Runden Schalt- und Bremspunkte passen und das Tempo gesteigert wird. Beim Anbremsen gefällt die Brembo-Bremsanlage – mit fetter 330-Millimeter-Einzelscheibe, radial verschraubtem Vierkolben-Festsattel und Radialbremspumpe – durch sehr gute Dosierbarkeit. Initial fassen die Stopper nicht übermäßig hart zu, bauen die Bremsleistung über viel Hebelweg linear auf und halten vielen Runden am Stück problemlos stand. Auch am Hinterrad – für Supermoto-Fahrer wichtig – gibt die Bremse gutes Feedback.

Fahrwerk

Wer die Schräubchen des Serienfahrwerks der Ducati Hypermotard 698 in Richtung sportlich dreht, erhält nochmals spürbar mehr Kurvengier und Feedback. Die Marzocchi-Gabel führt die Front dann extrem sicher über Asphaltrisse in Schräglage, nutzt ihre 215 Millimeter Federweg gut aus und taucht dennoch beim Bremsen nicht unangenehm schnell ab. Das Sachs-Federbein (240 Millimeter Federweg) hält mit viel Negativfederweg das Hinterrad beim harten Bremsen lange im Kontakt mit dem Asphalt und hat beim Beschleunigen dank guter Dämpfung einen großen Anteil am beeindruckenden mechanischen Grip der Hypermotard.

Elektronik

Von der Mechanik zur Elektronik der Hypermotard 698. Sie ist dem Supermoto-Konzept entsprechend auf Fahrdynamik ausgerichtet. Drei Power-Modi, schräglagenabhängige Traktionskontrolle mit separater Wheelie-Kontrolle und vierstufiges ABS sind an Bord. Hier neu: Ein Drift-Assistent soll Bremsdrifts in den ABS-Modi "3" und "2" elektronisch überwachen. In der Praxis lässt er ab einer definierten Verzögerung beim Betätigen des Fußbremshebels das Heck leicht ausbrechen, ist aber trotzdem stets präsent. Ein nettes Feature für Drift-Einsteiger, erfahrene Piloten wissen aber die Transparenz des deaktivierten Hinterrad-ABS in Modus "1" zu schätzen.

Rennversion mit noch mehr Power und Wheelie-Assistent

Der Drift-Assistent der Ducati Hypermotard 698 gehört natürlich nur auf die abgesperrte Strecke, ebenso wie der Wheelie-Assistent. Den liefert Ducati deshalb auch nur in Kombination mit der Racing-Auspuffanlage (2.306 Euro). Dieser Helfer hält beim Beschleunigen das Motorrad kurz in einem 35-Grad-Wheelie, bevor er es sanft wieder absetzt. Bedeutet: Vollgas geben und vertrauen – nicht jedermanns Sache, auf der Kartstrecke aber ein launiges Feature. Ebenso wie die Racing-Auspuffanlage. In Verbindung mit einem modifizierten Ansaugtrakt entlockt sie dem Motor noch mehr Power, sowohl in der Drehzahlmitte als auch in der Spitze. 85 PS sollen laut Ducati anliegen – Wahnsinn! Dazu gibt’s Einzylinder-Sound ohne Beschränkungen, der Supermoto-Fans Gänsehaut beschert.