Parallel zum vollverkleideten Sport-Modell 675 SR-R bringt CFMoto auf derselben Basis ein Naked Bike nach Deutschland: Die neue CFMoto 675 NK soll 2025 in der Mittelklasse für ordentlich Furore sorgen. Mit 3 Zylindern, 90 PS und 189 Kilogramm fahrbereit konkurriert sie mit Yamaha MT-07, Triumph Trident 660, Kawasaki Z 650 und Honda CB 650 R – soll aber nur um 6.500 Euro kosten. Wir konnten den neuen China-Roadster nun erstmals fahren.
Neue CFMoto 675 NK mit 3-Zylinder und 90 PS
Motor, Rahmen, Fahrwerk, Bremsen – Hardware-seitig entspricht die neue CFMoto 675 NK in vielen Aspekten der vollverkleideten CFMoto 675 SR-R. Neben dem breiten Rohrlenker, der fehlenden Verkleidung und einigen kosmetischen Änderungen beschränken sich die Anpassungen auf eine landstraßenoptimierte Abstimmung für Fahrwerk und Motor. CFMoto gibt für die 675 NK eine Nennleistung von 90 PS bei 11.000/min und 68 Nm maximales Drehmoment bei 8.250/min an – wobei der 675-Kubik-Triple nicht nur Euro-5+-kompatibel ist, sondern mit 54 Kilogramm einer der leichtesten Motoren seiner Klasse sein soll.
Starker und laufruhiger Triple
Für den ersten Fahr-Test mit der neuen CFMoto 675 NK schickte uns der chinesische Hersteller auf eine großzügig dimensionierte Kartbahn – laut den Chinesen perfekt, um die Wendigkeit und den spontanen Antritt des kompakten Roadsters zu erfahren. 75 Prozent des maximalen Drehmoments sollen bereits ab 4.000 Touren anliegen. Schon nach den ersten paar beherzten Zwirblern am Schubregler schenkten wir dem Marketingversprechen Glauben. Der Triple steht bereits früh gut im Saft und liefert über ein breites Drehzahlband adäquaten Vortrieb. Tripletypisch bei hoher Laufruhe – der 675er wirkt geschmeidig und auch klanglich angenehm satt.
Motor-Charakter erinnert an den CP3 von Yamaha
Lediglich die Lastwechsel sind bei der CFMoto 675 NK nicht von der feinsten Sorte, sie erforderten in den engsten Kehren der Kartstrecke ein gefühlvolles Handgelenk. Die lange Gegengerade reichte, um den Triple in den Begrenzer zu orgeln. Dabei geht ihm oben raus zwar nicht die Puste aus, ein Sportler-Kick à la Street Triple bleibt aber aus. In dieser Hinsicht erinnert uns der CFMoto-Dreizylinder eher an Yamahas fülliges CP3-Triebwerk als an die temperamentvollen Hochdrehzahl-Motoren von Triumph oder MV Agusta.
Quickshifter ohne Blipper
Wie ihre vollverkleidete Schwester verfügt die CFMoto 675 NK über einen Quickshifter, aber ohne Blipper. Sprich: Hochschalten geht ohne Kupplung, runter nur mit. Inzwischen eher unüblich, im Fall der CFMotos mit dem Verzicht auf einen elektronischen Gasgriff zu erklären. Mit klassisch gaszuggesteuerten Drosselklappen wäre ein Blipper technisch umso aufwendiger umzusetzen. Unter Zug durchladen klappt jedenfalls zuverlässig, die Schaltwege dürften allerdings noch etwas kürzer und die benötigte Hebelkraft noch etwas geringer sein.
Kompakte Sitzposition
Auch ergonomisch schlägt die CFMoto 675 NK einen moderat sportlichen Ton an. Die Position von Lenker, Rasten und der 810 Millimeter hohen Sitzbank macht den Eindruck eines gelungenen Kompromisses aus Sport und Tour. Kompakt, aber nicht beengt sitzt man auf der CFMoto – irgendwo zwischen klassisch tief ins Fahrzeug integrierter Japan-Sitzposition und sportlich ambitionierter Euro-Sportfeile. Der Kniewinkel ist jedenfalls auch für Fahrer jenseits der 1,80-Meter-Marke nicht unerträglich spitz, wobei die Fußrasten im Angriffsmodus doch gerne mal die Kartbahn küssten.
Reifen von CST
Was übrigens nicht nur wegen der im Trockenen überraschend klebrigen CST-Serienpneus gelingt. Auch fahrwerksseitig erlaubt sich die CFMoto 675 NK beim ersten Fahreindruck keine groben Schnitzer – ganz im Gegenteil. Sie lenkt easy ein, kippt nicht weg und bleibt auch bei Lastwechseln in tiefer Schräglage neutral. Zwar fehlt ihr die messerscharfe Präzision der sportlichsten – und sehr viel teureren – Vertreter ihres Genres. Sie ist aber keineswegs behäbig oder unpräzise – zumal wir dem Fahrwerk im zweiten Turn mit ein paar Klicks mehr Zug- und Druckstufe spürbar noch etwas mehr Zielgenauigkeit bei weniger Bewegung einhauchen konnten.
Fahrwerk-Komponenten von Kayaba (KYB)
Insgesamt wirkt das voll einstellbare KYB-Ensemble an Front und Heck der CFMoto 675 NK harmonisch. Es bietet ein gut ausbalanciertes, stabiles Fahrverhalten, das auch mal einen Fehler verzeiht. Zumindest auf der Kartbahn. Wie es auf ruppigerem Geläuf mit Durchschlagschutz und Abrollkomfort aussieht, muss ein ordentlicher Landstraßentest klären.
Bremsen von J. Juan
Wie bei den meisten aktuellen CFMoto-Modellen ist auch bei der 675 NK die Firma J. Juan für das Thema Verzögerung zuständig. Im Stand wirkt der Druckpunkt am Handhebel etwas teigig, am Ende der ersten Geraden dann aber die Überraschung: Die radial angeschraubten Vierkolbensättel packen äußerst vehement zu und gehen auch nach mehreren flott gefahrenen Runden nicht ein. Allerdings braucht es etwas Gefühl im Zeigefinger – nicht nur wegen des etwas undefinierten Druckpunkts, sondern auch, weil das ABS relativ früh und grob eingreift. Nichts zu meckern gibt es hinten: Der Fußbremshebel ist gut erreichbar, arbeitet sanft und ermöglicht gezielt dosierte Kurskorrekturen.
Traktionskontrolle und TFT-Display
Genau wie das ABS ist auch die Traktionskontrolle mangels IMU nicht schräglagensensitiv. Wir fuhren unsere Turns auf der weniger invasiven Stufe 1 von 2. Dabei waren kaum Eingriffe spürbar, selbst bei beherztem Gasgeben im 2. Gang – hohem Grip und überschaubarer Spitzenleistung sei Dank. Anpassungen der Elektronik und der Anzeigen des aufgeräumten 5-Zoll-TFT-Displays gelingen auf Anhieb. Außerdem gefällt uns der konfigurierbare Schaltblitz. Für Tech-Nerds: Auch bei der 675 NK stehen via CFMoto Ride App die Google-Navigation sowie weitere Connectivity-Features zur Verfügung.