BMW R nineT Modelljahr 2021 im Fahrbericht

BMW R nineT Modelljahr 2021 im Fahrbericht
Charakterstarker luft-/ölgekühlter Boxer mit Euro 5

Veröffentlicht am 03.07.2021

Mit Euro 5 ändert sich bei der Neo-Retro-BMW auf den ersten Blick nur wenig, was für viele eine gute Nachricht sein dürfte. Die jüngste Ausbaustufe des Zweizylinders ist, wie bei BMW üblich, an den neu gestalteten Zylinderköpfen erkennbar. Dahinter soll ein neues Turbulenzsystem eine sauberere, bessere Verbrennung ermöglichen. Boxer-Kennern wird außerdem der längere erhöhte Leerlauf auffallen, der den Katalysator schneller auf Betriebstemperatur bringen soll. Eine weitere Maßnahme, um Emissionen zu senken.

Euro 5-R nineT mit mehr Punch

Durch die Modifikationen haben die NineT-Modelle nominell eine Pferdestärke (nun 109 statt 110) verloren, was selbst auf dem Prüfstand unter Messtoleranz laufen dürfte. In der Praxis spielt das erst recht keine Rolle. Hier, und das ist durchaus spürbar, zählt die jetzt früher anliegende Maximalleistung (bei 7.250 statt 7.750 u/min). Das maximale Drehmoment (116 Nm bei 6.000 u/min) blieb unverändert, im für die Landstraße relevanten Bereich zwischen 4.000 und 6.000 Touren liegt es jedoch über dem Niveau der Euro-4-Triebwerke. Der bewährte Antrieb begeisterte schon vorher mit viel Druck im Drehzahlkeller und souveränem Drehmoment über das gesamte Drehzahlband. Nun bietet er eben noch etwas mehr Punch. Zu den bisherigen Fahrmodi "Rain" und "Road" kommen nun gegen Aufpreis "Dyna" (NineT und NineT Pure) bzw. "Dirt" (Scrambler und Urban G/S) dazu, die das Ansprechverhalten schärfen und etwas mehr Schlupf zulassen. Leider ein empfehlenswerter Haken im Konfigurator.

Dass die NineT ist etwas leiser geworden ist, fällt nicht sofort auf, denn die je nach Modell unterschiedlich geformten und verlegten Endtöpfe bleiben akustisch jederzeit präsent. Ein paar Dezibel weniger könnten dennoch bei manchen Interessenten den entscheidenden Ausschlag für eine Euro-5-NineT geben.

Kurven-ABS Serie, Kurvenlicht optional

Die Modellpflege betrifft jedoch nicht nur den Motor. Das neue Federbein mit wegabhängiger Dämpfung erhöht etwas den Komfort auf holperigen Strecken, die grundsätzliche Abstimmung bleibt aber eher straff, selbst bei der Scrambler und Urban G/S, deren Fahrwerke mehr Reserven bieten. Damit bleibt sich die Retro-BMW treu, gibt sich handlich und intuitiv und je nach Fahrernaturell auch etwas tourentauglich. Auch auf die bissfeste Bremse ist jederzeit Verlass, die nun sogar serienmäßig mit Kurven-ABS ("ABS-Pro") unterstützt wird.

Weitere Kaufanreize setzen LED-Blinker und der neue Scheinwerfer, den nun serienmäßig ein Tagfahrlicht-Balken ziert und damit einen höheren Wiedererkennungswert als der alte Halogen-Rundscheinwerfer aufweist. Gegen Aufpreis ist zusätzlich ein Kurvenlicht integriert, neben besagten "Fahrmodi Pro" ist zusätzlich ein Tempomat bestellbar. Auch wenn damit vermeintlich noch mehr Elektronik in die heile Retro-Welt eindringt, steht die NineT nach wie vor für Schrauberfreundlichkeit und Customizing-Optionen ab Werk. So lässt sich jedes Modell wie gewohnt durch neu aufgelegte "Option 719"-Frästeile, andere Tanks, Endschalldämpfer oder diverse Heckvarianten aufbrezeln.

Racer-Variante mit Halbschale fällt weg

Bis auf den Entfall der Racer-Variante mit Halbschale bleibt somit alles im besten Sinne beim Alten: NineT und NineT Pure sprechen vor allem Fans klassischer Straßenmotorräder an, die Unterschiede liegen hier hauptsächlich im Fahrwerk und somit auch im Kaufpreis. Scrambler- und Urban G/S geben sich mit 19-Zoll-Vorderrad und mehr Federweg etwas geländeaffiner. Für längere Geländeausflüge ist ihre Ergonomie jedoch weniger geeignet. Sei’s drum, bei de R nineT geht es schließlich um das Genießen und gewissermaßen um die Essenz des Motorradfahrens. Umso schöner, dass uns dieses Zusammenspiel aus klassischer Formgebung und moderner Technik erhalten bleibt.