Drehmomentmonster FM Factory Torque aus China für Europa

Davinci Motor DC 100 kommt mit 850 Nm nach Europa
101.000 Euro kostet der China-Brummer aus Italien

Veröffentlicht am 29.07.2024

Davinci Motor aus China präsentierte bereits 2021 das Elektromotorrad DC 100. Die Optik ist markant: Angelehnt an das Axthieb-Design schwedischer Autobauer der 1990er-Jahre, dient es nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern auch der Funktionalität. Der Akku und die Steuerungselektronik nehmen beträchtlichen Platz ein, eine Herausforderung, die Davinci elegant gelöst hat.

DC 100 und DC Classic

Die Entwicklung der DC 100 erfolgte in Zusammenarbeit mit der Tsinghua University in Peking. In Zibo, China, wurde ein neues Werk für Davinci errichtet, das im August 2022 in Betrieb genommen wurde. Auf der EICMA 2022 stellte Davinci Motor sich und die DC 100 dem europäischen Markt vor. Während die DC 100 ein futuristisches Erscheinungsbild hat, bietet die Ende 2022 vorgestellte DC Classic eine halbklassische Alternative. Sie integriert Designelemente aus den Bereichen Café Racer und Bobber. Der gerippte Akku-Pack im Zentrum der DC Classic erinnert uns optisch an einen Rimowa-Koffer, das restliche Design finden wir gelungen. Beide Modelle sollen sich durch innovative Technik auszeichnen: Das Motorrad soll eigenständig bremsen und anderen Fahrzeugen automatisch ausweichen können.

FM Factory Torque 1/1 auf der EICMA 2024

Die italienische Firma FM Factory, eine Marke von Filante Corporate, wird die Davinci DC 100 in Europa unter dem Namen Torque 1/1 anbieten. Die technischen Daten bleiben unverändert, der Preis für dieses Modell liegt bei 101.000 Euro. Auf der EICMA 2024 soll die Torque am Stand von Davinci vorgestellt werden.

Robobikes mit 136 PS

Die technischen Daten sind beeindruckend: Eine Spitzenleistung von 100 Kilowatt (136 PS) soll die DC-Modelle in unter 4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h ermöglichen. Das maximale Drehmoment soll beachtliche 850 Nm am Hinterrad betragen – vergleichbar mit dem Raddrehmoment einer KTM 1290 Super Duke R bei Vollgas im 3. Gang. Der Akku-Pack soll mit einer Kapazität von 17,7 kWh eine Reichweite von 357 Kilometern (nach WLTP) bereitstellen und kann am CCS-Schnelllader innerhalb 30 Minuten aufgeladen werden.

Automatisiertes Rangieren mit Schrittgeschwindigkeit

Besondere Features der Davinci-Modelle sind jedoch nicht nur in den technischen Daten zu finden. Der kräftige Radnabenmotor fungiert auch als hintere Betriebsbremse und kann rekuperieren. In Deutschland wäre das rechtlich erlaubt; Bosch hält ein entsprechendes Patent. Das Davinci-System ist in die konventionelle Bremsanlage vorn integriert. Zudem bietet der Motor ein Rangiersystem mit einer Geschwindigkeit von maximal 7 km/h vorwärts wie rückwärts. Funktionen wie Berganfahr- und Abfahrhilfe sowie Traktionskontrolle erscheinen dagegen fast schon konservativ. Ein weiterer Höhepunkt ist die Möglichkeit von Over-the-Air-Updates für die Bord-Software.

Teilautonome Funktionen

Die aktuelle Technikplattform umfasst auch ein selbstregelndes EPS-System (Electronic Power Steering), welches das Motorrad selbstständig stabilisieren und manövrieren kann. Basierend auf diesem System und der Umgebungswahrnehmung ist es möglich, mehrere Davinci DC-Modelle im Follow-Modus teilautonom durch den Verkehr zu steuern. Mit einem Smartphone als Fernbedienung kann eine Davinci sogar selbstständig mit Schrittgeschwindigkeit einparken. Die Software möchte Davinci als Open-Source zur Verfügung stellen, sodass Entwickler frei daran arbeiten können.

Davinci DC 100 kommt 2025 nach Europa

Seit Herbst 2022 konnte die DC 100 direkt bei Davinci Motor online reserviert werden, auch aus Europa. Der Preis für Europa lag bei 26.000 Euro. Die Auslieferung sollte im 2. oder 3. Quartal 2023 starten. Eine europäische Niederlassung war ebenfalls geplant. Nichts davon wurde bis Mitte 2024 Realität. Das Torque 1/1 Modell von FM Factory wird sogar bei 101.000 Euro liegen. Dafür soll das Paket edle Teile von Öhlins und Brembo sowie geschmiedete Aluminiumräder enthalten. Woher allerdings der Sprung von 26.000 auf 101.000 Euro sonst noch kommt, erfahren wir wohl erst auf der EICMA 2024.