Was wirklich neu ist: Die Fahrwerkskomponenten der GSX-8 R kommen von Showa statt Kayaba und der Rohrlenker wird durch zwei hohe Stummel ersetzt. Außerdem umschließt eine Verkleidung Scheinwerfer und Flanken – wie sich das für ein Sportmotorrad eben gehört. Diese Modifikationen formen eine angriffslustige Erscheinung und addieren auf das Naked-Bike-Gewicht drei auf 205 Kilogramm.
GSX-8S und GSX-8R im Vergleich
Alle Daten der Suzuki GSX-8R findest du hier. Bevor es los geht trotzdem ein kurzer Blick auf die wichtigsten Eckdaten. Kennern der Suzuki GSX-8S bietet sich ein vertrautes Bild, denn Chassis und Motor wurden unverändert übernommen, sodass Geometrie und Leistungsdaten identisch sind. Moderate 83 PS und 78 Newtonmeter, 65 Grad Lenkkopfwinkel und 104 Millimeter Nachlauf – auf dem Papier eine nicht gerade radikale Ausrichtung. Die Stärken der Plattform liegen in seiner Balance und einer bauchigen Leistungsentfaltung, das ist seit dem vergangenen Jahr klar. Aufsitzen, Motor starten – los geht’s.
Motor mit 776 Kubik und viel Drehmoment
Wie gehabt zeigt der 776-Kubik-Reihentwin der Suzuki GSX-8R mit V2-mäßigen 270 Grad Hubzapfenversatz und zwei Ausgleichswellen vom Start weg beste Manieren. Bäriges Drehmoment aus der unteren Mitte trifft auf viel Laufkultur. Im Stadtverkehr mitschwimmen oder aus Ortschaften beschleunigen ohne herunterzuschalten, das kann dieser Antrieb blendend. Drehzahlorgien sind dagegen nicht sein Ding, weshalb man intuitiv früh hochschaltet und die Drehmomentwelle surft. Die Kupplung rückt mit angemessener Handkraft geschmeidig ein und das Getriebe rastet vom Schaltautomaten mit Blipperfunktion unterstützt sehr präzise. Herunterschalten ohne Kupplung fordert wie schon bei GSX-8S und V-Strom 800 relativ viel Fußkraft, besonders zurück in den Ersten.
Viel Elektronik im kleinen Krad
Das ist aber selbst aus engen Kehrtwendungen nicht nötig, denn die GSX-8R schiebt sich und ihren Fahrer im Zweiten aus dem Keller ambitioniert vorwärts. Im scharfen A-Mapping braucht’s dafür nur kleine Befehle am Gasgriff, es öffnet schon bei wenig Drehwinkel die Drosselklappen sehr weit. B schafft eine recht lineare Verbindung und C bedeutet, dass die GSX-8R zaghaft auf Gasbefehle reagiert. Diese Abstimmung ist aus der GSX-8S bekannt, ebenso wie die dreistufige Traktionskontrolle (bei "1" greift sie spät ein, bei "3" sehr früh). Mehr lässt sich elektronisch nicht verändern, was in der Mittelklasse als guter Ausstattungsumfang betrachtet werden darf. Sportliche Fahrer wünschen sich höchstens noch ein einstellbares ABS, denn der Blockierverhinderer hält beim hartem Bremsen sehr energisch das Hinterrad am Boden. Auf der Straße eine sinnvolle Abstimmung.
Neues Fahrwerk – sportlich-straff
Im Landstraßenbetrieb zeigt sich das neue Showa-Fahrwerk sportlich, einstellbar bleibt nur die Federvorspannung hinten. Die Gabel dämpft satt, ihre Dämpfungsabstimmung wurde im Vergleich zur GSX-8S deutlich strammer. Das schafft Reserven fürs sportliche Fahren, kostet aber im Umkehrschluss Komfort. Das Federbein zeigt wie die Gabel ein ordentliches Ansprechverhalten, kommt beim harten Beschleunigen über Bodenwellen durch wenig Zugstufendämpfung leicht ins Schwingen. Den 83 PS hält es in Summe locker Stand, ebenso wie gut 90 Kilogramm Fahrergewicht.
Suzuki GSX-8R auf der Rennstrecke
Ein paar schnelle Runden auf dem kleinen Monteblanco-Circuit von Sevilla dürfen nicht fehlen. Kein Gegenverkehr, Auslaufzonen – Zeit, die Grenzen auszuloten. Ankern auf letzter Rille ließe die gut abgestimmte Bremse – Vierkolben-Festsättel von Nissin und 310-Millimeter-Scheiben – problemlos zu. Und die Anti-Hopping-Kupplung schafft in dieser Situation viel Sicherheit. Doch der Eingriff des ABS ist dann stets nahe, also lieber etwas früher und sanfter bremsen.
Noch näher kommen die Rasten kurz darauf dem Asphalt. Wie schon beim Top-Test der GSX-8S im vergangenen Jahr limitiert schleifendes Aluminium die Schräglage, von der der für den Track aufgezogene Dunlop Sportsmart TT und der Serienreifen Dunlop Roadsport 2 noch mehr vertragen würde. Auf ihm lenkt die GSX-8R berechenbar und neutral ein und verführt über den weiteren Kurvenverlauf wie ihre nackte Schwester mit angenehmer Neutralität und einem für diese Klasse tollen Anlehngefühl.
Mehr Gewicht, besser verteilt
Ein Grund für die gute Führung an der Front liegt wohl bei der R-Variante in der Gewichtsverteilung. Der GSX-8S bescheinigte die MOTORRAD-Waage im Stand 103,3 Kilogramm (ohne Fahrer) Last auf dem Vorderrad. Und laut Suzuki bringt der Fahrer beim R-Modell trotz hoher Stummel noch etwas mehr seines Gewichts auf die Front. Es ergibt sich ein gutes Gefühl fürs Vorderrad. Die sportlich-aufrechte Haltung (mit moderatem Kniewinkel und viel Bewegungsfreiheit im Sattel) passt gut zur kleinen Renn- oder einer verwinkelten Hausstrecke, denn sie schafft viel Spielübersicht. Außerdem findet man im Hanging-off viel Halt am Tank und kann das Motorrad so sicher führen. Die Ergonomie der GSX-8R ist nicht malträtierend-supersportlich und doch fahraktiv genug für den ambitionierten Sportfahrer.