Superlative als Geschäftsmodell. Motorräder aus China und für China müssen hauptsächlich eines: auffallen, um jeden Preis. Im Herbst 2023 zeigte CFMoto mit der 500 SR und der 675 SR gleich 2 komplett neue Modelle im tot geglaubten Segment der Supersportler. Im Falle der 500er sogar mit Reihenvierzylinder und Hochdrehzahlkonzept. 2024 stellt die 500 SR die Basis für den Retro-Renner Voom.
CFMoto 500 SR Voom mit Reihenvierzylinder-Motor
Ganz im Stil der Yamaha XSR 900 GP, der Triumph Speed Triple 1200 RR, der Zeths ZFR 525 oder der hauseigenen 125er XO Papio Racer stellt CFMoto die neue 500 SR Voom auf die Räder. Basis ist die 2023 gezeigte Studie 500 SR mit neuem Alu-Chassis und 500er-Vierzylinder. Mit technischen Daten hielt sich CFMoto in beiden Fällen stark im Hintergrund. Bis im Juni 2024 die Voom in China homologiert und damit ein paar interessante Zahlen bekannt wurden. Darunter die für diese Fahrzeugklasse übliche Bereifung von 120/70 ZR 17 vorn und 160/70 ZR 17 hinten oder der Radstand von 1.395 Millimeter. Und natürlich: Was der Vierzylinder leisten kann.
500er-Motor mit 79 PS
Bekannt ist vom Motor, dass er die 500 SR mit seinen 58 kW oder 79 PS bei 12.500 Toureen auf bis zu 230 km/h bringen soll. Der 16V-Motor arbeitet wie ein konventioneller Reihenmotor mit 180-Grad-Kurbelwelle ("Screamer"-Motor), die den bekannten Vierzylinder-Sound durch eine gleichmäßige Zündfolge erzeugt. 4 Zylinder bohrte CFMoto in das Gehäuse mit je 63 Millimeter Durchmesser, durch die die Kolben 40 Millimeter zwischen beiden Totpunkten zurücklegen, was 498 Kubik ergibt. Zum Vergleich: Der 400er-Vierzylinder von Kawasaki misst 57 Millimeter je Bohrung und einen Hub der Kurbelwelle von 39,1 Millimeter. Das launige Leben des CFMoto-Vierers dürfte sich also deutlich über 10.000 Touren pro Minute abspielen. Und exakt bei dieser Drehzahl liegt das Drehmoment des Motors an: 49 Nm erzeugt der Vierzylinder.
Ram-Air durch die Scheinwerfer
Bisher bekanntes Highlight der CFMoto 500 SR Voom ist allerdings die Nase. Optisch machen die beiden Scheinwerfer auf "Angel-Eyes", also Leuchtkränze. Und die sind technisch begründet, denn die dunkle Iris dient hier als Lufteinlass für die Ansaugluft, für die Ram-Air-Technik. Durch den erzeigten Staudruck bei hohen Geschwindigkeiten erhöht das Ram-Air die Leistung auf 84 PS bei 12.500 Touren.
Schwerer Retro-Racer Voom
Von den genannten retrograden Rennern leiht CFMoto sich für die 500 SR Grundformen und Details. Die Front mit Doppel-LED-Augen ist wie die Zeths alten Endurance-Rennern nachempfunden, der halbhohe Doppelendtopf könnte so von einer MVAgusta Rush sein, ebenso wie der streng abgesetzte Soziussitz. Die Tankform mit klarer Kante ist ein wenig Triumph, und die Form der Frontverkleidung erinnert an die XSR 900 GP von Yamaha. So gesehen: Die richtige Mischung aus stark designten Krafträdern. Ebenfalls retro oder eher aus der Zeit gefallen ist das Gewicht von 194 fahrfertigen Kilogramm, woran der einfache Aufbau mit Stahlrahmen und augenscheinlicher Stahlschwinge wohl den Hauptanteil hat.
Moderne Technik angetäuscht
Wegen bisher fehlenden Informationen zur CFMoto 500 SR Voom kann ihre weitere technische, primär elektronische Ausstattung nur erahnt werden. Klar ist: nicht einstellbare Gabel vorn, dafür ein Lenkungsdämpfer, radial angeschraubte Bremssättel vorn und ein TFT-Display im Cockpit. Letzteres interessant durch die Ganganzeigen, die Reifendruckkontrolle und den Drehzahlmesser als Liniendiagramm.
Kommt die CFMoto 500 SR Voom nach Europa?
Motorräder von CFMoto liegen in Europa und Deutschland im Vertrieb von KTM. Ob die 500 SR und/oder die Voom mit ihrem extremen Motorkonzept nach Europa kommt, ist bislang unklar. Allerdings sind trotz Exotenstatus Reihenvierzylinder mit modernem oder retrogradem Design in Form der ZX-4RR von Kawasaki oder den 650er-Honda recht erfolgreich. Man darf gespannt sein. Bisher hat CFMoto die Voom jedenfalls nur für China angekündigt. Und das zu einem attraktiven Preis: 34.980 Yuan sind umgerechnet nur 4.500 Euro für den Retro-Renner Voom. 3.000 Yuan teurer ist die High-End-Version, über die leider nicht bekannt, was sie zur High-End macht.
