Neue Vespa GTS 310 Super im Test: Mehr Hubraum, mehr Fahrspaß?

Vespa GTS 310 Super im Test
Neue Vespa mit mehr Hubraum – und mehr Fahrspaß?

Veröffentlicht am 01.03.2025

Die Vespa GTS 310 Super hat etwas Transformatives an sich. Auf subtile Art verändert sie nämlich die eigene Wahrnehmung: Sobald man auf ihrer bequemen Sitzbank sitzt und die ersten Meter unter die 12-Zoll-Räder nimmt, scheint sich die Landschaft zu verändern. Plötzlich wähnt man sich auf gewundenen Sträßchen an der Amalfi-Küste – salzige Meeresluft in der Nase, die untergehende Sonne scheint wärmend auf die Haut und Möwen kreischen in der Ferne. Vergessen ist die graue Realität des winterlichen Deutschlands.

Vespa GTS 310 Super mit 25 PS und 29 Nm Leistung

Per Keyless Go startet der nun 310 Kubik messende Einzylinder. Damit hat die Vespa GTS 310 Super 32 Kubik mehr Hubraum als ihre Vorgängerin. Dieser Zuwachs verschafft il Vespone, wie die Italiener den größten Roller aus dem Hause Vespa nennen, ein überschaubares Leistungsplus von 1,2 PS. Die nun 25 PS liegen bereits knapp 2.000/min früher an, also bereits bei 6.500 Touren. Beim Drehmoment legt die Vespa GTS 310 Super um knapp 3 Nm auf 28,9 Nm zu. Damit ist sie noch keine Rakete, an der Ampel hängt sie dennoch alle Vierräder locker ab. Vor dem Blitzstart nervt höchstens der etwas rappelige Leerlauf. Danach läuft der Motor kultiviert und ruhig.

In der Stadt ist die Vespa GTS 310 die Queen. Aber auch abseits urbaner Gefilde – auf den erwähnten gewundenen Sträßchen – macht Vespone eine ebenso gute Figur, gibt sich spritzig und agil. Für flottes Kurvenschwingen ist die Vespa GTS 310 Super bestens gewappnet, auch wenn der Drive aus engen Kehren kräftiger ausfallen dürfte. Abstriche müssen Vespa-Fahrer auch bei der Kurvenstabilität hinnehmen, vor allem bei flotterer Gangart. Dafür reicht bei der Vespa GTS 310 Super schon ein leichtes Einlenken, und sie überzeugt mit Agilität und einem kleinen Wendekreis. Extrem präzises Feedback erwartet bei dieser Fahrzeugkategorie vermutlich ohnehin niemand.

Fahrwerk gut gerüstet für Kopfsteinpflaster

Dafür punktet die Vespa GTS 310 im Hinblick auf Komfort. Unebenheiten bügelt das Fahrwerk souverän glatt, womit die GTS für das Kopfsteinpflaster in sämtlichen Metropolen gut gerüstet ist. Die bequeme Sitzbank tut ihr Übriges und bietet nebenbei viel Platz für den Fahrer. Selbst langbeinige und groß gewachsene Menschen finden eine komfortable Sitzposition und lassen hinter sich noch ausreichend Platz für eine Begleitung.

Vespa GTS 310 mit nur 3,2 l/100 km Verbrauch

Unter dem Sitz verbirgt sich das Staufach. Leider fällt das so klein aus, dass nur ein sehr kleiner und flacher Jethelm darin Platz findet. Für größere Kopfbedeckungen ist daher ein Topcase ein gern genutztes Zubehör. Praktisch: Das Staufach lässt sich ganz einfach entnehmen und gibt so den Blick frei auf den neuen, größeren Motor. Wartungsarbeiten werden somit zum Kinderspiel. Ebenfalls unter der Sitzbank befindet sich der Einfüllstutzen für den 8,5 Liter fassenden Tank. Mit dem erfreulich moderaten Verbrauch von 3,2 l/100 km ergibt das eine Reichweite von rund 265 Kilometern.

Weiteren Stauraum stellt die neue Vespa GTS 310 mit dem Handschuhfach im Beinschild bereit. Es öffnet sich per Knopfdruck auf das Zündungsdrehrad. Sehr viel mehr als ein Paar Handschuhe oder ein Smartphone lassen sich darin allerdings nicht verstauen. Für letzteres steht immerhin eine USB-Buchse zur Verfügung. So geht dem Telefon unterwegs nicht der Saft aus.

Vespa GTS 310 wiegt 170 kg

170 Kilo bringt die Vespa GTS 310 Super auf die Waage. Um die einzufangen, stehen vorn wie hinten jeweils eine 220er-Scheibe parat. Die Verzögerung beim Griff in die nicht einstellbaren Hebel fällt gut aus. Die Nissin-Zangen dürften zwar initial etwas kräftiger zubeißen, sind aber nie überfordert. Das ABS regelt sanft und nicht zu früh.

Cockpit der neuen Vespa

Das Cockpit bleibt zweigeteilt. Ein analoger Zeiger gibt die Geschwindigkeit an, ein LC-Display hält Informationen über Tankstand, Öltemperatur, Uhrzeit und Tageskilometer parat. Das Display ist gut ablesbar und aufgeräumt, wirkt aber in Zeiten von TFT-Cockpits etwas altbacken. Modernere Technik findet sich in der Variante SuperTech, die ab März 2025 erhältlich sein wird.

Neue Vespa 310 in 4 Varianten

Apropos Varianten: Neben der erwähnten SuperTech gibt es drei weitere Versionen. Die GTS 310 Super, hier im Test, die Basisvariante und die SuperSport. Technisch sind alle Versionen gleich, sie unterscheiden sich lediglich in den verfügbaren Farbvarianten und bestimmten Designelementen, wie der Abdeckung der Lenkerarmaturen. Diese sind zwar gut erreichbar, lassen sich aber etwas hölzern bedienen. Vor allem der Blinkerschalter hakte beim Testmodell mitunter.

Vespa-Basisvariante ab 7.199 Euro

Trotz ihrer kleinen Schwächen ist die Vespa in Deutschland sehr beliebt. 2024 war die Vespa GTS 300 mit 7.380 Zulassungen sogar das meistzugelassene Zweirad hierzulande. Der Spitzenplatz noch vor der BMW R 1300 GS ist zwar sicher Tageszulassungen im Zuge der Euro-5+-Umstellung geschuldet, unterstreicht aber dennoch den Erfolg dieser Ikone. Und das, obwohl sie nicht zu den günstigen Rollern zählt. 7.199 Euro kostet die Basisvariante, für 100 Euro mehr gibt es die Super und die SuperSport hinterlässt ein 7.499 Euro großes Loch im Geldbeutel.