Neue Harley-Davidson Fat Boy: Gray Ghost als Sondermodell mit Chrom-Tank

Harley-Davidson Fat Boy Gray Ghost
Fat Boy als Limited Edition mit Chrom-Tank

Zuletzt aktualisiert am 09.05.2025

Es gibt Motorräder, die sind einfach da – und es gibt Maschinen wie die Fat Boy . Seit 1990 steht sie wie ein Denkmal auf zwei Rädern. Breit, fett, kompromisslos. Zum 35-jährigen Jubiläum bringt Harley-Davidson eine Sonderedition, die nicht nur glänzt, sondern Geschichte atmet: die Fat Boy Gray Ghost. Nur 1.990 Exemplare weltweit. Wer sie will, muss schnell sein – und 30.700 Euro locker haben.

Harley-Davidson Fat Boy – The Gray Ghost

Das Gray Ghost des neuen Icon-Modells von Harley-Davidson stammt von 1990, als Fans der ersten Fat Boy das Modell so nannten. Die erste Fat Boy gab es nur in der Farbkombination "Fine Silver Metallic" mit goldenen Akzenten. Und diesen Stil trägt die neue Gray Ghost auch.

Übrigens Als Icon-Modell bezeichnet Harley-Davidson seit 2021 eine Limited Edition eines Serien-Modells, das auf die Historie im Stammbau verweist. 2021 war es die Electra Gilde Revival, 2022 die El Diablo auf Low Rider-Basis, 2023 erneut ein Revival der E-Glide und 2024 eine Hommage an die erste Hydra Glide.

Chromtank ohne Chrom

Wobei den Lack der neuen Harley-Davidson Fat Boy Gray Ghost als "silber" zu bezeichnen, wäre erstens nicht ganz korrekt und zweitens unfair. Die spiegelnden Oberflächen verchromt zu nennen, ist indes gänzlich falsch. Harley-Davidson nennt diese Beschichtung "Reflection Finish".

Reflection Finish

Das "Reflection Finish" entsteht durch das PVD-Verfahren (Physical Vapor Deposition), auch bekannt als Dünnfilmbeschichtung. Dabei verdampft Harley-Davidson ein festes Material im Vakuum und trägt es auf die Oberfläche eines Bauteils auf. Im Falle der Gray Ghost auf den Kraftstofftank, die Seitendeckel sowie die Front- und Heckfender. Eine positive Ladung wird auf eine Aluminiumlegierung und eine negative Ladung auf das Motorradteil angelegt. Nach dem Beschichtungsprozess, dem Eloxieren nicht unähnlich, versieht Harley-Davidson das Bauteil mit Klarlack.

Wichtig Demnach sollte dieses "Reflection Finish" NICHT wie eine Verchromung gepflegt werden, sondern wie Lack.

Früher nutzte Harley-Davidson das PVD-Verfahren zur Veredelung kleiner Teile wie Tankmedaillons und Auspuffblenden. Bei den Fendern und dem Kraftstofftank der Fat Boy Gray Ghost kommt es erstmals an so großen Teilen zum Einsatz. Die präzise Beschichtung erzeugt ein einzigartiges, chromähnliches Finish, das gegenüber herkömmlicher Verchromung Vorteile bietet. Vor allem erfüllt es die sehr hohen Harley-Davidson-Standards für Korrosionsbeständigkeit, die mit einer herkömmlichen Chromschicht an diesen Teilen nicht erreichbar wären.

V2-Motor nach Diesel-Art

Im ebenfalls silberfarben lackierten Rahmen der neuen Harley-Davidson Fat Boy Gray Ghost steht der bekannte V2, der Milwaukee Eight mit 1.923 Kubik. Mit neuer Abstimmung leistet er 102 PS bei 5.020 /min und drückt 165 Nm bei dieselartigen 2.750 Touren. Zum Vergleich: Die erste Fat Boy 1990 trieb noch der heute kultige Evo-Motor an. Damals mit heute fast zu belächelnden 1.340 Kubik, 67 PS bei 6.000/min und 97 Nm bei 2.250 Touren. Dazu wog die Ur-Version mit 320 Kilo vollgetankt sogar noch 5 Kilo mehr als die aktuelle.

Neu ist allerdings: Harley-Davidson bietet die Fat Boy seit 2025 ausschließlich mit dem sogenannten 117er-Motor an. 117 ist die Zahl an den zölligen cubic inch, was umgerechnet metrische 1.923 Kubik sind. Als Cruiser-Variante ist der rein von Luft und Öl gekühlte V2 mit neuen Zylinderköpfen ausgestattet, die ovale Ansaugkanäle haben und eine neue Form des Brennraums. Bisher bot Harley-Davidson die Fat Boy nur in den Versionen mit 107 ci oder 1.745 Kubik und 114 ci oder 1.868 Kubik an. Mit dem Upgrade auf den großen Motor darf die Fat Boy sich wieder zurecht so nennen.

Übrigens Die Fat Boy kann seit 2018 durchaus Mega-Fat-Boy heißen, denn Harley-Davidson trieb es zum Modellwechsel auf die Spitze und stellte den Cruiser auf Reifen der Dimensionen 160/60R18 vorn und 240/40R18 hinten. Sprich, der Reifen vorn ist so breit wie bei Mittelklasse-Krädern der hintere Reifen.

Neues Fahrwerk und neue Elektronik

Ebenfalls neu in der gesamten Cruiser-Familie von Harley-Davidson, zu der die Fat Boy gehört, ist ein neu abgestimmtes Federbein nebst Gabel. Weiterhin sind 3 Fahrmodi an Bord und das ABS sowie die Traktionskontrolle schräglagenabhängig. Ebenfalls Serie: ein Reifendruckkontrollsystem und ein neues Display mit nutzerfreundlichem Bordcomputer.

Kurzgeschichte der Fat Boy

1990, als die Motorradwelt sich noch überwiegend sportlich drehte, sorgte Harley-Davidson mit der Fat Boy für ein entspanntes Kontrastprogramm – laut, breit, kompromisslos. Die Idee zur Maschine entsprang einem Custombike aus dem Jahr 1987, gebaut auf Softail-Basis bei Harley-Davidson Montréal. Dort entwickelten Geschäftsführer Duc Dufour und Mechaniker Denis Lavoie ein Einzelstück mit verdeckter Hinterradfederung, massiven Scheibenrädern, Fiberglas-Fender und breitem Lenker. Der sogenannte "Lowboy" fiel Harley-Davidson-Manager Jerry Wilke auf, der das Bike prompt nach Milwaukee schickte. Dort diente es dem Design-Team um Willie G. Davidson und Louie Netz als Inspiration – der Startschuss für eine der bekanntesten Harleys aller Zeiten.

Fat Boy Gray Ghost – 1.990 Exemplare ab 30.700 Euro

Im Kontext der Icon-Modelle, die bisher immer nur 1.500-mal gebaut wurden, ist die Auflage der neuen Harley-Davidson Fat Boy Gray Ghost hoch: 1.990 Stück wird Harley-Davidson bauen. Klar angelehnt an das Erstbaujahr. In Deutschland ist die Gray Ghost ab 30.700 Euro zu haben.