Roller mit 76 PS gebraucht kaufen: Aprilia SRV 850 mit V2-Motor im Test

Taugt der Aprilia SRV 850 gebraucht?
76 PS – der stärkste Roller aller Zeiten im Test

ArtikeldatumVeröffentlicht am 30.12.2025
Als Favorit speichern

Obwohl schon gut 10 Jahre vom Neufahrzeug-Markt verschwunden: Nach wie vor ist der Aprilia SRV 850 mit V2-Motor, 839 cm³ und 76 PS der Hubraum-größte, Leistungs-stärkste sowie der schnellste Serienroller auf diesem Planeten.

Von 0 auf 100 km/h geht es in ziemlich fixen 5,9 Sekunden, volles Rohr heißt im Maximalfall stolze 193 km/h. Ebenso hoch: das Gewicht mit 281 Kilogramm (vollgetankt).

Aprilia SRV 850 – alles super, nur die Verkäufe nicht

In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends tendierten Maxi-Scooter stark in Richtung 1.000 Kubik. Knapp darunter blieb der Gilera GP 800 als technischer Vorgänger des SRV 850. Den Superlativen zum Trotz wollte sich der ganz große Verkaufserfolg beim Gilera-Roller nicht einstellen.

Offensichtlich war die Kombination aus sportlicher Attitüde, bravem Design und sparsamer Ausstattung nicht das, worauf die Rollerwelt gewartet hatte. Der Aprilia SRV 850 sollte das richten. Optisch orientierte er sich stark am Superbike-Weltmeister-Motorrad, der RSV 4 von Max Biaggi, und damit weit weg vom Gilera GP 800.

Sportlicher Maxi-Scooter mit weniger Komfort und weniger Platz

Zwar hatte der Aprilia SRV 850 keinen elektrisch einstellbaren Windschild mehr, dafür ein gut funktionierendes ABS an Bord. Und nicht nur das: Wie es sich für einen Top-Performer gehört, ist dem Power-Output eine – sogar abschaltbare – Traktionskontrolle vorgeschaltet. Nicht, dass diese bei angegebenen 76 PS zwingend notwendig wäre: Auf trockenem Asphalt haben die Pirelli Diablo Strada in 15 Zoll die Leistungseruptionen des V2 im Griff. Anders sieht es aber auf schlüpfrigem Untergrund wie nassem Asphalt aus.

Starker Roller mit Traktionskontrolle

Auf Schotterwegen gräbt sich der Aprilia SRV 850 ohne Traktionskontrolle schlicht ein und wirft mit Kieseln um sich. Mit hingegen setzt er sich heftig regelnd, aber doch zügig in Bewegung. Um den Sport-Modus zu nutzen, ist auf Schotter allerdings ein Fahrtalent à la Marquez sicherlich hilfreich.

So fährt der Aprilia SRV 850

Diesseits des Grenzbereichs punktet der Aprilia SRV 850 mit sportlich-straffem Fahrwerk, narrensicheren Fahreigenschaften und einer entspannten, aber nicht zu passiven Sitzposition.

Dank kräftigen und laufruhigem Motor, der im gemischten Einsatz mit gut fünf Litern Sprit pro 100 Kilometer auskommt, ist die spaßfreudige Schräglagenfreiheit ständiger Beifahrer. Linksherum findet die allerdings ein jähes Ende in Form des aufsetzenden Hauptständers.

Leider fällt aber auch auf, dass der SRV 850 nach wie vor außer einem recht kleinen Helmfach über keinerlei weitere Ablagen oder Stauraum verfügt. Ebenfalls roller- unlike: Der Hinterradantrieb via O-Ring-Kette ist nicht unbedingt wartungsfrei. Ebenfalls nicht wartungsfrei: Der Riemen des CV-Getriebes ist alle 20.000 Kilometer fällig. Und dass 281 Kilogramm vollgetanktes Lebendgewicht erst einmal auf den Hauptständer gewuchtet oder gar rangiert werden wollen, erklärt sich fast von selbst.

Inspektionen sind teuer

Und wieder ist die Wahrheit: Exoten kosten Geld. Im Falle des Aprilia SRV 850 muten die 10.000er-Intervalle für die Inspektionen zwar human an, doch alle 20.000 Kilometer ist der Check des Ventilspiels beim V2 angesagt. Ebenso der Tausch des CVT-Riemens. So kann eine große Inspektion heute schon mal deutlich über 1.000 Euro kosten, wenn die Variomatik gleich mit getauscht wird.

Aprilia SRV 850 gebraucht kaufen

Der Aprilia SRV 850 ist gebraucht kaum zu finden. Entsprechend den damaligen Neuverkäufen ist das Angebot klein. Die Preise sind es hingegen nicht. Mit um die 30.000 Kilometer stehen Preise zwischen 5.500 und 6.000 Euro auf den Preisschildern, was bei einem einstigen Neupreis von knapp 11.000 Euro für die Generation mit Traktionskontrolle ab 2013 ein stolzer Preis ist.

Wer doch einen findet, sollte natürlich die Version mit Schlupfregelung suchen. Ebenso ein Modell, das einen großen Service mit Nachweis gerade hinter sich hat.

Doch Obacht: Dem sportlichen Charakter des SRV 850 nach, wurden die Roller optisch teils heftig verschraubt und im Zweifel ebenso gefahren. Hier lohnt sich der Blick unter die Karosse.

Technische Daten Aprilia SRV 850 (2013)

Motor
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder, Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 38 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 450 Watt, Batterie 12 V/14 Ah, Fliehkraftkupplung, stufenlose Riemen-Automatik, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 88,0 x 69,0 mm
Hubraum 839 cm³
Verdichtungsverhältnis 10,5:1
Nennleistung 76 PS (56 kW) bei 7.750/min
Max. Drehmoment 75 Nm bei 6.000/min

Fahrwerk
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Telegabel, Ø 41 mm, Zweiarmschwinge aus -Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Doppelkolben-Schwimmsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 280 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS, Traktionskontrolle.
Alu-Gussräder 3.50x 16; 4.50 x 15
Reifen 120/70 R 16; 160/60 R 15
Bereifung im Test Pirelli Diablo Strada

Maße+Gewichte
Radstand 1585 mm, Lenkkopfwinkel 64,5 Grad, Federweg v/h 122/135 mm, Sitzhöhe* 810 mm, Gewicht vollgetankt 281 kg, Zuladung 179 kg, Tankinhalt/Reserve 14,0/3,0 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farben Schwarz, Weiß
Preis 2013: 10.390 Euro davon Nebenkosten 221 Euro

Fazit