Norton Manx und Manx R: Neuer V4 für Superbike und Naked Bike

Norton Manx und Manx R für 2026
Superbike und Naked Bike mit neuem V4

ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.11.2025
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Norton Motorcycles hat zur EICMA 2025 seine neue Modellgeneration vorgestellt und damit den Beginn einer umfassenden Neuausrichtung eingeläutet. Im Mittelpunkt des Auftritts stehen zwei sportliche Neuentwicklungen: die vollverkleidete Norton Manx R mit Stummellenker und das sportliche Naked Bike Norton Manx, beide mit neu entwickeltem V4-Motor.

Beide Modelle sind Teil der sogenannten "Resurgence"-Strategie, mit der Norton unter dem Eigentümer TVS Motor Company (Indien) seine Zukunft als global agierende Premiummarke sichern will.

Norton Manx R: Supersportler mit Straßenfokus

Die vollverkleidete Manx R ist als Flaggschiff der neuen Norton-Generation positioniert. Das Modell soll laut Hersteller eine Verbindung aus Performance, Präzision und handwerklicher Fertigung darstellen. Der Schwerpunkt liegt auf einem leistungsstarken, drehmomentorientierten Motor und einem Leistungsgewicht von unter einem Kilogramm pro PS.

Neuer V4-Motor mit 1.200 Kubik und 206 PS

Herzstück der Norton Manx R ist ein neuer 72-Grad-V4-Motor mit 1.200 cm³ Hubraum, der laut Hersteller auf 206 PS bei 11.500/min und 130 Nm Drehmoment bei 9.000/min kommt. Der aus Aluminium gefertigte Motor ist für ein besonders breites nutzbares Drehzahlband ausgelegt. Norton betont, dass die maximale Performance nicht auf Spitzenleistung, sondern auf Fahrbarkeit im realen Straßenbetrieb ausgelegt ist.

Die Entwicklung stützte sich auf die Auswertung von über 30.000 Kilometern Telemetriedaten aus dem Alltagsbetrieb. Ziel war es, zwischen 5.000 und 10.000/min ein möglichst hohes Drehmoment bereitzustellen. Mit einem Trockengewicht von 204 Kilogramm erreicht die Norton Manx R ein Leistungsgewicht von etwa 1 PS pro Kilogramm.

Chassis und Fahrwerk

Der Gussrahmen der Norton Manx R ist auf präzises Feedback und natürliche Rückmeldung ausgelegt. Anstelle einer reinen Rennstreckenabstimmung setzt Norton auf ein alltagstaugliches, kontrollierbares Handling. Die semiaktive Federung stammt vom italienischen Spezialisten Marzocchi und passt Druck- und Zugstufe in Echtzeit an.

Die Brembo-Hypure-Bremsanlage kommt mit 330-mm-Doppelscheiben vorn und 245-mm-Einzelscheibe hinten zum Einsatz. Dazu fährt die Norton Manx R auf 17-Zoll-BST-Carbonrädern mit Pirelli Diablo Supercorsa V4SP-Bereifung.

Elektronik und Fahrassistenz

Ein umfangreiches Elektronikpaket soll für Fahrstabilität und Anpassungsfähigkeit sorgen. 5 Fahrmodi (Regen, Straße, Sport sowie zwei konfigurierbare Track-Profile) beeinflussen Leistungsentfaltung, Fahrwerk und Elektronik.

Zu den Systemen gehören etwa:

  • Kurven-ABS und Kurventraktionskontrolle (sechsachsige IMU)
  • Wheelie- und Schlupfkontrolle
  • Steigungsabhängige Regelung
  • Quickshifter mit Auto-Blipper-Funktion
  • Startassistenz und Berganfahrhilfe
  • Kurven-Tempomat – ein in diesem Segment seltenes Feature
Kurven-TempomatWenn das Motorrad in eine Kurve einfährt, erkennt die IMU den Schräglagenwinkel und reduziert automatisch die Motorleistung oder den Gasbefehl, um eine dem Kurvenradius angepasste, stabile Geschwindigkeit zu halten. Sobald das Motorrad die Kurve verlässt, wird die Leistung wieder sanft erhöht.

Die gesamte Steuerung erfolgt über ein 8-Zoll-TFT-Touchdisplay, das Smartphone-Integration, GoPro-Steuerung und Live-Tracking bietet.

Norton Manx als Naked Bike

Die Norton Manx teilt Design- und Technikgrundlagen mit der R-Version, richtet sich aber stärker am Alltagsgebrauch aus, mit einer aufrechteren Sitzposition und einer drehmomentbetonten Leistungsentfaltung. Welche Komponenten bei der Norton Manx zum Einsatz kommen, ob es die gleichen sind, wie an der Manx R, hat der Hersteller bislang nicht kommuniziert.

Beide Modelle entstanden unter der Leitung von Simon Skinner, Leiter des Designs bei Norton, in Zusammenarbeit mit Gerry McGovern, bekannt für seine Designarbeit bei Jaguar Land Rover.

Marktstart für Saison 2026 geplant

Mit der neuen Manx-Reihe will Norton seine Rückkehr in das Segment leistungsstarker Straßenmotorräder markieren. Die Modelle repräsentieren den Start einer breiteren Produktoffensive, die laut Unternehmen 2026 mehrere weitere Neuheiten umfassen soll.

Parallel dazu erweitert Norton sein internationales Händlernetz auf mehr als 200 Standorte in Europa, Nordamerika, Indien und dem Vereinigten Königreich. Der Produktionsstart der neuen Modelle ist für die kommende Saison vorgesehen.

4 neue Norton-Bikes als Startsignal

Die Norton Manx und Manx R bilden die sportliche Spitze der neuen Modellpalette, die insgesamt 4 Motorräder umfasst. Neben den beiden Sportmodellen gehören dazu die Adventure-Bikes Atlas und Atlas GT. Sie sollen Nortons Portfolio neu strukturieren und den traditionsreichen Namen in das moderne Motorradsegment überführen.

200 Millionen Pfund Investitionen seit Übernahme

Die Entwicklung der neuen Modellreihe erfolgte an Nortons modernisiertem Standort in Solihull (West Midlands, England). Seit der Übernahme durch TVS im Jahr 2020 wurden dort mehr als 200 Millionen Britische Pfund investiert. Der Standort soll künftig als weltweites Forschungs- und Entwicklungszentrum dienen und über Produktionskapazitäten für bis zu 8.000 Motorräder pro Jahr verfügen.