Die LiveWire One ist bereits als erstes Elektromodell der Harley-Tochter auf dem Markt. Im Zuge des Börsengangs von LiveWire wurde eine neue Antriebsplattform angekündigt, die für verschiedene Fahrzeug- und Leistungsklassen die Basis stellen soll. Der mittragende Akku ist der größte Unterschied zum in der LiveWire One und den meisten Elektromodellen anderer Hersteller verwendeten Konzept. Bisher waren Batterie, Motor und Federelemente in der Regel an einen klassischen Rahmen angeflanscht.
Technische Daten LiveWire S2 DelMar
Die Präsentation der LiveWire S2 DelMar ist seit dem ersten offiziellen Auftauchen 2022 eine lange Geschichte. Erst Mitt Juli 2023 verkündete LiveWire komplette technische Daten und die bestätigen, was die ersten Informationen andeuteten: Die DelMar ist auf dem Papier ein sauber konstruiertes Elektromotorrad, mit richtig Power. Bekannt waren 84 PS und 263 Nm Drehmoment. Bestätigt sind das homologierte Gewicht von 198 Kilogramm und die Kapazität der Batterie mit 10,5 kWh netto. MOTORRAD prognostizierte aufgrund Größe und Leistung einst zwischen 9 und 12 kWh. Sicher ist seit Juli 2023 die Ladeleistung bei maximal 7,6 kW, was den Akku in minimal 78 Minuten von 20 auf 80 Prozent laden soll. Seine 84 PS überträgt der neue Mittelmotor per Zahnriemen an das Hinterrad und beschleunigt die DelMar in knapp über 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Hohe Reichweiten der DelMar
Angaben über die möglichen Reichweiten gibt LiveWire viele, die wichtigste der kombinierten Reichweite beträgt bei im Schnitt hohen 88 km/h gute 137 Kilometer. Sprich: der wirklich reale Fahrbetrieb dürfte hier mehr bringen. Interessant: Die angegebene City-Reichweite mit 180 Kilometern ist bei erfahrungsgemäß sehr langsamen Durchschnittsgeschwindigkeiten niedriger als erwartet. Der Motor ist so grundsätzlich zu höherem berufen, obwohl er in der DelMar "nur" knapp über 160 km/h erlaubt.
Große Räder und 5 Jahre Garantie
Zwei interessante Merkmale der LiveWire DelMar sind seit Juli 2023 bekannt: Fest steht, dass sie vorn wie hinten auf Rädern in 19 Zoll (ca. 48 cm) steht und mit Reifen in 130/80 vorn und 140/80 hinten steht. Ein Experiment, das in Europa bereits für Indian und der FTR 1200 scheiterte, da nässescheue Flattrack-Gummis beim europäischen Fahrer nie gut ankommen.
Zweiter interessanter Punkt: LiveWire gibt auf den Akku eine Garantie von 5 Jahren ohne Kilometerbegrenzung bei einem SOH von 70 Prozent. Verliert der Akku in der Zeit 30 Prozent seiner Kapazität, greift die Garantie. Auf das übrige Motorrad bestehen wie gesetzlich üblich 2 Jahre Garantie, ebenfalls ohne Kilometer-Klausel.
LiveWire DelMar interpretiert Dirt- und Flat-Track-Historie
Mit der DelMar interpretiert Harley-Schwester LiveWire die große Dirt- und Flat-Track-Historie der Company: Die platte Nase mit dem Gesicht der Sportster S, der flache Tank, das Storz-Heck und die fein profilierte Reifen zeichnen ein klares Bild. Unter dem Kunststoffkleid steckt die neue Arrow-Plattform von LiveWire mit mittragendem Akku, neuem Motor und Steuerung.
Für 19.990 Euro in Deutschland
Zum Marktstart der neuen LiveWire S2 DelMar steht die aus den USA bekannten Launch Edition bereit. Mit einer Anzahlung von 100 Euro reserviert man eine der ersten 100 DelMar. Das Besondere: ein exklusiver Lack und ein anderes Raddesign. Genaue technische Daten kommuniziert LiveWire immer noch nicht. Ab September 2023 soll ausgeliefert werden. Zu den bereits gezahlten 100 Euro kommen in Deutschland weitere 19.890 Euro hinzu.
Für 15.499 Dollar in den USA
Zur Präsentation der neuen LiveWire DelMar stand eine limitierte Edition zum Verkauf. 100 speziell lackierte und mit besonderen Felgen ausgestattete Exemplare waren für 17.699 Dollar zu haben. Die 100 Stück waren sofort ausverkauft.
Die Serienversion ist seit September 2022 bestellbar, zu einem Preis von 15.499 US-Dollar. Bisher agierte Live Wire nur auf dem Heimatmarkt in den USA.
Arrow-Plattform
Die Arrow-Plattform arbeitet nach einem neuen Prinzip, recht nahe an aktuellen Supersportlern: Die Antriebseinheit verbindet als tragendes Bauteil den Lenkkopf mit dem Schwingenlager. Einen Hauptrahmen gibt es nicht mehr. Arrow setzt auf einen großen Antriebsblock, bestehend aus Akku, Motor, Batteriemanagement und Steuerelektronik, an dem mit einem Hilfsrahmen der Lenkkopf verschraubt ist. Die Schwinge wird direkt auf seitlichen Motorlagern befestigt und das Federbein stützt sich per Umlenkung auf der Rückseite des Akkublocks ab. Die LiveWire One baut noch auf einen Brückenrahmen aus Alu.
Hochvolt-Technik
Details zum Akku gibt es bereits. Mittels Rundzellen im Format 21700 – 21,3 Millimeter im Durchmesser und 76,3 Millimeter lang – wird der Stromspeicher aufgebaut. LiveWire möchte mit diesen Standardzellen Systeme mit Spannungen zwischen 50 und 400 Volt konfigurieren. Die Leistung skaliert entsprechend. Das Kühlsystem kann je nach Spannung mit Luft, Flüssigkeit oder Klimaanlage gestaltet werden.
Motor integriert
Die neue Arrow-Plattform hat den Motor voll integriert und wird die neuen Modelle ohne Getriebe direkt antreiben. Der Schwingendrehpunkt liegt dabei deckungsgleich auf dem Ritzel des Endantriebs, was im Falle von Arrow viel Sinn ergibt. So muss das Gehäuse nur an diesem Punkt extrem steif sein, und nicht noch zusätzlich ein stabiler Bereich für die Hinterradfederung konstruiert werden.
Noch mehr Elektro
Bereits Anfang 2020 zeigte Harley mit der EDT 600 R einen leichten Flat-Tracker auf dieser Arrow-Plattform. 2022 kam das erste S2-Modell auf Arrow-Basis, die DelMar. Sie ist unterhalb der One platziert. Später kommen noch die leichten S3-Modelle in Kooperation mit Kymco hinzu. Unter dem Label S4 sollen später neue schwere LiveWire-Modelle folgen.