Trotz des kleineren, deutlich straßenorientierten Vorderrads bleibt die neue Honda CRF 1100 L Africa Twin Adventure Sports eine Reiseenduro. Geringfügige Verluste bei der Geländegängigkeit werden durch eine Vielzahl von Vorteilen auf der Straße kompensiert. Doch neben dem 19-Zoll-Vorderrad hat sich sehr viel mehr an der neuen Africa Twin Adventure Sports getan.
Neue Motorabstimmung mit mehr Drehmoment
Mit einer neuen Abstimmung startet die Honda Africa Twin Adventure Sport. Mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen waren das Ziel der Maßnahmen an Steuerzeiten, Verdichtung, Mapping und Kanälen im Zylinderkopf.
Das sagt Honda zum Motor der neuen Africa Twin Adventure Sports:
- 7 % mehr Drehmoment bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen
- 112 Nm Drehmoment bei 5.500/min (vorher 107 Nm bei 6.250/min)
- Leistung: unverändert 75 Kilowatt (102 PS) bei 7.500/min
- Verdichtung erhöht auf 10,5:1, optimierte ECU-Steuerelektronik, überarbeitete Ventilsteuerzeiten
- Längere und vergrößerte Ansaugwege der Airbox
Das sagt MOTORRAD zum neuen Motor:
Die Überarbeitung des bewährten 1.084 Kubik großen Kraftwerks und seiner Peripherie in der neuen Honda Africa Twin Adventure Sports hat sich gelohnt. Bei unveränderter Getriebe- und Sekundärübersetzung fällt der Zugewinn an Fahrdynamik nicht überragend, aber doch spürbar aus. Der Twin schüttelt sich in hohen Gängen bis 2.500/min durchs Leben, nimmt ab diesem Schwellenwert sauber Fahrt auf und kredenzt schließlich bis 6.500 Umdrehungen seine Leistung souverän und sehr linear.
Ab 5.000 Touren kommen leichte Vibrationen in den Rasten dazu, die jedoch im Kapitel "Charakter" verbucht werden können. Im Alltag (sowohl mit normalem Getriebe als auch mit DCT) liegen bei 120 km/h 4.000 Touren an, bei 5.000/min sind es 150 km/h. Bei einer kurzen "all-in"-Aktion auf der portugiesischen Autobahn attestierte eine DCT-Adventure Sport mit 217 km/h auf dem Tacho (inklusive Koffern und aufrecht sitzendem Piloten) nicht nur einen stabilen Geradeauslauf, sondern eine in der Klasse übliche Fahrdynamik. Womit beim Motor die Überarbeitung mit einem Daumen hoch bewertet ist.
DCT-Getriebe von Honda besser geworden
Honda versieht das bekannte DCT-Getriebe mit 6 Gängen mit einer neuen Software, die Schaltvorgänge schneller und präziser durchführen soll.
Das sagt Honda zum Update des DCT-Getriebes der Africa Twin Adventure Sports:
- Gangwechsel ohne spürbare Schaltpausen in den Automatikmodi D und S sowie im manuellen Modus
- DCT-Update für gefühlvolles Anfahren und Schalten in den unteren Gängen
- Dreistufiger S-Modus erlaubt höhere Drehzahlen und schaltet früher zurück als der D-Modus; für dynamisch sportliches Fahren
- G-Switch für auf Traktion optimierte Offroad-Abstimmung
- Erkennung von Steigungen und Kurven, passt Schaltvorgänge automatisch an
Das sagt MOTORRAD zum DCT-Getriebe
Das neu abgestimmte und mit viel mehr Informationen versorgte DCT der Honda Africa Twin Adventure Sports erreicht einen Meilenstein. Selbst DCT-Skeptikern wird es schwerfallen, diesem Doppelkupplungsgetriebe die Existenzberechtigung abzusprechen. Und: die 10 Kilogramm Mehrgewicht des Doppelkupplungsgetriebes spürt man weniger, als ein volles Topcase, da die zusätzliche Masse günstig nahe dem Fahrzeugschwerpunkt liegt. Well done, Honda! Sauber! Das DCT hat einen großen Schritt nach vorn gemacht und überzeugt mit weichen, schnellen Schaltvorgängen in allen Fahr- und Kurvenlagen.
Semi-aktives Fahrwerk ab 2024 serienmäßig
Das semi-aktive Fahwerk von Showa passte Honda dem neuen Vorderrad mit einem Durchmesser von 19 Zoll (48,26 cm) an.
Das sagt Honda zum neuen Fahrwerk der Africa Twin Adventure Sports:
- ab 2024 serienmäßiges, elektronisch gesteuertes Showa EERA™ Fahrwerk
- neues Vorderrad mit Bereifung der Dimension 110/80-19
- Elektronik, die die Fahrzeugbewegungen über Sechs-Achsen-Sensorik erfasst, steuert Assistenz-Fahrprogramme und Kurven-ABS.
Das sagt MOTORRAD zum neuen Fahrwerk:
Das kleinere Vorderrad steht der neuen Honda Africa Twin Adventure Sports gut zu Gesicht. Sogar vollumfänglich und nur mit minimalen, negativen Nebeneffekten. Um das kleinere Vorderrad in die Adventure Sports integrieren zu können, musste natürlich das gesamte Fahrwerk angepasst werden. Dadurch fährt sie nicht handlich wie ein Fahrrad, aber immer präzise. Zum Einleiten der Schräglage ist nur ein kleiner Lenkimpuls nötig – ist dieser gesetzt, biegt die Adventure Sports souverän und mit guter Rückmeldung neutral bis zum Rastenkratzen ab. Womit mir beim einzigen Pferdefuß des kleineren Vorderrads angekommen sind.
Dadurch, dass das Motorrad insgesamt tiefer liegt, geht der Honda CRF 1100 L Africa Twin Adventure Sports die Schräglagenfreiheit früh aus. Zwar setzen zunächst erst die Rasten sanft auf, doch linksherum folgt zügig die massive Seitenständeraufnahme. Für Abhilfe sorgt ein kräftig vorgespanntes Fahrwerk, welches per Tastendruck über den Modus "Fahrer plus Passagier plus Gepäck" im Menü schnell aktiviert ist.
Überzeugend hingegen: das Fahrverhalten beim tiefen Hineinbremsen in Kurven. Die Honda CRF 1100 L Africa Twin Adventure Sports liegt wie ein Brett, stellt sich nicht auf und erlaubt dank Bosch MM 7.10 Sechs-Achsen-IMU und sauber appliziertem Schrägenlagen-ABS hohe Verzögerung in Kurven. Das Fahrverhalten der neuen Adventure Sports geht also voll in Ordnung.
Ausstattung und Preis Honda Africa Twin Adventure Sports
Die Ausstattung der Honda CRF 1100 L Africa Twin Adventure Sports ist sehr umfangreich: Tempomat, dreistufiges Kurvenlicht, semi-aktives Fahrwerk, 6,5" TFT-Display mit Touch-Funktion (nur im Stand) und sehr vieles mehr runden das beeindruckende Bild der neuen Reiseenduro ab. Wem all das nicht reicht, kann diverse Zubehörpakete wählen und seine AT auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Allerdings hat all das – wie immer im Leben – seinen Preis. Doch wer sein Erspartes von 18.450 Euro – oder 19.550 Euro mit DCT – für eine neue Adventure Sports auf den Tisch legt, erhält ein sehr wertiges, hervorragend funktionierendes und faszinierendes Motorrad.