Honda NT-R 1100: sportliche VTR-Nachfolgerin

Honda NT-R 1100 neu für 2025?
Tritt die NT-R das sportliche Erbe der VTR an?

Veröffentlicht am 29.09.2024

Ende des letzten Jahrtausends schickte sich Honda an, Ducati ein Stück vom V2-Sportler-Kuchen zu klauen. Mit der VTR 1000 F. Und mit durchwachsenem Erfolg, weil die VTR mehr dynamischer Tourer als reines Renngerät war. Und heute? Fehlt so ein Zweizylinder-Feger für alle Lebenslagen von Fetzen bis Fernweh im Honda-Programm. Nicht mehr lange, wenn’s nach uns geht.

Honda VTR 1000 als sportliche Vorlage

Ein kurzer Rückblick in Richtung letzte Jahrtausendwende: Ducati versohlte mit den schnellen V2-Desmo-Raketen den japanischen Vierzylindern in der Superbike-WM regelmäßig den Hintern, und auch bei der am Stammtisch gefragten Emotion für mögliche Kaufentscheide lagen die Italiener meilenweit vorn. Ein untragbarer Zustand für Honda. Fürs Kerngeschäft zog Honda deshalb 1997 die VTR 1000 F aus dem Hut, um Bolognas Stammklientel zumindest ins Grübeln zu bringen. Und in der Superbike-WM gab’s mit den schärferen, vollverkleideten Versionen SP1 sowie SP2 und "Texas Tornado" Colin Edwards auch endlich die ersehnten WM-Titel. Im Jahr 2006 verschwand die Honda-intern SC36 genannte VTR 1000 F wieder. Und die Ära großer japanischer V2-Sportler neigte sich bereits dem Ende zu.

Heute mit Reihenzweizylinder-Motor statt V2

Inzwischen reicht es für V2-Motoren selbst bei Ducati nur noch für Nebenrollen, bei den meisten Herstellern spielen längst Reihen-Zweizylinder die erste Geige. Die sind kompakter unterzubringen und, vor allem, weniger aufwendig sowie kostengünstiger. Das gilt auch für Honda. Africa Twin, Transalp, Hornet 750 – wichtige Volumen-Modelle setzen auf diese Motorbauart. Und das würde doch ebenso für eine Neuauflage der VTR taugen, oder etwa nicht? Mit dem Motor der Honda CRF 1100 L Africa Twin oder Honda NT 1100? Klingt gut!

Die Honda Hawk 11 gibt es bereits – aber bisher nur in Japan

In Japan – aber bisher nur dort – bekommen die Honda-Fans so etwas schon seit 2022: Honda Hawk 11 (Falke 11) heißt das Modell, das mit seinem Retro-Design an die Triumph Speed Triple 1200 RR erinnert. Nein, wenn eine neue "VTR 1100" kommen soll, dann muss sie anders aussehen, moderner. Schließlich zierte sie zu Bauzeiten in den USA der Name "Superhawk". MOTORRAD und Designer Kar Lee haben daher die Köpfe zusammengesteckt und eine neue NT-R 1100 "entwickelt".

NT-R statt VTR

Warum nicht mehr VTR? Weil das Kürzel für "V-Twin-Road" steht. Das haut nicht mehr hin, weil sich der Entwurf wie erwähnt direkt beim Reihenzweier-Aggregat der Honda CRF 1100 L Africa Twin und Honda NT 1100 bedient. Deren Motor ist immerhin gut für 102 PS bei 7.500/min, die er mit gemäßigter Verdichtung von 10,1 zu 1 aus seinen 1.084 Kubik entwickelt. In einem ersten Schritt wäre das völlig ausreichend, um damit sportlich unterwegs zu sein. In einem zweiten Schritt könnte die Erweiterung der Modell-Bezeichnung um ein hinten angehängtes R auf NT-R 1100 R vielleicht noch ein paar PS obendrauf bescheren.

MOTORRAD-Konzept Honda NT-R 1100

Mit dem 1100er-Reihenzweizylinder-Motor ist schon alle Verwandtschaft zu den aktuellen, hochbeinigen Honda-Modellen aufgezählt. Ganz anders gestrickt ist das Fahrwerk unserer NT-R 1100: Vom Lenkkopf zum Schwingenlager zieht sich ein Aluminium-Rahmen, der selbst mit mehr als den bisher gebotenen 102 PS keine Probleme hätte. Anders als bei der Ur-VTR steckt die Schwingenachse nun direkt im Rahmen und nicht mehr allein im Motor. Ihr hohes Profil bürgt für Stabilität, während der leichte Schwung nach oben Platz für die zwei Auspuffe links und rechts macht. Die müssen einfach sein, als Hommage an die olle VTR. Und schließlich geht der fette Einzel-Schalldämpfer der Honda NT 1100 locker als Verbrechen im Sinne der Stilpolizei durch.

Fahrwerk und Bremsen auf aktuellem Niveau

Mit Pneus im 120er- und 180er-Format rollt die NT-R in den nicht überbreiten Fußstapfen ihrer V2-Oma, dafür steckt nun in den Gabelbrücken eine voll einstellbare Upside-down-Gabel samt golden beschichteten Standrohren. Ebenfalls voll auf Sportsgeist getrimmt, kommen die radial angeschraubten Bremszangen daher, die zusammen mit den 320er-Scheiben und Kurven-ABS-überwacht beste Bremswege garantieren. Zumindest bei Fahrwerk und Bremsen hielt sich die erste VTR-Generation damals beim Griff ins oberste Teileregal vornehm zurück. Die NT-R würde an diesen Stellen ein paar Controller-Euros mehr lockermachen, und den VTR-Fans würde das umso besser gefallen.

Neues, sportliches Honda-Modell für VTR-Fans

Die freuen sich ebenso darüber, dass das Thema Sport bei der NT-R 1100 zwar größer geschrieben wird, die bequeme, einteilige Sitzbank sowie die über der oberen Gabelbrücke angeklemmten Stummel mit griffgünstiger Kröpfung und Knieschmerz-frei platzierten Rasten für Fahrer und Sozius aber weiterhin auch das Thema Touring mit einem Ausrufezeichen versehen. Wie bei der VTR bleibt der Platz am Heck allerdings begrenzt, zählt der Look mehr als der Gepäcktransport-Praxisnutzen. Das war 1997 nicht anders. Von daher droht VTR-Fans keine wesentliche Umstellung.

Kühler vorn und LED-Leuchten

Woran sie sich aber gewöhnen müssen, ist der vor dem Reihenzweizylinder platzierte Kühler. Ein Layout, das die NT 1100 zusammen mit dem Krümmer und seiner Katalysator-Verkleidung vorgibt und das notwendig ist, um den Kostenrahmen nicht komplett zu sprengen. Kühlerbedingt fällt die Halbschale der NT-R im vorderen Bereich etwas breiter aus als beim schmalen VTR-Plastik mit den beiden seitlich integrierten Kühlern. Dafür zieht sich das Kunststoffkleid im engen Schwung um den Lenker und findet beim Hauptrahmen den logischen Abschluss. Mit den frechen LED-Leuchten erfüllt der Frontscheinwerfer aktuelle Standards, die hellen und kleinen Lichtspender sitzen zudem in Blinkern und Heckleuchten.

Honda NT-R 1100 und NT-R 1100 R für 2025?

Und wenn in einem zweiten Schritt wirklich noch eine Honda NT-R 1100 R mit deutlich über 100 PS käme – wir wären vorbereitet. Mit einem Frontmasken-Design, das sich mitsamt Ram-Air an der aktuellen Fireblade orientiert, bekommt der Look unserer NT-R 1100 R eine noch rasantere Note, bei dem die Sauerstoffmoleküle unter Fahrtwinddruck durch die zentrale Öffnung direkt Richtung Airbox strömen. Das wäre dann wirklich ein richtig furioser Falke, ein Superhawk. Von uns aus gern für 2025.