Ab 8.999 Euro wird die KTM 790 Duke angeboten, ab 7.390 Euro die CFMoto 800 NK Sport (Standardversion). Jeweils zuzüglich 475 Euro Liefernebenkosten, Stand Juli 2023. Die Preisdifferenz: 1.609 Euro. Für MOTORRAD ein aktueller Anlass, um das neue Modell aus China mit dem etablierten Modell aus Österreich zu vergleichen. Bis in die Details.
KTM und CFMoto
Wobei die ursprünglich österreichische 790 Duke inzwischen im selben Werk des langjährigen chinesischen KTM-Partners CFMoto gefertigt wird: in Hangzhou, circa 200 Kilometer südwestlich von Shanghai. Bereits seit 2013 kooperiert KTM mit CFMoto, seit 2017 hat die Zusammenarbeit den Status "Joint Venture". In China ist CFMoto für KTM aktiv, und KTM hat im Gegenzug ab 2023 den Europa-Vertrieb für die Motorräder von CFMoto übernommen.
Der gleiche Motor: Reihenzweizylinder mit 799 Kubik
Zwar war die 790 Duke früher mit bis zu 105 PS unterwegs, doch seit es die deutlich stärkere 890 Duke R mit über 120 PS gibt, ist sie in Europa mittlerweile mit 95 PS (70 kW) Spitzenleistung positioniert. Dieses Limit erlaubt das Drosseln auf 48 PS (35 kW) für den europäischen Stufenführerschein A2.
Twin mit 75 Grad Hubzapfenversatz
Dieser Reihenzweizylinder-Motor mit genau 799 Kubik, 2 obenliegenden Nockenwellen, insgesamt 8 Ventilen, 2 Ausgleichswellen, 6-Gang-Getriebe, Slipper-Kupplung und Wasserkühlung wird im Wesentlichen unverändert für die CFMoto 800 NK übernommen. Mitsamt dem KTM-typischen Hubzapfenversatz, 75 Grad, der seinen Ursprung in den V-Twins aus Mattighofen hat.
95 PS für KTM und für CFMoto
Es gibt lediglich kleine Abweichungen, die in der Praxis untergeordnete Rollen spielen. So lauten die genauen Leistungsdaten von KTM zur 790 Duke: maximal 95 PS (70 kW) bei 7.750/min sowie 87 Nm bei 8.000/min. Und die von CFMoto zur 800 NK: maximal 95 PS (70 kW) bei 9.250/min sowie 79 Nm bei 8.000/min. Die feinen Unterschiede werden mit der Motorperipherie, also Ansaugbereich und Abgasanlage, sowie mit der Software für die Motorsteuerung erklärt.
Spritverbrauch unter 5 Liter
Inwieweit das tatsächlich zutrifft, bleibt abzuwarten. Ein direkter Vergleich am Prüfstand steht noch aus. Ebenso die Messung des Spritverbrauchs bei der 800 NK, wobei auch da unter 5 Liter pro 100 Kilometer erwartet werden dürfen. Wie immer abhängig vom Fahrstil, jeweils 3 Modi für die Gasannahme stehen zur Auswahl. CFMoto gegen KTM beim Antrieb: 1:1 – unentschieden.
Jeweils unter 190 Kilogramm mit vollem Tank
So oder so reichen die 95 PS locker für über 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. Und für überdurchschnittlich flotte Beschleunigung – dank relativ geringer Masse. Mit vollem 14-Liter-Benzintank wiegt die 790 Duke angeblich 187 Kilogramm, die 800 NK mit vollem 15-Liter-Benzintank 186 Kilogramm. Auch hier gilt: Der direkte Vergleich auf der Waage steht noch aus. CFMoto gegen KTM beim Gewicht: 1:1 – unentschieden.
Leichtbau mit mehr oder weniger Aufwand
KTM betreibt Leichtbau traditionell mit Gitterrohrrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahl. Bei der 790 Duke wird das modern kombiniert mit dem Rahmenheck sowie der zweiarmigen Hinterradschwinge aus Aluminium. Eine prinzipiell gleiche Hinterradschwinge mit direkt angelenktem, fast liegend eingebautem Zentralfederbein kommt bei der 800 NK zum Einsatz, allerdings ohne äußerlich inszenierte Leichtbaustruktur. Für den Stahl-Brückenrahmen von CFMoto wird angeblich ebenfalls eine Chrom-Molybdän-Legierung verwendet.
WP Suspension versus Kayaba (KYB)
Die nicht einstellbare Upside-down-Telegabel sowie das lediglich vorspannbare Federbein für die 790 Duke kommen selbstverständlich aus dem Hause WP Suspension – unter dem Dach der Pierer-Gruppe, also aus der KTM-Verwandtschaft. CFMoto baut hingegen bei der 800 NK Fahrwerkskomponenten von Kayaba (KYB) ein, angeblich vorn und hinten voll einstellbar.
KTM 790 Duke mit etwas mehr Federweg
Weitere Unterschiede sind bei den Federwegen festzustellen: Bei KTM, der Marke, die im Gelände groß wurde, sind es 140 Millimeter vorn und 150 Millimeter hinten. Bei CFMoto die eher üblichen 120 Millimeter vorn und 130 Millimeter hinten. Einig ist man sich bei den Aluminiumguss-Rädern mit jeweils 17 Zoll Durchmesser sowie bei den Reifenbreiten 120 vorn und 180 hinten. Beide bekommen ihre Erstbereifung von Maxxis.
CFMoto 800 NK mit geringerer Sitzhöhe
Zu signifikanten Abweichungen bei den geometrischen Eckdaten führt all das offenbar nicht. KTM: 1.475 Millimeter Radstand, 66 Grad Lenkkopfwinkel. CFMoto: 1.468 Millimeter Radstand, 65 Grad Lenkkopfwinkel. Dafür unterscheiden sich die Sitzhöhen durchaus praxisrelevant: Rund 800 Millimeter hoch ist das Fahrersitzpolster bei der 800 NK, mit 825 Millimeter deutlich höher bei der 790 Duke. Für beide sind alternative Polster als Originalzubehör verfügbar. CFMoto gegen KTM beim Fahrwerk: 1:1 – unentschieden.
Bremsen von Brembo-Sublabel J.Juan
Von J.Juan, also vom ursprünglich spanischen Brembo-Sublabel, werden offensichtlich die Bremsen für die CFMoto 800 NK zugeliefert. Vorn mit 320er-Doppelscheibe und radial angeschraubten Vierkolbenzangen, hinten mit 260er-Scheibe und Zweikolbenzange. KTM verwendet für die 790 Duke Bremsscheiben mit etwas kleineren Durchmessern, vorn als 300er-Doppelscheibe, hinten als 240er-Scheibe.
Die mit KTM-Schriftzügen versehenen Bremszangen stammen anscheinend ebenfalls von J.Juan, vorn ebenso radial angeschraubt mit jeweils vier Kolben, hinten mit nur einem Kolben. Bei beiden ist der Handbremshebel einstellbar, bei der KTM auch der Kupplungshebel.
Bosch-ABS und Schlupfregelung
Das ABS liefert in beiden Fällen Bosch zu. Allerdings handelt es sich beim Antiblockiersystem der CFMoto 800 NK um eine Zweikanal-Standardausführung, und bei der KTM 790 Duke um die neuere Version 9.1 – schräglagenoptimiert und zudem am Hinterrad abschaltbar ("Super Moto-Modus"). Ebenfalls schräglagenoptimiert und einstellbar ist die Schlupfregelung der 790 Duke. Die 800 NK hat gar keine Schlupfregelung – dafür einen Tempomat. CFMoto gegen KTM bei Bremsen, ABS und Schlupfregelung: 1:2 für KTM.
CFMoto 800 NK Advanced
Standard bei KTM und bei CFMoto ist jeweils ein TFT-Farb-Display mit 5 Zoll Bildschirmdiagonale. Auf die 800 NK Sport (Standardversion) soll Ende 2023 die 800 NK Advanced folgen, mit größerem 8-Zoll-Display und integrierter Connectivity, bis hin zu Navigation und "Carplay". Außerdem bekommt die Advanced-Ausführung der 800 NK ein Funkschlüssel-System per Bluetooth und einen Quickshifter. Einen Preis für die 800 NK Advanced hat CFMoto noch nicht genannt.
Quickshifter optional
Bei der KTM 790 Duke kann immerhin der Quickshifter optional nachgerüstet werden, für 779,39 Euro (Stand Juli 2023) inklusive weiter verfeinerter Software für die Assistenzsysteme. CFMoto gegen KTM bei Cockpit und Elektronik: 1:1 – unentschieden (noch ohne die 800 NK Advanced).
4 Jahre Garantie bei CFMoto
Einen weiteren Stich macht CFMoto neuerdings mit der auf 4 Jahre verlängerten Garantie. Bei KTM gibt es nach wie vor 2 Jahre Garantie. Gleich lang sind die Inspektionsintervalle: 15.000 Kilometer. Wobei in beiden Fällen gilt: "oder jährlich". CFMoto gegen KTM bei Garantie und Service: 2:1 für CFMoto.
Qualität und Marken-Image
In Anbetracht des gleichen Antriebs und sogar derselben Produktionsstätte darf ebenbürtige Qualität sowie gleiches Niveau bei Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unterstellt werden – wie auch immer das langfristig einzuordnen sein wird. Im Hinblick auf den zu erwartenden Wiederverkaufswert ist dennoch klar: Mit dem starken Marken-Image ist die KTM deutlich wertstabiler als die CFMoto. Und das wird sich wohl so schnell nicht ändern. CFMoto gegen KTM bei Wertstabilität und Wiederverkaufswert: 0:1 für KTM.