MOTORRAD spekuliert über eine neue Aprilia Caponord V4

MOTORRAD spekuliert: neue Aprilia Caponord V4 ?
Das hätte uns gerade noch gefehlt

Veröffentlicht am 23.06.2023

Die Welt kauft entweder günstig in der Mittelklasse oder sündig-teure Adventure Bikes. Soweit die Motorradwelt in der Nussschale betrachtet. Aprilia hat das "entweder" mit den drei 660er-Modellen RS 660, Tuono 660 und Tuareg 660 im Showroom. Das "oder" ist aktuell nicht vertreten. Basis für das "oder" könnten die beiden V4-Modelle Tuono und RSV4 sein. Einen Namen für eine hochbeinige V4-Aprilia gäbe es schon: Aprilia Caponord.

Potentes Touren mit der Caponord V4

Supersportliche Motoren in einem Offroad-Anzug sind angesagt und bei Aprilia historisch bereits erprobt. Zum einen zeigt Ducati mit der Multistrada V4 mit 170 PS wie solch ein Konzept Erfolg bringt, und zum anderen hatte Aprilia solch ein Konzept bereits: Denn ab 2001 gab es die Caponord 1000 mit 98 PS und ab 2012 die Caponord 1200, zuletzt mit dem aufgebohrten M558M-V2 und 128 PS.

Leistung im steten Wandel

Damit war die Caponord 1200 bei Erscheinen noch im oberen Druck-Drittel zwischen der alten BMW R 1200 GS mit 125 PS und der Ducati Multistrada 1200 mit 150 PS zu finden. Heute hielte sie die rote Leistungs-Laterne. Allerdings: Als Caponord V4 mit um die 170 PS würde sie mit an der Spitze der großen Adventure Bikes powern, und MOTORRAD hat sich überlegt, wie so ein Modell aussehen könnte.

MOTORRAD spekuliert über die Caponord V4

Hohe Zuladung erlaubt ein neues Chassis mit einem Teilrahmen aus Stahlrohr, kombiniert mit Elementen aus Aluminium und einem geschraubten Heckrahmen aus Stahl. Neu gezeichnet werden könnte eine längere Alu-Schwinge in Gull-Wing-Bauweise, für mehr Stabilität. Und mit Zentralfederbein statt dem außermittig verschraubten der alten Caponord V2.

Mehr Nachlauf fast sicher

Der Lenkkopf würde trotz des etwas höheren Gewichts der Frontverkleidung bei circa 65 Grad bleiben, der Nachlauf könnte per Offset der Gabelbrücken von den 99,7 Millimetern der Tuono auf klassenübliche 115 bis 120 Millimetern wachsen. Warum MOTORRAD im Geiste den Alurahmen der Tuono nicht übernahm? Die einfache Antwort: Die letzte Caponord mit 1200er-V2 trug eine vergleichbare Konstruktion, und der Entwurf ist der respektvolle Blick in die Modell-Geschichte.

Aprilia Caponord V4 Factory?

Ebenfalls klassenüblich wären unterschiedliche Fahrwerks- und Bremskomponenten, die sich durch das bei Aprilia berühmte Anhängsel Factory unterscheiden könnten. Basis mit konventionellen Federelementen und bei italienischen Fabrikaten üblichen Brembo M4 oder M50-Sätteln.
Und eine Caponord V4 Factory mit semiaktivem Fahrwerk von Öhlins, Stylema-Sätteln und womöglich leichteren Felgen aus geschmiedetem Aluminium.

Caponord V4: Crossover, Dual Purpose, SUV oder Enduro?

Ein interessanter Schachzug von Aprilia wäre es – wenn die Caponord V4 kommt – direkt Varianten zu bieten. Eine Straßenversion, als Crossover mit sportlicher Bereifung in Raddurchmessern von je 17 Zoll (43,18 cm) mit 120/70 vorn und 190/55 hinten als Caponord V4 Strada.
Und eine Rally-Variante – die gab es als V2 2015 schon – in bekannter Kombination aus 120/70 ZR 19 vorn und 170/60 ZR 17 hinten. Und einem anderen Trend folgend: mit größerem Tank, der sich bei den Adventure-, Explorer- und Rally-Modellen dieser Welt 30 Liter Volumen nähert.

Starker Markt für starke Motoren

Somit stünde neben der Ducati Multistrada V4 Pikes Peak und der BMW S 1000 XR direkt ein neues Crossover-Modell mit 17-Zoll-Bereifung und um die 170 PS. Das ist in der Klasse der potenten, hochbeinigen Straßenbikes knapp über dem Minimum der BMW mit 165 PS. Und neben der Multistrada V4 mit 170 PS und der KTM 1290 Super Adventure S mit 160 PS stünde eine V4-Enduro, wo bisher 170 PS das Top-End der Klasse sind.

V4: Vom Track in den Schotter

Die V4-Ära bei Aprilia auf der Straße begann 2009 mit der RSV4. Wichtige Meilensteine: 2011 mit der Tuono V4, 2015 mit dem Vergrößern des Hubraums von 1.000 auf 1.077 Kubik, derzeitiger Höhepunkt 2021 mit 1.099 Kubik und 217 PS in der RSV4. Für einen Einsatz in der Caponord V4 bietet sich die Konfiguration der Tuono V4 an. 65-Grad-V4 mit 1.077 Kubik, 175 PS bei 11.350/min und 121 Nm bei 9.000/min. Angepasst an einen Crossover und eine Reiseenduro auf gut 170 PS, mit dem Bonus von etwas mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen.

Mehr Hubraum für den V4?

Denkbar und schlüssig wäre, wenn Aprilia den V4 etwas vergrößern würde, um vor allem den Drehmomentverlauf bei niedrigen Drehzahlen zu kräftigen. Vorbild könnte hier Ducati sein, die den V4 für die Multistrada von 1.103 auf 1.158 Kubik im Hubraum vergrößerten. Mit einem Millimeter mehr Hub oder Bohrung hätte der Aprilia-V4 1.120 oder 1.130 Kubik, je nachdem, für welche Größe das aktuelle Motorgehäuse noch Reserven hat. Übrigens: Von 1.077 auf 1.099 kam Aprilia mit 1,02 Millimeter mehr Hub.

Mehr Leistung, weniger Verbrauch

Wichtiger und willkommener Nebeneffekt: Mit mehr Hubraum und drehmomentoptimierter Abstimmung könnte Aprilia dem V4 seine hohen Drehzahlen nehmen, was sich dann hoffentlich auf den Verbrauch auswirken würde. Aktuell ist der Motor in der Tuono mit 7,2 Liter pro 100 Kilometer homologiert, und das passt nicht zum Wesen eines Touren-Motorrads, das Strecke machen soll.